Wieder Gastro im Ex-Enchilada?
Am Görresplatz soll ein Tayhus-Hotel entstehen
In dem leer stehenden Eckgebäude am Görresplatz, in dem einst das Enchilada war, sollen ein Hotel und ein neues Gastronomieangebot entstehen. Inhaber ist der Koblenzer Großgastronom Kenan Tayhus.
Katrin Steinert

Am Görresplatz in der Koblenzer Altstadt ist einiges in Bewegung: Nachdem das Enchilada und das gegenüberliegende Lokal geschlossen wurden, war es länger ruhig am südlichen Entrée des Platzes. Doch die Pläne, die Ecke wiederzubeleben, nehmen Form an.

In dem Eckgebäude am Görresplatz, wo einst das Enchilada seine Gäste empfing, ist es seit zwei Jahren ruhig. Doch hinter den Kulissen treibt Kenan Tayhus sein geplantes Hotelprojekt für die Adresse voran. Auch ein Gastro-Angebot ist vorgesehen. Man munkelt, dass es wieder ein Enchilada geben könnte. Und auch gegenüber, im ehemaligen Leo’s, davor lange Braun’s Fischküche, soll etwas Neues eröffnen. Grund genug, mit dem Eigentümer über seine Pläne zu sprechen.

„Wer so viele À-la-Carte-Restaurants betreiben kann, kann auch ein Hotel betreiben.“
Großgastronom Kenan Tayhus zu seinem geplanten Hotel am Görresplatz in Koblenz

Mittags, 14.30 Uhr, auf der anderen Seite des Görresplatzes im Adaccio, Stammhaus des Großgastronomen Kenan Tayhus und seiner Einstein-Gastronomiegruppe. Der gepflegt aussehende Koblenzer bittet rechts hinten in die Ecke aufs Podest. Er selbst setzt sich so an den großen runden Tisch, dass er Gesprächspartnerin und Eingang im Blick hat. Immer wieder schaut er in den belebten Raum.

Die Visualisierungen, die der Denkmalschutzbehörde vorgelegt werden, zeigen, wie die neue Fassade des Hotels aussehen soll. Das Eckhaus hat eine kurze Gebäudeseite zur Gerichtsstraße (Görresplatz) hin und eine lange Achse entlang der Poststraße.
Architekturbüro Coban. Kenan Tayhus

Um zu zeigen, was er hier am Görresplatz plant, sucht Tayhus zwei Visualisierungen zum Eckhaus in seinem Handy. Das dauert ein bisschen, dann findet er sie und nennt die wichtigsten Eckdaten: Das bestehende Gebäude wird in den Rohbauzustand zurückversetzt, Zwischenwände werden entfernt und das Haus kernsaniert. Zudem wird die Fassade komplett neu gestaltet.

Ursprünglich sollte das Haus fürs Hotel ein weiteres Staffelgeschoss obendrauf bekommen, erklärt Kenan Tayhus. Aber dann habe es Streit mit den Projektplanern des Clemens-Carrés gegeben, die Angst vor Schattenwurf geäußert haben sollen, meint er. So bleibt es bei den bestehenden fünf Geschossen. Spätestens im Frühling 2026, also in gut einem Jahr, möchte Tayhus eröffnen.

In der Poststraße gegenüber vom Zenitclub soll im Erdgeschoss die Rezeption des Hotels über etwa drei Fensterachsen eingerichtet werden. Im weiteren Verlauf in Richtung Görresplatz soll eine neue Gastronomie eröffnen. Kenan Tayhus plädiert dafür, die Poststraße bis zum Platz zu einer Fußgängerzone zu machen, um Außenbestuhlung zu ermöglichen.
Katrin Steinert

Ab dem ersten Obergeschoss wird das Hotel mit insgesamt 65 Doppelzimmern eingerichtet, wobei Lobby, Rezeption und Frühstücksbereich in einem Teil des Erdgeschosses geplant sind. Auf der Visualisierung ist zu erkennen, dass dieser Bereich in etwa die hinteren Fensterreihen des aktuell leer geräumten einstigen Restaurants umfassen wird.

Auch ein Lokal soll wieder im Haus eröffnen. „Wir wollen das gleiche Konzept wie vorher, gern ein spanisches Restaurant mit Cocktails für junge Leute“, sagt Tayhus. Das sei auch deshalb die Zielgruppe, weil gegenüber in der Poststraße der Zenitclub liegt. Viele Feiernde starteten früher im Enchilada in den Abend und wechselten dann rüber, sagt Tayhus.

Auf Nachfrage unserer Redaktion zu Gerüchten, dass wieder ein Enchilada geplant wird, erklärte Ruben Schäfer, Pressesprecher von Kenan Tayhus, vor Kurzem: „ Interessenten sind unter anderem auch die Enchilada Franchise AG.“ Die vertraulichen Gespräche liefen noch. „Wir informieren schnellstmöglich, wenn ein Vertrag geschlossen wurde.“

Die damaligen Enchilada-Betreiber mussten die Örtlichkeit nach einem Rechtsstreit räumen, nachdem kein weiterer Pachtvertrag zwischen Tayhus und ihnen zustande kam. Der neue Eigentümer wollte, dass die Räume komplett saniert und die Gastro-Fläche wegen des Hotels verkleinert wird. Gleichzeitig soll wesentlich mehr Pacht verlangt worden sein. Die alten Betreiber hielten an den vereinbarten Konditionen aus den Anfangsjahren fest. So trennten sich die Wege.

Ein Einsteinhotel wie in Andernach

Das Hotel wird das Team von Tayhus selbst managen. Er betont: „Wer so viele À-la-Carte-Restaurants betreiben kann, kann auch ein Hotel betreiben. Und wir kommen ursprünglich aus der Hotellerie.“ Sein Bruder sei Hotelfachmann.

Die Ausrichtung der neuen Unterkunft? Tayhus plant ein „Einsteinhotel“, wie es bereits eines in Andernach gibt. „Es soll schön, modern und gehoben werden.“ Zielgruppe sind Touristen und Geschäftsleute, sagt er.

Einziger Unterschied zu Andernach: Es wird in Koblenz kein hoteleigenes Restaurant geben. „Viele Übernachtungsgäste wollen die Stadt erkunden und in der Stadt unter Einheimischen essen“, meint der Großgastronom. Andernach sei insofern eine Ausnahme, als man dort einen tollen Blick beim Essen genieße.

Das Adaccio ist nicht nur Restaurant und Bar, sondern auch ein Hingucker, wenn es abends dunkel wird. Denn dann leuchtet die Fassade in abwechselnd bunten Farben.
Katrin Steinert

Mit den Arbeiten soll es zeitnah losgehen. Der Unternehmer erklärt: „Wir warten auf das Okay vom Bauamt.“ Auf Nachfrage unserer Redaktion bei der Koblenzer Stadtverwaltung heißt es aus der Pressestelle allerdings: „Für das angesprochene Projekt liegt der Bauaufsichtsbehörde der Stadt Koblenz noch kein entsprechender Bauantrag vor.“

Auch das ehemalige Bistro & Restaurant Leo’s, das in einem Haus gegenüber vom ehemaligen Enchilada liegt und ebenfalls Kenan Tayhus gehört, soll wiederbelebt werden, sagt er. „Wir sind mit zwei bis drei Interessenten im Gespräch.“ Die Wohnungen obendrüber sollen bestehen bleiben. „Zusammen mit dem Hotel wollen wir hier auch eine tolle Beleuchtung gestalten“, verrät Tayhus. Die Fassade des Adaccio am nördlichen Zugang des Platzes leuchtet abends in bunten Farben und bietet so einen Hingucker.

Fußgängerzone in der Poststraße denkbar, um Außengastro zu ermöglichen?

Eine Fußgängerzone in der Poststraße zwischen Hotel und einem künftigen Restaurant im Ex-Leos (rechts) würde hier Außenbestuhlung ermöglichen, denkt Kenan Tayhus und wünscht sich entsprechende Unterstützung in Politik und Stadtverwaltung.
Katrin Steinert

Einen Wunsch hat Tayhus bei allem auch an die Lokalpolitik und die Stadt: „Eine Fußgängerzone in der Poststraße würde an dieser Stelle eine Außengastronomie ermöglichen und die tote Ecke des Platzes wiederbeleben.“ Aus dem Koblenzer Rathaus heißt es auf Anfrage unserer Redaktion, dass es bislang keine Initiativen gab, die Poststraße als Fußgängerzone und für Außengastronomie umzuwidmen.

Stadtsprecher Thomas Knaak weist darauf hin, dass der Görresplatz von Straßen umgeben ist, in denen Bewirtung auf Terrassen möglich ist. Was nötig ist, um dies auch in der Poststraße umzusetzen? Dazu erklärt Knaak: „Die Einrichtung einer Fußgängerzone muss über einen Bebauungsplan geregelt werden.“ Für die Poststraße liegt ein solcher bislang nicht vor, wie ein Blick ins GeoPortal Koblenz zeigt.

Demnach gibt es für den Görresplatz den B-Plan 130 „Ausbau Görresplatz“. Damit konnte der Platz zu einem verkehrsberuhigten Areal umgestaltet werden, und die Autos dann in der fertiggestellten Tiefgarage parken, angedient über die Gerichts- und die Poststraße. Der B-Plan 181 beinhaltet die Randbereiche des Görresplatzes samt Firmungstraße. Damit wurde bau- und stadtplanungsrechtlich möglich, auch die Ränder des Platzes und die Firmungstraße zu einer Fußgängerzone auszubauen, wo heute auf Außenterrassen Speisen und Getränke serviert werden. Und wer weiß, ob eines Tages auch die Poststraße dazu gehören wird.

Viele Lokale und Pläne

Der Koblenzer Großgastronom Kenan Tayhus
Ruben Schäfer

Kenan Tayhus und seiner Einstein-Gastronomiegruppe gehören in der Altstadt von Koblenz nicht nur die beiden Gebäude, um die es an dieser Stelle geht, sondern auch das Saphir und Adaccio am Görresplatz sowie das Einstein-Restaurant ein paar Häuser weiter in der Firmungstraße Ecke Eltzerhofstraße. Daneben gehört ihm das Gebäude des geschlossenen Cafés Rheinanlagen. Für dieses Areal hegt er ebenfalls seit Jahren größere Hotelpläne.

In der Altstadt besitzt Tayhus zudem den Hochbunker am Herletgarten, der zu einem Hiltonhotel umgestaltet werden soll, und auch im Umland betreibt er einige Lokalitäten wie das Adaccio in Ransbach-Baumbach oder Brauhaus im Kloster Machern.

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