Spayer krönen Feierlichkeiten zum Jubiläum ihrer Gemeinde mit landeskundlicher Ausstellung in der Alten Kirche
Ausstellung in der Alten Kirche in Spay: Spannende Zeitreise durch 7000 Jahre
Reinhard Kallenbach

1200 Jahre Spay: Nachdem im Mai Corona-bedingt mit Verspätung gefeiert worden war, folgte jetzt das, was für viele als der eigentliche Höhepunkt der Feierlichkeiten in Erinnerung bleiben wird – die große Schau zur Ortsgeschichte in der Alten Kirche – eine landeskundliche Ausstellung im besten Sinne. Sie hatte nur einen Haken: Sie war auf den Samstag und Sonntag begrenzt.

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Reinhard Kallenbach

Mehr ging leider nicht. Die Organisatoren der Dokumentation „Leben und Arbeiten am Spayer Rheinbogen“ um Alexander Ritter und Günther Werner verweisen unter anderem auf den engen Terminkalender für die Alte Kirche. Das hat das Organisationsteam aus den Reihen des Förderkreises Peterskapelle und der Ortsgemeinde nicht daran gehindert, eine wahre Schatztruhe für eine Zeitreise zusammenzustellen, die von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart reichte. Viele Exponate stammten aus Privatbesitz, da-runter Kleider aus der Zeit um 1890 bis 1914.

„Von meinen Urgroßeltern“, verrät Ritter. Der promovierte Historiker arbeitet derzeit an der großen Festschrift zum Jubiläum, die im kommenden Jahr erscheinen soll. Sie wird auf intensiven Quellenstudien beruhen. Es kommt nicht von ungefähr, dass auch die Urkunde des Stauferkönigs Heinrich VI. vom 4. April 1190 zu sehen war – allerdings aus konservatorischen und versicherungstechnischen Gründen nur als Fotografie. Das Original befindet sich in Frankfurt. Die Urkunde betrifft die Einkünfte der Spayer Kirche und ist die älteste erhaltene Originalurkunde, die die Gemeinde betrifft.

Steinbeil zeugt von der langen Siedlungsgeschichte

Und was ist mit der Urkunde von 821, mit der die Spayer die Ersterwähnung ihrer Gemeinde hervorheben? Das Original ist nicht mehr erhalten, heute existiert nur noch eine Abschrift, die allerdings in die gleiche Zeit datiert.

Der eigentliche Star der Ausstellung wirkte eher unscheinbar: ein Steinbeil, aus der Zeit von 5000 bis 3500 vor Christus. Es wurde um 1900 auf der Oberspayer Schottel gefunden und steht für die lange Siedlungsgeschichte am Ort, der auch in römischer Zeit eine gewisse Bedeutung gehabt haben muss. Dafür spricht auch der Fund einer Villa „Auf der Schal“, die als Rekonstruktionszeichnung zu sehen war.

Porträtkopf desSeptimus Severus
Reinhard Kallenbach

Porträtkopf des Imperators Septimus Severus war ebenfalls zu sehen

Ein weiteres Indiz: Der Porträtkopf des Imperators Septimus Severus, der von 193 bis 211 regierte – im Original versteht sich. Das, was heute in Brey zu sehen ist, ist nämlich eine Kopie. Gefunden wurde der Kopf beim Bau der B 9-Umgehung 1952. Damals kamen Teile mehrerer römischer Statuen hervor, das Bildnis des Imperators gehörte zu einer Kolossalstatue. Nur fünf Jahre später wurde der Münzschatz von Spay entdeckt, wobei der genaue Fundort unbekannt ist. Fest steht: Um das Jahr 300 wurden 859 römische Münzen in einem Topf versteckt.

Zu den weiteren Kostbarkeiten, darunter liturgisches Gerät und Gemälde, gehörten wertvolle Münzen aus dem Spätmittelalter und Bodenfliesen aus der Peterskapelle. Was die Besucher jedoch besonders interessierte, waren die vielen historischen Fotos und Ansichtskarten, die die wirtschaftliche und topografische Entwicklung ihres Heimatorts widerspiegeln. Fazit: Auch wenn die Schau nur kurz zu sehen war, hat die Arbeit der Organisatoren Perspektive. Es gibt also viele gute Gründe, sich auf die große Festschrift zu freuen.

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