Vor dem Buchdruck war eine Bibel, die in mühevoller Arbeit jahrelang abgeschrieben wurde, ein fast unbezahlbarer Gegenstand. In der Koblenzer Buchbinderei, der Selke GmbH, wird zurzeit eine Bibel restauriert, die in dieser Epoche, mutmaßlich im 16. Jahrhundert, gedruckt wurde und auf Luthers Übersetzung von 1534 zurückgeht.
Im Gebrauch war die Bibel in den vergangenen Jahrhunderten dabei wahrscheinlich nicht in einer Kirche, sondern in einem privaten Haushalt. „Wir haben sie von einem privaten Kunden aus Nürnberg erhalten, und dorthin kehrt sie auch wieder zurück“, sagt Adrian Frindert, Inhaber der Selke GmbH, die außer ihrem Stammsitz in Koblenz-Wallersheim noch zwei Standorte in Berlin und Freiburg hat.
Guter Zustand nach Jahrhunderten
Dass eine Bibel bereits in der Frühen Neuzeit Einzug in bürgerliche Haushalte fand, ist im evangelischen Umfeld nicht so verwunderlich. Denn ein Eckstein der Reformation ist schließlich Luthers Forderung nach einer Rückbesinnung auf die Heilige Schrift. Voraussetzung, dass die Forderung „Sola Scriptura – Allein die Schrift“ allerdings Wirklichkeit wird, ist, dass genügend Bibeln auch zur Hand sind.
Wie häufig in der rund fünf Kilo schweren Bibel gelesen wurde, lässt sich rückblickend natürlich nicht mehr feststellen. Offensichtlich ist allerdings, dass das rund 1200 Seiten starke Buch trotz der Jahrhunderte noch in einem guten Zustand ist. Adrian Frindert führt dies nicht zuletzt auf das damals verwendete Papier zurück. „Das Papier wurde früher aus alten Lumpen gefertigt und hat eine wesentlich bessere Qualität als heutiges, aus Holz gefertigtes Papier“, sagt Adrian Frindert.
In der Buchbinderei der Selke GmbH, die rund 30 Mitarbeiter hat, wird die Bibel nun genau unter die Lupe genommen. „Jede Seite wird geöffnet, säuberlich ausgekehrt und auf Schäden untersucht“, so Buchbinderin Vera Plasencia Duhm.
Ein Deutsch vergangener Tage
Schäden zeigen sich beispielsweise durch Risse in den Seiten. Solche Seiten werden mit durchscheinendem Japanpapier unterlegt und verstärkt. Schadhaft ist auch der Buchrücken, was dazu führt, dass einzelne Blätter lose sind. Diese losen Blätter werden mit Nadel und Faden in den Buchblock wieder eingeheftet, erklärt Vera Plasencia Duhm. Und fast vollständig restauriert werden muss der Einband, nicht zuletzt die zwei Beschläge auf dem Holzdeckel, mit der man die Bibel zuschließen konnte.
Wenn die Restaurierung der Bibel abgeschlossen ist, wird man in ihr wieder ungestört schmökern können, ohne dass man Angst haben muss, einen bereits bestehenden Schaden zu vergrößern. Die Lektüre des Werks aus der Frühen Neuzeit bietet dabei auch sprachlich einen ganz besonderen Reiz, taucht man doch ein in ein Deutsch vergangener Tage.