Ziel aller Wege ist das Urheiligtum, die Marienkapelle im Vallendarer Stadtteil Schönstatt, Ursprungsstätte und Mittelpunkt der internationalen Schönstattbewegung. Intention dieses Projektes ist, Pilgerwege aus allen Himmelsrichtungen nach Schönstatt führen zu lassen und auf diesen Wegen die Marienkapellen in Deutschland, Nachbauten des Urheiligtums, miteinander zu verbinden. 1300 Kilometer sind bislang ausgewiesen – etwa 10 Prozent, schätzt Herter. Dabei gibt es einige Herausforderungen und Hürden zu überwinden, weiß Herter zu berichten.
Ein solcher Prozess dauert rund eins bis zwei Jahre. Man muss hartnäckig bleiben, und es gelingt nicht überall.
Bis ein Pilgerweg ausgezeichnet ist, braucht es manchmal einen langen Atem, berichtet Pater Lothar Herter.
Den Ursprung nahm das Projekt zum Jubiläum 100 Jahre Schönstatt im Jahr 2014. „Zur Vorbereitung haben alle, die konnten, Pilgerwege in Deutschland initiiert – lange und kurze –, und zum Jubiläum sind dann Pilgergruppen mit Pilgerstab und Kreuz in einer großen Prozession eingezogen. Daraus entstand dann das Projekt nach dem Vorbild der Jakobswege oder anderer bekannter Pilgerwege.“ Seither werden in der Pilgerzentrale in Schönstatt Pilgerausweise ausgegeben, Pilgerführer in Form kleiner Hefte erstellt, Wege ausgeschildert – manchmal leichter gesagt als getan.
Das Plus beim Pilgern im Vergleich zum Wandern ist, dass man in eine größere Sinndimension gestellt ist. Man öffnet sich für das Woher, Wozu, Wohin – für den, der uns das Leben gegeben hat und uns begleitet.
Pater Lothar Herter
Aus diesem Grund versuchen er und seine Mitstreiter, Synergieeffekte zu nutzen, und teilen sich Streckenabschnitte mit anderen Pilger- oder Fernwanderwegen. „Es wird ein Teilstück auf demselben Weg gepilgert, dann biegen er wieder ab. Von Norden orientieren wir uns viel am Jakobsweg, von Görlitz aus geht es über die Via Regia bis Vacha und ab da über den Jakobsweg weiter, von Süden müssen mehr eigene Wege ausgeschildert werden – ein jahrelanger Prozess.“
Ziel sei, an jedem Kapellchen – mehr als 40 allein in Deutschland – eine Herberge für Pilger zu bieten. Dafür braucht es ein breit aufgestelltes Team. Jüngst wurden die Pilgerfreunde Schönstatt gegründet, die das Projekt auf alle erdenkliche Arten unterstützen können: als Wegepaten, als Ansprechpartner mit besonderen Ortskenntnissen, Menschen, die Pilgerangebote organisieren: „Ein Netzwerk von Pilgerfreunden wird derzeit aufgebaut. Interessierte können sich auf unserer Internetseite informieren und sich registrieren. Von der hiesigen Pilgerzentrale wird alles koordiniert. Dann bekommt man Newsletter und Einladungen. Was man daraus macht, ist jedem selbst überlassen, daraus kann sich alles entwickeln. Ziel ist, die Menschen in der Breite zu erreichen und zu vernetzen“, blickt Pater Herter auf die nächsten Schritte.
Was einfach toll ist am Pilgern: Es schließt uns unser Land einfach auf – und es ist einfach wunderschön. Und Pilgern ist gesund.
Pilgern wirkt sich für Lothar Herter in vielerlei Hinsicht positiv auf den Menschen aus.
Dass er mit diesem Angebot den heutigen Zeitgeist trifft, davon ist er überzeugt. Zwar habe es auch beim Pilgern einen zahlenmäßigen Einbruch durch Corona gegeben, aber: „Unsere Pilgerwege sind ein gutes Angebot, wenn es nicht so leicht ist, das Land zu verlassen, man aber trotzdem gern draußen in der Natur sein möchte. Ziel unserer Etappen ist ein spiritueller Ort, unser Weg ist so angelegt, dass er an kulturellen und spirituellen Orten vorbeiführt.“ Ein weiterer Unterschied, der das Pilgern vom Wandern unterscheidet, sieht Herter auch darin, dass die Pilger auf Wunsch auch geistlich begleitet werden können. Dazu werde ein Netzwerk von Pilgerführern aufgebaut – auch mithilfe der Pilgerfreunde –, auf der Internetseite des Projekts werden verschiedene Termine veröffentlicht, und in den Pilgerführer-Heften werden Impulse gegeben, sich spirituell mit sich auseinanderzusetzen.
„Das Plus beim Pilgern im Vergleich zum Wandern ist, dass man in eine größere Sinndimension gestellt ist. Man öffnet sich für das Woher, Wozu, Wohin – für den, der uns das Leben gegeben hat und uns begleitet“, ist Herters Erfahrung. „Was einfach toll ist am Pilgern: Es schließt uns unser Land einfach auf – und es ist einfach wunderschön. Und Pilgern ist gesund. Durch das Umhergucken und die stetige Bewegung – auch mit den Augen – sortiert sich einiges in unserem Kopf. Es kommt etwas hoch, man bekommt Impulse von außen, und es wird verarbeitet. Das persönliche Erleben verbindet sich mit dem spirituellen.“
Seine Begeisterung fürs Pilgern ist Herter anzumerken. Seine Erfahrungen hat er ein dem Buch „Kreuz und quer als Pilger durch Deutschland“, erschienen im Patris Verlag, zusammengefasst. Mit dem Pilgerwege-Projekt eröffnet er mit seinem Team den Menschen, ähnliche Erfahrungen zu sammeln und vielleicht auch mit dem Pilgervirus zu infizieren.
Mehr Informationen, Karten und Kontaktmöglichkeiten gibt es im Internet unter www.pilgerwege-schoenstatt.de