Solch einen Ansturm erlebt das Deutsche Eck ansonsten wohl nur zu Musikfestivals oder Rhein in Flammen. Die Ausbildungsmesse Azubispots zog Tausende Jugendliche an. Mehr als 100 Ausbildungsbetriebe präsentierten sich am Eck. Neu in diesem Jahr: Die Mitmachmeile sorgte für Erfahrungen aus erster Hand.
Gleich doppelt ins Schwarze trafen die Veranstalter der Azubispots, die Bundesagentur für Arbeit, die Handwerkskammer Koblenz und die IHK Koblenz. Nicht nur die Jugend nahm die Angebote liebend gern an, auch die Ausbildungsbetriebe nutzten die Gelegenheit, neben ihrer Leistungsfähigkeit auch Berufsgruppen vorzustellen, die vielleicht nicht so im Fokus der Jugend stehen.
Wir müssen dahin gehen, wo die Jugendlichen sind, die berufliche Ausbildung muss kreativer präsentiert, die tollen Chancen der einzelnen Berufe müssen deutlicher herausgestellt werden.“
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP)
„Die Azubispots sind ein tolles Format”, bestätigte die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) bei der Eröffnung. Sie sagte: „Wir müssen dahin gehen, wo die Jugendlichen sind, die berufliche Ausbildung muss kreativer präsentiert, die tollen Chancen der einzelnen Berufe müssen deutlicher herausgestellt werden.”
Für Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, hat oberste Priorität, sich als Jugendlicher rechtzeitig mit der Berufswahl auseinanderzusetzen. „Informieren, ausprobieren, Praktika machen”, waren ihre Vorschläge. Rheinland-Pfalz sehe sie im Bereich der beruflichen Ausbildung auf einem recht guten Weg. Insgesamt gelte aber für Deutschland: „Bis 2035 fehlen infolge des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels sieben Millionen Arbeitskräfte.”

Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der HwK Koblenz, stellte die Vorteile der beruflichen Ausbildung in den Vordergrund. „Nicht nur im Studium sind die höheren Weihen zu erringen.” Einen starken Trend sehe er in Richtung der Klimaberufe. Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, bestätigte die Notwendigkeit, im Rahmen des Recruitings zeitgemäß und authentisch im Social-Media-Bereich aufzutreten.
Am Eck war die Stimmung insgesamt sehr offen und kommunikativ. Lange nicht jeder Jugendliche will Influencer werden, war in Gesprächen zu erfahren, auch die sozialen Berufe werden wieder mehr in den Blick genommen. Und auch das Handwerk behauptete seinen Platz, macht es doch wirklich Spaß, mal einen Lkw zu fahren oder seine Fähigkeiten im Baggersimulator auszuprobieren. Auf der Mitmachmeile konnten die eigenen Fertigkeiten spielerisch getestet werden.

Albandare, Karam, Zoé, Lara und Kristina von der Realschule plus in Kobern-Gondorf hatten schon einen Rundgang hinter sich. Sie berichteten, bei der Berufswahl teilweise noch unschlüssig zu sein. Zoé kann sich vorstellen, in Richtung Heilerziehungspflege zu gehen, sei sich aber noch nicht sicher. Albandare konnte am Stand des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein Kontakte auffrischen, sie hatte am Standort Mayen mal ein Praktikum gemacht. Karam bleibt wohl bei seinem Wunsch zu studieren, und Lara fühlte sich bestätigt, in Richtung Erzieherberuf zu gehen.
Am Stand der Firma Sapek berichteten die Auszubildenden Sinan Barz und Christina Bauer von ihren Erfahrungen: „Wir haben wirklich einen tollen Betrieb gefunden, abwechslungsreiche Arbeit, gutes Betriebsklima, wir fühlen uns sehr wohl.” Ihr Kollege Niclas Wyatt hatte sein Studium zugunsten einer Ausbildung beendet. „In dem einen Lehrjahr habe ich mehr von dem, was mir wirklich liegt, gelernt als im Studium.” Gefunden hat er seine Stelle bei einer Azubi-Messe in Andernach.

Dass man auch mit einer klassischen handwerklichen Ausbildung ganz nach oben kommt, zeigte mit viel Freude Maximilian Orth, Geschäftsführer der Gebrüder Orth GmbH aus Bad Neuenahr. Ging es früher nur per Leiter aufs Dach, nutzt der moderne Dachdecker heute Kräne wie den Klaas K 2500 und schwebt damit bis auf 50 Meter Höhe. „Ein toller Beruf, mit oder ohne Kran”, so Orth begeistert.
Viel höher hinaus können nur noch Elias und Johannes einmal kommen. Die beiden absolvieren eine Ausbildung als Fluggerätmechaniker bei der Luftwaffe in Büchel und haben noch den großen Traum, einmal Jet-Pilot zu werden.