Koblenz
Ausstellung: Der Erste Weltkrieg aus Sicht der Koblenzer
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Koblenz – Eine Ausstellung von Koblenzern für Koblenzer. Mit diesem Ansatz hebt sich die neue Dokumentation "Krieg! 1914 an Rhein und Mosel" ganz bewusst von dem ab, was derzeit landauf, landab über die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts geschrieben und gezeigt wird.

Von unserem Mitarbeitern Reinhard Kallenbach

Die am Sonntag im Mittelrhein-Museum eröffnete Schau ist ein würdiger Auftakt für einen Veranstaltungsreigen in der Stadt, mit dem staatliche und kommunale Einrichtungen an eine Zeit erinnern, deren direkte Folge die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte sein sollten.

Warum wird ausgerechnet in Koblenz ein solcher Aufwand betrieben? Beate Dorfey vom Landeshauptarchiv gab in ihrer Einführung eine klare Antwort: In der damaligen Hauptstadt der preußischen Rheinprovinz wurde in den ersten Augusttagen 1914 Weltgeschichte geschrieben. Denn hier richtete sich vorübergehend das Große Hauptquartier ein.

Das bedeutete: Kaiser Wilhelm II, seine wichtigsten Minister und die ranghöchsten Militärs quartierten sich in der Stadt ein. Die Entscheidung war ganz bewusst getroffen worden. Für den Aufbau der Westfront und die Nachschubsicherung hatte der Eisenbahnknotenpunkt Koblenz eine herauskragende Bedeutung. Dazu kam, dass die Festungsstadt Heimat des 8. Armeekorps war, das zu den wichtigsten militärischen Großverbänden des Deutschen Kaiserreichs gehörte.

Für die Koblenzer, die seit der napoleonischen Zeit nicht mehr mit kriegerischen Ereignissen konfrontiert worden waren, müssen es aufregende Tage gewesen sein – obwohl sie als Bürger einer Garnisonsstadt an die Präsenz des Militärs gewohnt waren. Dass so viele von ihnen auf den Schlachtfeldern des ersten „industriell“ betriebenen Krieges ihr Leben lassen mussten, ahnten zunächst wohl die wenigsten. Doch das sollte sich schon im Herbst 1914 ändern.

Kein moralischer Zeigefinger, keine Debatte um die Kriegsschuld: Den Machern der Ausstellung ging es um etwas anderes: Sie wollten den „kleinen Mann“ in den Mittelpunkt rücken, der am Ende für die Gier und Rücksichtlosigkeit sogenannter Eliten sehr oft mit seinem Leben zahlte. Am besten ging das mit Exponaten, die eben nicht aus den offiziellen Magazinen, sondern direkt aus den Familien kommen. Die Kuratorinnen Nora Löhr und Christina Runkel waren von der Resonanz eines Aufrufs sehr überrascht. Was ursprünglich in einem Schaufenster Platz haben sollte, entwickelte sich zu einer großen Dokumentation, bei der gleich drei Häuser eng zusammenarbeiteten: das Stadtarchiv, das Landeshauptarchiv und eben das Mittelrhein-Museum.

Das Spektrum der eingereichten Leihgaben reicht von öffentlichen Bekanntmachungen über die damaligen örtlichen Zeitungen bis hin zum kompletten Flugzeugpropeller. Ein Schwerpunkt liegt aber auf den persönlichen Stücken: Ein aus einem Granatsplitter hergestellter Brieföffner und Schmucktassen sind da nur zwei Beispiele. Und natürlich gibt es auch noch die schmuckvoll-pathetischen „Urkunden“, mit denen sich ein entfesselter Staat den Familien zuwendete, deren Söhne und Väter sinnlos geopfert wurden.

Die Ausstellung im „Kabinettsaal“ des Forum Confluentes (erstes Geschoss) ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 6 Euro (ermäßigt 4 Euro). Am letzten Ausstellungstag, Sonntag, 6. Juli, werden die Kuratorinnen durch die Schau führen. An diesem Tag wird der Eintritt 3 Euro (ermäßigt 2 Euro) kosten.

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