Abgespielt hat sich diese bedrohliche Situation am Mittwoch vor den Ferien im Vallendarer Freibad. Einen Tag später entschied sich die zuständige Verbandsgemeindeverwaltung Vallendar wegen ähnlicher Vorfälle an diesem Tag erstmals in der Geschichte des Bades einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren, der die Rettungsschwimmer am bevorstehenden heißen Wochenende unterstützt (die RZ berichtete). Ein Sonderfall? Oder gibt es solche Entwicklungen auch in anderen Bädern der Region?
„Eine schwierige Entscheidung“ sei es gewesen, den Sicherheitsdienst zu beauftragen, erklärt VG-Bürgermeister Fred Pretz, denn schließlich sei das Bad sehr beliebt und man wolle nicht den Eindruck erwecken, dass es dort gefährlich ist. Zumindest für das Wochenende hat sich der Einsatz der Security-Mitarbeiter aber gelohnt. „Die mussten mehrmals eingreifen“, sagt Pretz. Bei den Angreifern habe es sich, und das bestätigen auch die Schwimmbadmitarbeiter, hauptsächlich um junge Männer mit Migrationshintergrund gehandelt, die sich zum Teil nicht an die Badeordnung gehalten und sich im Fall eines Konflikts schnell zu „aggressiven“ Gruppen zusammengeschlossen hätten. „Das Anpöbeln von Personal und Gästen – das war schon erschreckend“, sagt der Bürgermeister.
Auch Brigitte Günther ist am Wochenende immer wieder betroffen. Ein junger Mann habe ihr nach dem Rauswurf die bekannte Kopf-ab-Geste gezeigt. Zu körperlicher Gewalt kommt es aber nicht. Und seit Montag ist wieder Ruhe – auch ohne Sicherheitsdienst. Diesen will man aber immer wieder dazuholen, wenn die Situation dies verlangt, betont Pretz. Auch die Polizei geht nun hin und wieder Streife vor und im Bad, erklärt diese auf Anfrage.
Günthers Kollege Sebastian Buß bestätigt, dass es in dieser Saison vermehrt zu ähnlichen Fällen gekommen ist. Angst habe er in solchen Situationen nicht, die ständigen Diskussionen mit den pöbelnden Gästen nerven ihn aber. „Wir können uns damit nicht lange aufhalten, weil wir ja eine Aufsichtspflicht haben“, sagt er. Buß vermutet, und das hätten ihm auch Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bestätigt, dass es sich bei den Aggressoren um Personen handelt, die wegen der eingeschränkten Nutzbarkeit des Freibads auf dem Oberwerth nach Vallendar ausweichen. „Wir haben hier Zulauf von Gästen, die hier normalerweise nicht sind und die sich mit unseren Stammgästen nicht vertragen“, sagt Buß. Um den Stammgästen, also viele Familien mit Kindern und Studenten, den Badespaß nicht zu verderben, wolle man jetzt konsequent durchgreifen und klarmachen, dass das nicht geht.
In die Situationen, einen Sicherheitsdienst einstellen zu müssen, kamen die meisten Bäder in der Region noch nicht. Ausnahme: Koblenz. Seit ein paar Jahren holt sich das Bäderpersonal hier ab und zu Unterstützung bei einem Sicherheitsdienst, erklärt Betriebsleiter Ralf Alterauge. Denn immer mal wieder kommt es zu Streitigkeiten, vor allem zwischen verschiedenen Gruppen junger Leute. Einige davon seien Jugendliche mit Migrationshintergrund, aber nicht nur. „Insgesamt spielt auch Alkohol oft eine Rolle“, sagt Alter-auge. Und wenn es dann zum Beispiel zu einer Schlägerei auf der Liegewiese kommt, ist es gut, wenn der Sicherheitsdienst da ist.
Denn sonst müsste die Beckenaufsicht hingehen. „Und das kann ja auch schon mal eine halbe Stunde dauern, so einen Streit zu schlichten“, sagt Alterauge. Wichtig ist dabei, einzelne Rädelsführer herauszugreifen, „in der Gruppe sind die immer alle stark.“
Dann wird den Jugendlichen klargemacht, dass es so nicht geht, in krassen Situationen bekommen sie auch Hausverbot. In diesem Jahr hat das Freibad, in dem derzeit wegen Sanierungsarbeiten nur das 50-Meter-Becken nutzbar ist, aber noch kein einziges Mal den Sicherheitsdienst hinzugezogen, selbst an dem mit rund 3000 Gästen für das eingeschränkte Bad extrem gut besuchten vergangenen heißen Sonntag nicht. Das mag daran liegen, dass einige Gruppen in andere Bäder abgewandert sind, sagt Alterauge.
In den anderen Bädern der Region kommt es zwar immer wieder mal zu Verstößen gegen die Badeordnung, aber zu keinen gravierenden Vorfällen. „Wir haben keinen Anlass, etwas zu unternehmen“, sagt etwa Bruno Seibeld, der Bürgermeister der VG Rhein-Mosel, die für das Winninger Freibad zuständig ist. In diesem Jahr habe es einen Vorfall mit Jugendlichen gegeben. „Da gibt's dann einen Verweis – und dann ist auch Ruhe“, so Seibeld. Auch beim Münstermaifelder Freibad spricht Bürgermeisterin Claudia Schneider von Verweisen, die es immer wieder mal gäbe. Die Polizei habe man in diesem Jahr einmal da gehabt, aber nur weil Personen nachts über den Zaun gestiegen seien, um nackt zu baden.
Keine größeren Fälle gab es auch in den Bädern in Andernach, Saffig und Bendorf, wie eine Nachfrage der RZ ergab. „Leute, die andere penetrant belästigen – das haben wir hier nicht“, erklärt die für das Saffiger Bad zuständige VG Pellenz. Christoph Maurer, Sprecher der Stadt Andernach, spricht von gelegentlichen Zurechtweisungen durch das Schwimmbadpersonal und vom Verweis Betrunkener. Er betont aber, dass es sich dabei um „keine großen Geschichten“ gehandelt hätte.
Ähnliches ist aus Bendorf zu berichten. Allerdings sei die Tendenz zu erkennen, dass Regeln nicht mehr so stark beachtet werden wie früher, erklärt Stadtsprecherin Theresa Artzdorf.