Koblenz
Amazon: In Koblenz droht der erste Streik

Geht es nach dem Willen der Gewerkschaft, legen die Mitarbeiter in der Koblenzer Amazon-Niederlassung bald die Arbeit nieder.

Sascha Ditscher

Koblenz. Bei Amazon in Koblenz droht ein Streik. Dies bestätigte die Koblenzer Verdi-Mitarbeiterin Angela Bankert. Bevor es zum Streik kommt, wolle man allerdings der Amazon-Geschäftsführung die Gelegenheit zum Gespräch über die Gewerkschaftsforderungen geben. "Wenn diese Gespräche aber nichts bringen, dann werden wir zum Streik aufrufen", betonte Bankert.

Von unserem Mitarbeiter Peter Karges

Wann gestreikt werden soll, darüber wollte Angela Bankert keine Auskunft geben. Sie ist sich aber sicher, dass er Wirkung zeigen würde. „Gerade im Weihnachtsgeschäft wird ein Streik Amazon ganz empfindlich treffen. Viele Artikel können dann nur noch verspätet an den Kunden geliefert werden“, meint Angela Bankert.

Amazon sieht dies anders. „Kunden werden einen Streik bei Amazon nicht spüren, da wir unser gesamtes europäisches Netzwerk nutzen“, betont Amazon-Sprecherin Anette Nachbar auf Nachfrage unserer Zeitung.

Konkret fordert die Gewerkschaft die Anerkennung des Tarifvertrags des rheinland-pfälzischen Versandhandels sowie ein Ende der Praxis, Arbeitnehmer mehrfach hintereinander mit befristeten Arbeitsverträgen einzustellen. „Nach sechs Monaten weiß man schließlich, ob ein Arbeitnehmer etwas taugt oder nicht. Ein weiterer Zeitvertrag dient nur dazu, den Druck hoch zu halten“, sagt Bankert. Amazon wollte sich zu diesem Vorwurf nicht äußern. Rechtlich können Zeitverträge bis zu zwei Jahren hintereinandergeschaltet werden. Eine Übernahme des Tarifvertrags würde, so die Gewerkschaft, den Arbeitnehmern eine beträchtliche Lohnsteigerung bescheren. „Amazon zahlt Anfängern zurzeit einen Stundenlohn von 10,11 Euro. Mit dem Tarifvertrag würde der Stundenlohn auf 12,96 Euro ansteigen“, sagt Bankert. Zudem sähe der Tarifvertrag auch ein Weihnachtsgeld vor, so die Verdi-Mitarbeiterin. Amazon zahlte seinen Mitarbeitern im vergangenen Jahr eine Weihnachtsgratifikation in Höhe von 400 Euro. Diese zusätzliche Vergütung soll es nach Nachbars Angabe auch in diesem Jahr wieder geben.

Sollten Arbeitnehmer bei Amazon die Arbeit niederlegen, wäre dies der erste Streik in der Koblenzer Niederlassung. Wie viele Mitarbeiter in Koblenz gewerkschaftlich organisiert sind, darüber wollte Angela Bankert keine Angaben machen. In der Vergangenheit hatte sich in der Koblenzer Niederlassung durchaus auch eine Anti-Verdi-Stimmung gebildet mit entsprechendem Aufruf in einem sozialen Forum. Um die zu erwartenden Spitzen im Weihnachtsgeschäft abzufangen, hat Amazon laut Nachbar mehr als 500 Saisonkräfte eingestellt.

Top-News aus der Region