Eben dieser spannenden Verbindung beider Bereiche widmet Andino jetzt in einem Buch „75 Minuten zwischen Illusionskunst und Philosophie“, so der Untertitel und überschreibt das Ganze als „Zauberphilosophische Geschichten“. Geschichten, die eng verquickt sind mit der eigenen Biografie, mit eigenen Erlebnissen und Erfahrungen. Wenige sind länger als eine Buchseite, auch nicht die über Malachini Caligari, der schon in den 60er-Jahren in dem kleinen, zur Erholung nach Borkum verschickten kleinen Jungen die staunende Bewunderung fürs Zaubern weckte, über Erlebnisse des Schülers im Gymnasium auf der Karthause, die ihn unter anderem den „Wert des Widerspruchs“ lehrten und ihn in Kontakt brachten mit Lehrern wie Günther Lennartz, die auch keinen Widerspruch zwischen Zauberei und Philosophie sahen, bis zur Studienzeit in Bonn.
Auch da trifft Andino immer wieder auf Professoren, die ihn auf dem eingeschlagenen Weg bestärken, darin, die Zauberei, mit der er mittlerweile einen Teil seines Studiums finanziert, nicht aufzugeben. Und die ihm nebenbei grundlegende Erkenntnisse vermitteln, das erst Weiterkommen ermöglichende Eingeständnis des eigenen Unwissens, den unschätzbaren Wert des Gesprächs, des Dialogs. Eingestreut, dazwischen, findet sich auch Anekdotisches, über humorvolle Dozenten, Charakterköpfe, die direkt der „Feuerzangenbowle“ hätten entsprungen sein können.
Vielfältige Engagements
Breiten Raum nehmen dann natürlich die Geschichten ein, die um seine mehr oder minder großzügig entlohnten Auftritte als Zauberer an den unterschiedlichsten Orten und bei den verschiedensten Gelegenheiten kreisen, von der Kufa über Geburtstage bis zum Binger Literaturschiff, auf dem sich sogar Pavel Kohout in eine Nummer einbauen lässt. Da ist die Koblenzer OB-Wahl 1994, als er die beiden Kandidaten mit Handschellen fesselte und damit den Fotografen das Motiv schlechthin lieferte, da sind die 43 Vorstellungen bei der Buga 2011 oder der 1996 von Rheinland-Pfalz gestaltete Empfang des Bundesaußenministers bei den Vereinten Nationen in New York, bei dem Andino nicht nur zaubert, sondern acht Stunden lang Tüten packt – mit Infobroschüren. Oder das Engagement beim Geburtstag eines unheilbar an Krebs erkrankten Mädchens.
Schmökern und philosophieren
Facettenreiche Miniaturen sind das, die beim Schmökern teilweise selber zum Philosophieren einladen könnten. Oder einfach dazu, sich an eigene Erlebnisse mit Andino, an zauberhafte oder nachdenkliche Stunden zu erinnern.
Das nicht mehr von dem 2020 verstorbenenen Maler und Grafiker Ralf Godde, mit dem der Autor lange befreundet war, sondern von Rt. Combo-Nist illustrierte Buch ist im Verlag Magische Welt erschienen und im Buchhandel erhältlich.