Von Reinhard Kallenbach und Verena Lörsch
Für Schulabgänger, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Einerseits sind noch zahlreiche Lehrstellen offen, andererseits kann nicht jeder Berufswunsch erfüllt werden. Um Suchende nach Maß zu beraten, luden die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer und das Centermanagement zum Aktionstag Ausbildungschance ins Löhr-Center ein.
Obwohl Wirtschaftskammern und Arbeitsagenturen ganzjährig beraten, wurde das Angebot sehr gut angenommen. „Der Bedarf ist einfach da“, sagt Center-Manager Stephan Antwerpen, der nach der Premiere im Vorjahr eine deutlich größere Neuauflage möglich gemacht hatte. Waren 2013 nur vier Unternehmen dabei, präsentierten sich dieses Mal 20 Arbeitgeber in spe im Center. Und die hatten reichlich zu tun. „Wir hatten schon 170 Beratungsgespräche“, bestätigt der stellvertretende Leiter der IHK-Ausbildungsberatung, Holger Bentz, gerade mal drei Stunden nach der Eröffnung.
Wer mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Gespräch kam, stelle schnell fest, dass es für viele mitnichten so gut aussieht, wie es in den Statistiken dargestellt wird. „Eigentlich wollte ich eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte machen. Da ich bisher noch keine Stelle gefunden habe, schaue ich mich nun hier um“, erklärt etwa eine 16-Jährige. Nicht besser dran ist ein 18-Jähriger, der freimütig bekennt: „Seit einem halben Jahr erhalte ich nur Absagen. Ich bin hier, um mich zu informieren. Mein Ziel ist es, Energie- und Gebäudeelektroniker zu werden.“ Marco Lohn kennt solche Aussagen. Der Leiter der Berufsberatung der Koblenzer Arbeitsagentur empfiehlt jugendlichen Bewerbern, auch alternative Angebote zu prüfen. Denn die Erfahrung zeigt, dass sich die Bewerbungen vor allem bei den bekannten Ausbildungsbetrieben stapeln. So zum Beispiel bei TRW. Hier kamen im vergangenen Jahr auf 25 freie Lehrstellen rund 1000 Bewerbungen. Trotzdem präsentierte sich der Zulieferer für die Automobilindustrie beim Aktionstag. Und nicht nur dort: Das Unternehmen wirbt trotz hoher Nachfrage um Nachwuchs. Die Botschaft: Für gute Absolventen steht immer eine Tür offen.
Den gern geäußerten Vorwurf, die jungen Leute seien nicht flexibel genug, bestätigte der Aktionstag übrigens nicht. „Am besten wäre eine Ausbildung zum Industriekaufmann, aber vielleicht finde ich hier noch Alternativen“, meint denn auch ein 16-Jähriger, der genau weiß: Wer einen kaufmännischen Beruf erlernen will, muss sich gegen viele Mitbewerber durchsetzen – darunter auch junge Frauen und Männer, die herausgefunden haben, dass Studium oder erster Berufsabschluss doch nicht das Beste für sie sind. Typisch für diese Gruppe ist diese Aussage eines 22-Jährigen: „Ich suche eine Ausbildungsstelle in der Richtung Einzelhandelskaufmann oder Lagerlogistik. Vielleicht finde ich hier noch weitere Berufe, die mich interessieren.“
Für einen 17-Jährigen ist eine Vorentscheidung schon gefallen. „Ich habe im Internet von diesem Aktionstag gelesen und hoffe, hier auf Firmen zu treffen, die Ausbildungsstellen für Mechaniker anbieten“, erklärt der junge Mann, der sich Hoffnungen machen kann. Allein für den Aktionstag waren rund 200 offene Stellen gemeldet worden. Und wer sich für einen gewerblichen Beruf entscheidet, hat oft bessere Karten.
Inklusion als Leitthema
Inklusion, die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen an allen gesellschaftlichen Prozessen, ist eine Aufgabe, die noch lange nicht bewältigt ist – vor allem dann, wenn es um Integration ins „normale“ Berufsleben geht. Deswegen ging es beim Aktionstag auch um diesen Bereich. Noch bis einschließlich Freitag informieren die Agenturen für Arbeit im nördlichen Rheinland-Pfalz über Inklusion und berufliche Rehabilitation. An den Aktionstagen im Löhr-Center beteiligen sich auch Unternehmen aus der Region. ka