Autoren stellen Buch vor
Als Lützel sich von Neuendorf loslösen wollte
Mit dem Buch „Die Petition - Lützel 1886” haben Renate und Werner Weber ein spannendes Stück Stadtgeschichte zu Papier gebracht
Wolfgang Lucke

Wer waren die 77 Menschen, die seinerzeit mit ihren Unterschriften bewirken wollten, dass sich Lützel von Neuendorf lossagt? „Die Petition - Lützel 1886” - lautet der Titel des Buchs von Renate und Werner Weber.

Aktualisiert am 06. März 2025 15:34 Uhr

Geschichte kann spannend und unterhaltsam sein, das Leben bereichern und dabei auch noch richtig Spaß machen. Mit der Vorstellung ihres Buches „Die Petition - Lützel 1886” haben Renate und Werner Weber ein spannendes Stück Stadtgeschichte zu Papier gebracht. Jetzt wurde das Werk im Bürgerzentrum Lützel der Öffentlichkeit präsentiert.

„Wir haben ein Jahr in Archiven gelebt”, erzählen die beiden lachend. „Aber das war eine sehr schöne Zeit.” Als Vorstandsmitglieder des Vereins für Geschichte in Lützelcoblentz hatten sie sich zunächst ganz allgemein für die Geschichte des Stadtteils Lützel interessiert. Dabei fiel ihnen ein amtliches Blatt vom März 1886 auf, auf dem sich 77 Unterzeichner mit ihren Unterschriften für die Loslösung Lützels von Neuendorf einsetzten. Werner Weber sagte: „77 Unterschriften, das hieß, praktisch ein Drittel der damaligen Bevölkerung.” Wer waren diese Menschen? Wie war ihre Motivation? Jetzt begann die Arbeit. Weber fügte an: „Weil wir die Unterschriften nicht alle entziffern konnten, forschten wir zunächst im Einwohnerverzeichnis nach und enträtselten so in stunden- bis monatelanger Prozedur die einzelnen Namen.” Es stellte sich heraus, dass hinter jedem Namen eine spannende Geschichte steckte. Als Resultat entstand eine vielfältige Sammlung von Informationen und historischem Material.

Autoren stießen bei ihrer Recherche auf sehr interessante Quellen

„Wir stießen bei unserer Suche auf sehr interessante Quellen”, berichtet Renate Weber. So waren zum Beispiel auf Heiratsurkunden die familiären Zusammenhänge, exakte Namensnennungen und Geburtsdaten zu erkennen. Als echte Glücksfälle stellten sich Familienanzeigen heraus, diese Daten halfen oft weiter. Damals wurden sogar Eheverträge veröffentlicht. Renate Weber erläuterte: „Auffällig war, dass Männer mit Beruf und Alter angegeben waren, Frauen lediglich mit ihrem Namen. Der Zeitgeist drückte sich deutlich aus.”

Bei den Petenten war es untereinander zu vielen Hochzeiten gekommen. Renate und Werner Weber schlossen daraus, dass es sich um bestimmte Gesellschaftskreise handelte, die engagiert für ihre Sache eintraten und mehr oder weniger „unter sich” bleiben wollten.

Im Bürgerzentrum Lützel stellten Renate und Werner Weber (links) ihr Buch vor. Hans Werner Seul begleitete den Abend mit einigen Geschichten aus seinen Erfahrungen in Lützel.
Wolfgang Lucke

Viele Zeitungen aus dieser Zeit wurden durchforstet, mit sehr guten Ergebnissen. „Ein Name tauchte ab einem bestimmten Zeitpunkt nirgendwo mehr auf”, erinnert sich Renate Weber. „Zufällig entdeckten wir nach langer Suche eine ganz kleine Anzeige in der Zeitung, dass dieser Mann nach Mönchengladbach umgezogen war. Das ist so ähnlich, als wenn heute jemand nach Australien auswandert. Der war dann einfach weg.” Übrigens gehörten auch Stichverletzungen durch Degen zu den Gefahren des Alltags. Zunächst wollte man die Ergebnisse der Recherchen beim Bürgerfest präsentieren, entschied sich aber dann für ein erstes Geschichtsfest in Lützel, bei dem einige der tollen Geschichten mit Vorträgen und sogar einem Schauspiel zum Leben erweckt wurden.

Buch ist beim Verein für Geschichte in Lützelcoblentz erhältlich

Das Buch ist erhältlich beim Verein für Geschichte in Lützelcoblentz (www.luetzelcoblentz.de), der sich jeden ersten Mittwoch im Monat um 18.30 Uhr im Bürgerzentrum Lützel trifft. Interessierte sind willkommen.

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