Theaterstück des Geschichtsvereins greift Geschehnisse rund um die Petition aus dem Jahr 1886 auf
Als Lützel unabhängig sein wollte
Mitgliedern des Lützeler Geschichtsverein und der Seniorengruppe „Lützeltreff 60plus“ spielen das Stück: Die Petition 1886. Von links stehend: Wolfgang Braun, Dieter Schulz, Hans Werner Seul, Ziab Mahmud, Hubert Madeja, Klaus Goetz und Werner Weber. Von links sitzend: Renate Engert, Renate Weber und Renate Graf. Foto: Werner Weber
Werner

Koblenz. Die Geschichte des Koblenzer Stadtteils Lützel hat eigentlich zwei Epochen. Eine vor und eine nach Ludwig XIV., dem französischen Sonnenkönig (1638-1715). Als dessen Truppen nämlich 1688 Koblenz belagerten, da zerstörten sie Lützel, das bereits im 11. Jahrhundert schriftlich als minor Confluentia (Klein-Koblenz) erwähnt worden war, bis auf die Grundmauern. Von diesem Schlag erholte sich Lützel erst sehr langsam, ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort aber immer schneller. Vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts boomte der Stadtteil regelrecht, nicht zuletzt wegen der Eisenbahn und des dortigen Güterbahnhofs. Politisch war Lützel aber weiterhin ein Zwerg, der mit Neuendorf zu einer Gemeinde zusammengefasst war. Um sich von Neuendorf loszusagen, verfassten sie 1886 sogar eine eigene Petition.

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Werner Weber, Vorsitzender des „Vereins für Geschichte von Lützelcoblentz“, hat zusammen mit seiner Frau Renate sowie unter Mithilfe der Vereinsmitglieder nun ein Theaterstück verfasst, das die Hintergründe dieser Petition aufzeigt. Denn um die Frage, wer diese Petition denn überhaupt unterschreiben durfte, entbrannte ein heftiger Streit. Sollten alle unterschreiben? Oder nur Begüterte? Schließlich einigt man sich darauf, dass alle Hausvorstände unterschreiben dürften. Für die damalige Zeit war dies schon eine kleine Revolution, denn zu den Hausvorständen gehörten auch Frauen, wie beispielsweise die Witwe eines Metzgermeisters, die den Betrieb ihres verstorbenen Mannes weiterführte. „Letztendlich unterschrieben 77 Personen aus Lützel den Bittgesuch an die königliche Regierung in Koblenz, um von Neuendorf getrennt zu werden und eine eigenständige Gemeinde mit einer selbstständigen Gemeindeverwaltung bilden zu dürfen“, sagt Werner Weber. Die Lützeler hatten mit ihrer Petition allerdings nur bedingt Glück. Sie wurden zwar 1891 die Vormundschaft von Neuendorf los, tauschten sie aber gegen die der Stadt Koblenz ein. Am 1. Juli 1891 wurden nämlich sowohl Lützel als auch Neuendorf von Koblenz eingemeindet, die Stadtgrenze ging erstmals über die Mosel hinaus.

Zu sehen ist das rund 30-minütige Theaterstück kostenlos im Rahmen eines Geschichtsfests am Sonntag, 3. November, im Bürgerzentrum Lützel, Brenderweg 17-21. Das Geschichtsfest, an dem unter anderem die 77 Biografien der Unterzeichner der Petition präsentiert werden, dauert von 16 bis 20 Uhr, das 30-minütige Theaterstück beginnt um 16.30 Uhr.

Von Peter Karges

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