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Koblenz
Autor recherchiert für neuen Krimi bei Koblenzer Sternekoch

Bei der Recherche für seinen neuen Krimi hospitierte Christof A. Niedermeier (rechts) als "Küchenhilfe" bei Sternekoch Mike Schiller.

Peter Karges

Koblenz. Die menschliche Fantasie ist begrenzt. Dies gilt auch für Schriftsteller, weswegen Literatur oftmals persönlich Erlebtes widerspiegelt, so reüssierte Kaufmannssohn Thomas Mann mit den Buddenbrooks, Goethe im Werther mit einer großen, gescheiterten Liebe. Und zu dem Erlebten tritt natürlich die Recherche. So traf sich der in Oberwesel lebende Krimiautor Christof A. Niedermeier vor Kurzem mit dem Koblenzer Sternekoch Mike Schiller, um bei ihm zu sehen, wie man Leipziger Allerlei, Eifler Rehrücken oder Pastinakenpüree zubereitet.

Von unserem Mitarbeiter Peter Karges

Motiv des Besuchs: Der Held von Niedermeiers Kriminalromanen – der erste erschien im vergangenen Jahr im Ullstein-Verlag („Waidmanns Grab“) – ist Küchenchef in einem Restaurant gegenüber der Loreley. Das perfekte Essen ist nicht zuletzt eine Frage des richtigen Timings. „In der Gastronomie kocht ja in der Regel niemand ein Gericht allein, sondern mehrere bereiten die einzelnen Komponenten zu. Entscheidend ist dabei, dass die verschiedenen Zutaten exakt zum richtigen Zeitpunkt zusammengeführt werden“, erläutert Mike Schiller, während er den Tellerboden für „Schillers Allerlei“, seine Variante des Leipziger Allerlei, mit geschäumter Spargelcremesuppe bedeckt. Christoph A. Niedermeier wartet währenddessen schon darauf, um auf den präparierten Tellerboden die weiteren Zutaten zu setzen: Kalbsbriesröschen, verschiedene Gemüse – weißer und grüner Spargel, Minikarotten, Zuckerschoten und Erbsen -, Flusskrebse, Morcheln sowie einen Hahnenkamm. Zutaten, die lange vorher vorbereitet wurden, teilweise einen Tag im Voraus. Wie der Hahnenkamm, der erst über Nacht gewässert und dann in einem Geflügelfond und in Zwiebeln weich geköchelt wurde. Und auch das Kalbsbries, eine Innerei, braucht eine längere Vorlaufzeit. „Man muss es bei 67 Grad eine Stunde im Wasserbad garen und dann erkalten lassen“, sagt Mike Schiller, dessen Kochkünste in der aktuellen Ausgabe des Gastroführers „Guide Michelin“ mit einem der heiß begehrten Sterne gewürdigt werden.

Der 47-jährige Krimiautor ist mit der Recherche für seinen neuesten Roman, der Anfang kommenden Jahres unter dem Titel „Mörderisches Menü“ erscheinen wird, vollends zufrieden. „Es ist äußerst interessant, einem Sternekoch bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen, und dann schmeckt das Resultat auch noch so vorzüglich“, sagt Niedermeier, während er die Morcheln und die Flusskrebse von „Schillers Allerlei“ mit sichtlicher Wonne verspeist. Sein neuer Krimi verspricht aber nicht nur Spannung, die auf einer akribischen Recherche fußt – unter anderem besuchte er eine Fischzucht, da das Opfer in einem Teich ertrunken ist -, sondern auch Ansporn für die Arbeit am heimischen Herd. Denn das neue Buch wird auch ein Gourmetrezept enthalten, das Sternekoch Mike Schiller zusammengestellt hat.

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