Allzeit bereit, doch trotzdem kaum gefördert - Die Einnahmen sinken, aber die Kosten steigen
Allzeit bereit, doch trotzdem kaum gefördert: Corona bereitet Taxiunternehmen große Probleme
Weil die Menschen viel weniger ausgehen und weniger verreisen, müssen Taxis wie hier am Koblenzer Bahnhof länger auf Kundschaft warten. Einige Betriebe können sich mit Krankenfahrten über Wasser halten. Foto: Doris Schneider
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Für viele, gerade auch für ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen, ist es selbstverständlich, dass sie immer da sind, wenn man sie braucht, sieben Tage und rund um die Uhr: die Taxi- und Mietwagenunternehmen. 900 Betriebe mit rund 4500 Mitarbeitern gibt es allein in Rheinland-Pfalz. Dass die Branche in Corona-Zeiten erheblich unter sinkenden Einnahmen bei gleichbleibenden oder steigenden Kosten leidet, ist weniger im allgemeinen Bewusstsein verankert.

Gerd Gutendorf, dessen Familie seit 85 Jahren im Taxi- und Mietwagengeschäft in Koblenz tätig ist, kennt die Problematik nur zu gut, ist er doch nicht nur Unternehmer, sondern stellvertretender Vorsitzender des Verbandes des Verkehrsgewerbes Rheinland-Pfalz und seit einigen Monaten auch als erster Rheinländer im Vorstand des Bundesverbandes vertreten. Zu den Ursachen für die aktuell schwierige Lage vieler Taxi- und Mietwagenunternehmen meint er: „Aufgrund der Betriebspflicht bei den Taxis, die die Unternehmer grundsätzlich zu einer 24/7-Einsatzbereitschaft verpflichtet, können die Personalkosten nicht einfach ‚runtergefahren‘ werden. Durch die Tarifpflicht bei Taxis und langfristigen Verträgen bei den Mietwagen, unter anderem mit den Krankenkassen, können wir die Preise auch nicht eigenmächtig der derzeitigen Situation anpassen.“

Staatliche Überbrückungsmaßnahmen und Hilfsprogramme funktionieren für die Branche nicht, denn: „Die Überbrückungshilfen orientieren sich an den Fixkosten. Aber gerade die variablen Kosten, insbesondere die Personalkosten, sind unser Problem. Wir haben bei einem deutlich geringeren Umsatz einen deutlich erhöhten Aufwand. Wir haben keine Einsparungen bei den Personalkosten, dafür Mehrkosten für Schutz- und Desinfektionsmaßnahmen.“

David Fiedler, der ein seit 70 Jahren in Mayen ansässiges Taxi- und Busreiseunternehmen führt, beklagt, dass aufgrund aktueller Corona-Verordnungen vor allem das Nachtgeschäft völlig eingebrochen ist: „Nachts ist das Taxigeschäft fast wie ausgestorben, da keine Kunden mehr weggehen. Momentan halten wir uns nur noch mit Krankenfahrten über Wasser.“ Der Umsatz sei aufgrund der fehlenden Bareinnahmen aus dem Nachtgeschäft insgesamt stark zurückgegangen. „Minijobber mussten entlassen werden. Die Personalkosten steigen stetig an. Im kommenden Jahr sogar sprunghaft auf 12 Euro in der Stunde, so steht es im neuen Koalitionsvertrag. Einer Tariferhöhung hat die Stadt seit Oktober aber noch nicht zugestimmt.“

Staatliche Unterstützung zwecks Ausgleich der Umsatzeinbußen wäre willkommen, sagt Fiedler. Immerhin aber sei das Kurzarbeitergeld „weiterhin eine gute Hilfe zur Deckung der Personalkosten“.

Die Forderungen des Landesverbandes des Verkehrsgewerbes an die Landesregierung fallen umfassender aus. Wie Verbandsgeschäftsführer Guido Borning fordert auch Gutendorf die Realisierung eines seit Längerem zugesagten Förderregimes für das Taxi- und Mietwagengewerbe, gekoppelt an den ÖPNV-Rettungsschirm. „Unsere Branche hat während der gesamten Krise ihre Beförderungsleistungen aufrechterhalten, insbesondere bei Schüler-, Kindergarten-, Behinderten- und Patientenfahrten. Wir hoffen sehr, dass dies auch einmal entsprechend gewürdigt wird.“

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