Egal wie: Die Baustelle auf der Südtangente wird die Koblenzer und die Pendler ohnehin noch weit bis ins neue Jahr beschäftigen – und darüber hinaus. Denn die Bauabschnitte, die gerade erfolgen, sind nur ein Teil der Arbeiten, die die Brücken und Hochstraßen fit machen sollen für die nächsten Jahrzehnte. Diese aktuellen Arbeiten sollen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden, teilt der Landesbetrieb Mobilität in einer Pressemitteilung unmittelbar vor Weihnachten mit. Aber danach geht es noch viele Jahre weiter. Denn mehr als zwei Drittel der Brückenfläche, für die der Landesbetrieb Mobilität zuständig ist, wurden in den 70er-Jahren hergestellt. Seitdem hat sich die Beanspruchung durch den Schwerlastverkehr vervielfacht, der Streusalzeinsatz hinterlässt seine zerstörerischen Spuren. Die wichtigsten Infos zum aktuellen Stand:
1 Die ganz große Belastung ist erst mal geschafft: Die Umlegung des Verkehrs auf die schon sanierten äußeren Fahrspuren hat Ende August bis Mitte September eine Menge Staus verursacht und Nerven gekostet – „doch das Schlimmste ist jetzt erst mal geschafft“, sagt Stephan Waldecker vom Landesbetrieb Mobilität. Bei der Umstellung der Baustelle war zeitweise nur eine von eigentlich drei Spuren befahrbar, vor allem auf der rechten Rheinseite führte das zu endlosen Behinderungen, da viele Pendler eine Ausweichroute suchten – und nicht fanden.
2 Was steht im Moment aktuell an? Die Arbeitsschritte wiederholen sich eigentlich immer wieder: Die Betonkappen werden abgebrochen, Schutzeinrichtungen abgebaut, Fahrbahnbelag und Abdichtungen entfernt, der Beton saniert und die Fahrbahn erneuert, alles wieder aufgebaut. Eigentlich. Doch die Schäden sind vor allem auf der sogenannten Hochstraße Oberwerth (im Bereich der Auf- und Abfahrtsäste zwischen Südbrücke und B 9 Koblenz) so stark, dass erheblich größerer Sanierungsaufwand besteht, als im Vorfeld planbar war. Das ist bei den inneren Fahrspuren, die jetzt gerade „in der Mache“ sind ebenso wie schon bei den bereits bearbeiteten äußeren. Und: Die Schäden kann man nicht im Vorhinein einschätzen, denn sie sind erst messbar, wenn der Beton „nackig“ ist. Die Fläche ist riesig: Insgesamt mehr als 60.000 Quadratmeter Brückenfläche umfassen die linksrheinischen Vorlandbrücken der Südbrücke Koblenz, so der Landesbetrieb Mobilität. Die beiden Richtungsfahrbahnen der derzeit bearbeiteten „Hunsrück-Magistralen“ umfassen rund 35.000 Quadratmeter.
3 Was ist das Hauptproblem? Die Untersuchungen des Baugrunds mit sogenannten Potenzialfeldmessungen haben auch auf den inneren Spuren das gleiche Schadensbild ergeben wie schon im ersten Arbeitsschritt: Es wurden großflächige Bereiche mit hohen Chloridgehalten im Beton festgestellt, die unbedingt grundlegend saniert werden müssen. Denn dieser Chloridgehalt kann dazu führen, dass die Bewehrungen, die zur Stabilität der Brücke unabdingbar sind, rosten. Von außen würde man das nicht sehen. Oben am Hang Richtung Karthause sind die Schäden weitaus geringer als im unteren Bereich, weil das Regenwasser mit Tausalz oben abfließt. Unten in der Talsohle steht es, außerdem ist der Verkehr hier höher. Das verstärkt die Schäden. „Wir müssen wieder mit der Technik arbeiten, dass wir die Fläche schachbrettartig aufteilen“, sagt Stephan Waldecker. Denn wenn der Beton großflächig ausgetauscht würde, dann würde die Statik der Brücke enorm gefährdet. So aber werden nur immer kleine Flecken freigelegt, der Betonersatzstoff wird eingebracht. Das Verfahren läuft im Pilgerschritt ab: Erst wenn eine Fläche mindestens zur Hälfte ausgehärtet ist, was im Winter einige Tage dauern kann, darf der daneben liegende Bereich bearbeitet werden. Der Aufwand ist riesig. Das ist auch der Hauptgrund, warum der zuständige Landesbetrieb Mobilität die Fertigstellung der Baustelle schon vor einiger Zeit von Frühjahr auf Sommer und nun auf die zweite Jahreshälfte 2021 korrigiert hat.
4 Wird die Baustelle durch den Winter behindert? Einige der Arbeiten sind witterungsabhängig, andere nicht. Abbrucharbeiten können beispielsweise auch bei schlechtem Wetter erledigt werden: So werden Fahrbahnbelag und Abdichtungen ohnehin mit Hochdruckwasserstrahl entfernt, eine extrem anstrengende Arbeit. Ob es dabei zudem noch regnet, ist dann schon fast egal, die Arbeiter müssen ohnehin nach zwei Stunden wechseln. Andere Arbeitsschritte wie der Einbau von Beton oder Abdichtungsarbeiten sind erheblich sensibler, was Temperaturen und Feuchtigkeit angeht. Insofern kann es natürlich gerade im Winterhalbjahr auch zu weiteren Verzögerungen kommen. Ein wenig einschränkend ist auch, dass der Baustellenbereich etwas verschmälert werden musste, damit die übrig gebliebene Fahrbahn eine für den Schneepflug ausreichende Breite hat.
5 Und was passiert weiter auf der Südtangente? Wenn die Arbeiten dieser insgesamt gut zweieinhalb Jahre andauernden Maßnahme fertig sind, ist erst ein Teil des komplexen Bauwerks saniert: Vor allem auf der Hochstraße Oberwerth und der Hangbrücke Laubach wird ja derzeit gearbeitet, die eigentliche Südbrücke ist beispielsweise noch gar nicht Teil der Sanierung. Anfang 2022 soll als zweiter Bauabschnitt der Ast Südbrücke, Fahrtrichtung B 9 mit weiteren 10.000 Quadratmetern Brückenfläche folgen, teilt der LBM mit. „Dieser muss nach eineinhalb Jahren Bauzeit vollständig instand gesetzt sein, da Mitte 2023 verkehrliche Eingriffe im Rahmen des Ersatzneubaus der Pfaffendorfer Brücke zu erwarten sind“, heißt es in der Pressemitteilung. Bekanntlich will und muss die Stadt die Pfaffendorfer Brücke neu bauen. Da der Neubau aber zunächst neben der bestehenden Brücke erfolgt, wird dies auf den Verkehr lange keinen Einfluss nehmen.