Die neue Jahresgebühr für das Anwohnerparken in Koblenz hängt künftig vom Flächenverbrauch eines Autos ab. Statt eines Einheitspreises von 30,70 Euro wird nun ein Jahresgrundbetrag von 23,40 Euro mit der Länge und Breite gemäß Fahrzeugschein multipliziert. So fallen für größere Autos höhere Kosten an als für kleinere.
Es ist nachvollziehbar und vermittelbar, dass die Inanspruchnahme von mehr Platz höhere Kosten verursacht.
Christian Schmidt (ADAC Mittelrhein) zu den Anwohnerparkgebühren in Koblenz
In einigen Medien (zum Beispiel T-Online) wurde die neue Berechnung in Koblenz in Verbindung gesetzt zu den Erhöhungen in Paris. In der französischen Hauptstadt sollen Besucher mit schweren Autos bald deutlich mehr für ein Parkticket zahlen müssen.
Aus Sicht des ADAC hinkt der Vergleich von Koblenz mit Paris. Christian Schmidt, Leiter Mobilität und Umwelt beim ADAC Mittelrhein, sagt: „Die Bemessung der Parkgebühren nach den Fahrzeugabmessungen ist sinnvoller als die Verwendung des Fahrzeuggewichts, da diese nur in einem indirekten Zusammenhang zum beanspruchten Parkraum steht.“ Mit Blick auf Koblenz sagt er: „Es ist nachvollziehbar und vermittelbar, dass die Inanspruchnahme von mehr Platz höhere Kosten verursacht.“
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Verengte Debatte in Berichterstattungen
Die jüngsten Diskussionen um das Anwohnerparken hätten gezeigt, dass das Thema anfällig für Populismus sei. In Medien wie der Bild-Zeitung wurde die Debatte beispielsweise auf SUVs verengt. „Das ist wenig sachgerecht, denn diese Fahrzeuge gibt es auch in der Größe eines Golfs“, so der ADAC in der Pressemeldung. Er fordert eine Versachlichung der Debatte.
Diese schlägt längst nicht nur in Koblenz, sondern in vielen Städten auf. In Bad Kreuznach kostet ein Anwohnerparkausweis ab dem 1. März generell 180 Euro im Jahr, in Trier mittlerweile 200 Euro. Genauso viel zahlt man auch in Kaiserslautern. Der Unterschied zu Koblenz: In den drei Städten gibt einen Einheitspreis und keine Gebührenstaffelung.
ADAC: Was beim Anwohnerparken wichtig ist
Eine Universallösung gibt es nach Auffassung des ADAC nicht. Fünf Aspekte sollten aus seiner Sicht aber beachtet werden: Erstens müsse es weiterhin möglich bleiben, wohnortnah zu parken. Zweitens sollen die Gebühren lokale Faktoren wie das Einkommens- und Mietniveau berücksichtigen. Zudem sei drittens eine bundesweite Obergrenze sinnvoll. Viertens sollten die Gebühren so hoch sein, dass sie Bewohner, die ihr Auto auf privatem Grund abstellen können, dazu veranlassen, nicht im öffentlichen Raum zu parken. „Unverhältnismäßige Preissprünge“ müssten außerdem bei differenzierten Gebühren vermieden werden, so der ADAC.
Seit einigen Tagen ist Koblenz bundesweit in den Medien. Große Zeitungen und Magazine haben die neuen Regeln zur Berechnung der Anwohnerparkgebühren aufgegriffen. Was macht das Koblenzer Modell so interessant für die Medienlandschaft?Medienrummel um Parkausweise für Anwohner: Wie das „Koblenzer Modell“ bundesweit Schlagzeilen macht
Christian Schmidt sagt: „Die Kosten von Bewohnerparkausweisen müssen verhältnismäßig sein und für die Menschen bezahlbar bleiben.“ Es brauche Parkmanagementkonzepte, die mehr beinhalten als nur eine Verteuerung. Als Bausteine nennt Schmidt etwa die Bereitstellung alternativer Mobilitätsangebote für Bewohner, Quartiersgaragen für Pendler, Park-and-ride-Plätze am Stadtrand sowie eine gute ÖPNV-Verbindung in die Innenstadt. mtk