Containerunterkunft in Kärlich bald fertig
425 Quadratmeter für bis zu 72 Personen: So sieht die Containerunterkunft in Kärlich von innen aus
1 Übersicht Sozialunterkunft Mülheim-Kärlich
Die Container sind an Ort und Stelle, bis die ersten Bewohner der Sozialunterkunft einziehen können, stehen aber noch Bauarbeiten an.
Eva Hornauer

Auf der Schützenwiese in Mülheim-Kärlich stehen bereits drei Container, die bald unter anderem Flüchtlingen ein zu Hause sein sollen. Die Unterkunft war schon in der Planungsphase umstritten. So sieht es in den finalen Zügen der Bauarbeiten im Inneren aus.

Graue Stahlbettgestelle, mindestens zwei davon in jedem Schlafraum, graue Schränke, die Wände weiß. In den Aufenthaltsräumen Tische und Stühle, die Küchen funktional mit Herd und Backofen und einer kleinen Arbeitsfläche. Wer geglaubt hat, das Containergebäude am Ende der Kettiger Straße, auf der Schützenwiese, in Mülheim-Kärlich wäre luxuriös, der irrt. Die Inneneinrichtung der Container ist funktional, praktisch und reduziert – so reduziert, dass man eigentlich nicht von Räumen oder Zimmern sprechen kann, sondern von Räumlichkeiten und Bereichen, die zweckgebunden sind. Trotz dieser nüchternen Inneneinrichtung, wird die Unterkunft bald zum Lebensmittelpunkt für einige Menschen werden, wenn auch nur auf Zeit.

2 Detail Sozialunterkunft Mülheim-Kärlich
Blick in einen der Schlafräume: Wer später in einem solchen Zimmer untergebracht ist, kann in einer der Gemeinschaftsküchen kochen. Familienzimmer verfügen über eine eigene kleine Küche. Fotos: Eva Hornauer
Eva Hornauer

Bei dem Gebäude in der Kettiger Straße handelt sich auch nicht um eine reine Flüchtlingsunterkunft, wie Sven Normann, Fachbereichsleiter Jugend, Familie und Bildung der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm, bei der Begehung des Gebäudes klarstellt, sondern um eine Sozialunterkunft. Das bedeute: Nicht nur Menschen, die etwa aus der Ukraine oder Syrien geflohen sind, können hier untergebracht werden. Auch Menschen, die zum Beispiel in die Obdachlosigkeit geraten sind, sollen am Ende der Kettiger Straße ein Dach über dem Kopf erhalten können.

Noch bevor überhaupt mit den Bauarbeiten begonnen wurde, erhitzte die geplante Sozialunterkunft die Gemüter. Anwohner fühlten sich vom Vorgehen hintergangen und zweifelten daran, dass so viele Menschen auf so kleinem Raum koexistieren können.

Um die Menschen, die der VG vom Kreis zugeordnet werden, unterzubringen, habe die VG-Verwaltung in der Stadt Mülheim-Kärlich bisher vor allem auf die Anmietung von Wohnungen gesetzt. „Wohnraum ist knapp“, sagt Normann. „Sozialer Wohnungsbau hat von Seiten der Bundesregierung in den vergangenen 20 Jahren quasi nicht stattgefunden“, erklärt Gino Gilles, Fachbereichsleiter Bauverwaltung der VG Weißenthurm. Das zeige sich dann in den Kommunen. „Wenn wir diese Unterkunft nicht hätten, wüssten wir nicht wohin mit den Leuten“, sagt Sofie Linden, die in der VG-Verwaltung für Flüchtlingsarbeit zuständig ist.

Wie ist die Sozialunterkunft aufgebaut?

Die circa 425 Quadratmeter der zweigeschossigen Containerwohnanlage sollen am Ende Platz für bis zu 72 Personen bieten. Dabei gibt es insgesamt acht Familienzimmer, die aus einer funktionalen Küchenzeile, einem kleinen Essbereich und Toilette sowie einem separaten Schlafbereich bestehen. Im Schlafzimmer stehen dann jeweils zwei Hochbetten. Vier dieser Familienzimmer befinden sich im oberen Geschoss und weitere vier im Erdgeschoss.

Der große Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss soll später auch für Sprachkurse genutzt werden können.
Eva Hornauer

Darüber hinaus wurden 20 weitere Schlafräume gebaut – neun dieser Einheiten im Erdgeschoss, die restlichen elf im Obergeschoss. Diese Schlafräume sind für die Doppelbelegung mit jeweils zwei Betten ausgestattet. Kochen können die Bewohner dieser Schlafräume in den beiden Gemeinschaftsküchen, die zwar über Spülen und Herdplatten, aber nicht über Kühlschränke verfügen sollen. Statt in den Gemeinschaftsküchen, sollen in den Zimmern kleine Kühlschränke stehen.

Je Stockwerk gibt es zwei Badezimmerbereiche – jeweils einen für Frauen und einen für Männer. Diese sind mit je drei Toiletten und Duschen sowie Waschbecken ausgestattet. Außerdem gibt es pro Stockwerk einen Wäscheraum, in dem Waschmaschinen und Trockner stehen sollen. Darüber hinaus wird es ein Büro für die Heimleitung, Lager- und Putzmittelräume und einen Technikraum geben.

Außerdem gibt es pro Stockwerk auch einen Aufenthaltsraum. Im oberen Geschoss ein kleiner, im Erdgeschoss ein größerer Raum. „Hier könnten wir dann Deutschkurse anbieten“, sagt Linden, während sie in den Aufenthaltsraum im Erdgeschoss blickt. Das sei ein Vorteil von Unterkünften wie jener in der Kettiger Straße: Zusammen mit der Volkshochschule könnte vor Ort ein Sprachkurse stattfinden.

Wann soll die Sozialunterkunft fertig werden?

Die Container stehen bereits an Ort und Stelle, allerdings finden noch Arbeiten im Inneren statt. Ein Wust an Kabeln muss verlegt werden, die Gemeinschaftsküchen sind noch nicht geliefert, die Waschmaschinen und Trockner sind ebenfalls noch nicht da, um hier einige Beispiele zu nennen. „In ungefähr zwei Wochen werden wir mit dem Innenbereich fertig sein“, schätzt Diana Müller, die leitende Architektin von der Verbandsgemeinde Weißenthurm.

Danach stünden noch Arbeiten im Außenbereich an: Statt des bisherigen Bauzauns, soll ein befestigter Zaun um die Unterkunft herum installiert werden, die Zwischenräume im Außenbereich müssen mit Kies aufgefüllt werden, drei Parkplätze und Fahrradabstellmöglichkeiten sollen am Eingang an der Kettiger Straße entstehen. „Wir werden wahrscheinlich Ende Juli mit allem fertig sein“, sagt Gilles.

Bevor die Unterkunft in der Kettiger Straße erstmalig bezogen wird, sollen die Nachbarn die Gelegenheit haben, sich das Gebäude von innen anzusehen. Normann von der VG versteht, dass ein solches Bauprojekt – egal welche Personengruppen dort einziehen würden – den direkten Nachbarn Sorgen bereiten kann. Das Gebäude wird aber nicht auf einen Schlag gefüllt werden. Vielmehr sollen die neuen Bewohner nach und nach einziehen: Jede Woche maximal eine Hand voll, heißt es von Seiten der Verwaltung.

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