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Koblenz
Augusta-Serie, Teil 1: Feuerkopf und Wohltäterin
Augusta-Denkmal

Sichtbares Zeichen der Verehrung der Koblenzer für "ihre Kaiserin": das Augusta-Denkmal in den Koblenzer Rheinanlagen. Eingeweiht wurde es am am 18. Oktober 1896.

Thomas Frey

Koblenz - Vor 200 Jahren wurde die spätere Kaiserin Augusta in Weimar geboren. Wir wimden ihr, die Koblenz liebte und der Koblenz viel zu verdanken hat, eine Serie. Hier lesen Sie Folge 1: vom militärischen Berlin ins lebenslustige Koblenz.

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Koblenz – Vor 200 Jahren wurde die spätere Kaiserin Augusta in Weimar geboren. Wir wimden ihr, die Koblenz liebte und der Koblenz viel zu verdanken hat, eine Serie. Hier lesen Sie Folge 1: vom militärischen Berlin ins lebenslustige Koblenz.

„Das Leben der Kaiserin war einem Bache vergleichbar, der ruhig durch grünende Wiesen dahingleitet, aber die durstigen Blumen an seinem Ufer tränkt und dem Wanderer kühlend Erquickung spendet.“ So poetisch zeichneten nicht alle Zeitgenossen das Leben der am 30. September 1811 in Weimar geborenen Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, der späteren preußischen Kronprinzessin, Königin und Kaiserin. Das Zitat stammt aus einer Broschüre, die der Verlag der „Coblenzer Zeitung“ der am 7. Januar 1890 Verstorbenen widmete, „… der heimgegangen, uns Coblenzern unvergeßlichen, geliebten Kaiserin, der Protectorin von Coblenz, unserer Kaiserin …“

Die Koblenzer hatten allen Grund, um die Kaiserin zu trauern. Viel verdankten sie ihr, seitdem sie im Frühjahr 1850 mit ihrem zum Generalgouverneur der preußischen Rheinlande ernannten Gemahl, Kronprinz Wilhelm, ins ehemalige Kurfürstliche Schloss am Rhein eingezogen war. „Das hohe Interesse, welches die hochselige Kaiserin stets an den Entwickelungen der Stadt und an den Bestrebungen ihrer Bürgerschaft bekundete, und was sie für das Wohl derselben that, ist weit über die Grenzen unserer Provinz hinaus rühmlichst bekannt … Die segenbringende Thätigkeit unserer Wohlthätigkeitsanstalten verlor in der Heimgegangenen eine große Stütze; von den vielen äußeren Zeichen ihrer wohlwollenden Gesinnung gegen unsere Stadt tritt in den Vordergrund die großartige herrliche Schöpfung … die weitberühmten Anlagen, die aus einem mit Schilf und Weiden bewachsenen Leinpfad entstandene herrliche Promenade entlang des Rheines. Die Anlagen am Markenbildchen, am Löhrrondel u. s. w., sie alle verdanken ihre Entstehung dem Schönheitssinne der verewigten Kaiserin.“ So steht es in der Broschüre.

Umgekehrt empfand Augusta ihren Umzug an den Rhein – aus der Großstadt in die Provinz – als willkommene Befreiung von der nüchtern-militärischen, eben preußischen Atmosphäre in Berlin und Potsdam. Schließlich war die Tochter des Großfürsten Carl Friedrich und seiner Gattin, der Zarenschwester Maria Pawlowna Romanowa, im Großherzogtum Weimar zwar unter strenger Hofetikette, aber in einer politisch eher liberalen Atmosphäre aufgewachsen.

Ihr Großvater Karl August hatte am 5. Mai 1816 als erster deutscher Fürst eine Verfassung unterzeichnet und sein Fürstentum in einen modernen Staat verwandelt, der nicht nur Pressefreiheit gewährte, sondern auch die noch jungen Burschenschaften und ihre Bemühungen um eine deutsche Einigung unterstützte. Schon als Kind war die Prinzessin mit den Geistesgrößen ihrer Zeit in Kontakt gekommen, allen voran Johann Wolfgang von Goethe, der für sie „so etwas wie ein großväterlicher Freund“ war, schreibt die Historikerin Karin Feuerstein-Praßer in ihrer Augusta-Biografie. Goethe lobte die Zwölfjährige als „ganz liebenswürdiges und originelles Geschöpf“ von hellem Verstand, hoher Bildung und reichem Wissen. Unterricht erteilten unter anderem die von Goethe empfohlene Malerin Luise Seidel und sein Sekretär Riemer. Für die musikalische Erziehung des Mädchens war Johann Nepomuk Hummel zuständig.

Kein Wunder, dass Augusta und ihre Schwester Marie begehrte Partien auf dem adligen Heiratsmarkt waren und dass auch die preußischen Prinzen Karl und Wilhelm mehrfach auf Brautschau nach Weimar kamen. Die ging allerdings anders aus als geplant. Karl entschied sich nicht für Augusta, sondern für die „embellierte“, die modisch herausgeputzte Marie und feierte mit ihr im November 1826 Verlobung. Bei Wilhelm gestaltete sich die Entscheidung schwieriger. Der war in die schöne Eliza Radziwill, Tochter eines polnischen Grafen und einer preußischen Prinzessin, verliebt – keine adäquate Partie für einen Kronprinzen, da sie nicht aus einem regierenden Fürstenhaus stammte. Nach langem Zögern und unter zunehmendem väterlichem Druck entschloss sich Wilhelm, um die Hand Augustas anzuhalten.

Am 18. Oktober schrieb Wilhelm an seine Schwester Charlotte, die Gemahlin des russischen Zaren Nikolaus I.: „Jetzt kann ich versichern, dass zu Achtung und Schätzung, die ich für sie immer empfand, Liebe sich gesellt hat, die sie mir unendlich wert macht, umso mehr, dass ich sehe, dass sie meine Gefühle erwidert.“ Sieben Tage später wurde die Verlobung gefeiert. Am 11. Juni 1829 heiratete er seine 14 Jahre jüngere Verlobte – Startschuss für eine Beziehung, in der es nicht immer harmonisch zugehen sollte, auch der politischen Ansichten halber, mit denen der „Feuerkopf“, die selbstbewusste Augusta zum Leidwesen ihres Gatten nicht hinter dem Berg hielt. Schon deshalb musste ihr Koblenz mit seinen Möglichkeiten zu freierer Entfaltung nur zu willkommen sein.

Von unserer Mitarbeiterin Lieselotte Sauer-Kaulbach

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