Von unserer Reporterin Agatha Mazur
Sie warnen davor, dass Muttertiere als Gebärmaschinen missbraucht und die Tiere viel zu schnell von der Mutter getrennt werden. Häufig sind diese Welpen dann krank und sterben früh. Und für die ahnungslosen Käufer sind die Rassetiere keineswegs ein Schnäppchen: Mit der Tierarztrechnung kommt das böse Erwachen. Die überlebenden Hunde sollen wegen der fehlenden Prägephase oft an Verhaltensauffälligkeiten leiden.
Bei Kirstin Höfer, Leiterin des Koblenzer Tierheims, werden immer wieder Tiere aus dem Welpenhandel abgegeben. Erst im September stand ein junges Pärchen mit einem Staffordshire-Terrier-Welpen vor der Tür, erzählt sie. Die Frau hatte den Hund auf einem Markt in Polen gekauft. Das sieben Wochen alte Hündchen erbrach sich dann aber und hatte blutigen Durchfall – Diagnose: Parvovirose, eine ansteckende Erkrankung. In einer Tierklinik versuchte man noch, den Welpen zu retten, aber ohne Erfolg: Drei Tage später starb das Tier.
„Das war ein Trauerspiel“, bedauert Höfer, und der Vorfall kostete das Tierheim letztendlich auch viel Geld. Die junge Halterin kam mit einer offiziellen Ermahnung davon, Staffordshire-Terrier dürfen nicht ohne Weiteres nach Deutschland eingeführt werden. Höfer fordert härteres Durchgreifen: „Die Politik muss sich stärker engagieren!“ Mit dem Einsatz von Polizei, Ordnungsamt und Veterinäramt ist sie allerdings zufrieden: „Die reagieren sehr fix.“ Menschen kann sie nur raten, sofort die Polizei zu rufen, wenn man das Gefühl hat, es geht beim Verkauf nicht mit rechten Dingen zu.
Nach dem Kauf werden viele Tiere krank
Dass das gar nicht so selten der Fall ist, weiß Ruth Drießen aus Mayen aus Erfahrung. „Uns rufen viele Leute an und beschweren sich, dass sie Tiere gekauft haben, die dann krank werden und horrende Tierarztkosten mit sich bringen“, sagt die Leiterin des Tierheims Mayen. Drießen sieht die Gefahr in der Unwissenheit der Käufer: „Da springen Leute, die keine Ahnung haben, auf Zeitungsinserate an, die süße Hunde zeigen.“ Ist man dann vor Ort und sieht ein Hündchen in der Ecke gekauert liegen, nimmt man es häufig trotzdem mit: „Die meisten kaufen dann aus Mitleid“, sagt Ruth Drießen. Das sei aber der falsche Weg, denn mit jedem gekauften Hund steige die Nachfrage: „Für jeden verkauften Welpen rutschen drei neue nach.“
Im vergangenen Jahr wurde etwa ein kleiner Chihuahua im Mayener Tierheim abgegeben. Das Hündchen, das locker in einen Badehandschuh gepasst hätte, war von Inzucht so schwer geschädigt, dass es einige Tage später starb. Susan Kerl, heutige Leiterin des Tierheims Andernach und damals Mitarbeiterin im Tierheim Mayen, erinnert sich noch gut an den Fall. „Wenn man einen Hund möchte, muss man sich Gedanken machen. Und es darf nicht nur billig, billig, billig sein“, kritisiert Susan Kerl die „Geiz ist geil“-Mentalität, die dem Welpenhandel zugrunde liege. Sie hat aber das Gefühl, dass die Anzahl der Händler noch weiter ansteigen werde: Das Internet mache den Verkauf leichter.