Koblenz
247Grad Labs: Koblenzer helfen beim Jonglieren mit dem Netz – Gründerserie (2)

Wappnen sich auch mit Spaß für die Kämpfe als Gründer: Sascha Böhr und Björn Schumacher stehen an der Spitze von 247Grad Labs. Foto: Sascha Ditscher

Koblenz. Sie sind die Ideengeber für das BarCamp Koblenz, um die Region besser zu vernetzen - und sie helfen auch sonst, wenn es um Vernetzung geht. Sascha Böhr und Björn Schumacher stehen an der Spitze der Firma 247Grad Labs, die mit ihrer Software Connect in der Social-Media-Welt die Arbeit erleichtert. 

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Im Vorfeld des Barcamps Koblenz stellt die RZ Startups aus der Region vor. Heute: 247Grad Labs.

Der Spruch auf dem T-Shirt von Björn Schumacher könnte so etwas wie eine Verheißung sein für die Firma: „Alles Shitstorm außer Mutti“. In einer Welt, in der es heftige Reaktionen hagelt oder heftige Reaktionen drohen, geht es für Unternehmen mit vielen Kundenkontakten nicht mehr ohne ein Werkzeug wie Connect von 247Grad Labs. Die Software aus Koblenz ermöglicht es, Reaktionen in sozialen Netzwerken und im Netz gebündelt im Blick zu behalten und darauf zu antworten. Zentral oder im Team, möglich auch mit Dienstleistern außerhalb.

Wappnen sich auch mit Spaß für die Kämpfe als Gründer: Sascha Böhr und Björn Schumacher stehen an der Spitze von 247Grad Labs. Foto: Sascha Ditscher

Allerdings geht es nicht nur darum, den Überblick zu behalten, wenn der Wind um die Ohren pfeift. Connect ist auch dazu da, Rückenwind aus dem Netz aufzunehmen mit eigenen Inhalten. „Content Marketing“ ist das Stichwort, ein wachsender Markt, mit dem sich Connect eng verbinden soll. Sascha Böhr, der mit Björn Schumacher 247Grad Labs gegründet hat: „Wir glauben, dass Content Marketing ein ganz, ganz wichtiges Thema wird. Unternehmen investieren in Deutschland noch viel zu wenig in die Erstellung professioneller Online-Inhalte.“

Für die Planung und das Veröffentlichen solcher Inhalte und das Steuern der Reaktionen sowie den Vergleich zu Wettbewerbern gibt es aus seiner Sicht noch keine zufriedenstellende Software. „Connect soll das Standardprodukt werden.“ Mit dem Vorteil etwa gegenüber einem skandinavischen Konkurrenten, dass die Server in Deutschland stehen. Datenschutz ist ein wichtiges Argument, ein anderes, die Funktionalitäten nach Bedarf buchen zu können.

Nachdem im Oktober die Beta-Phase nach rund einem Jahr beendet war und das Programm offiziell startete, schloss sich wenig später im April 2015 auch die zweite Finanzierungsrunde an. Die nächste Phase konnte beginnen für die 15 Mitarbeiter im Technologiezentrum, von denen viele in Klamotten mit dem Firmenaufdruck zur Arbeit kommen. Bei 40 Unternehmen ist Connect inzwischen als Kommandozentrale und Werkbank für den Umgang mit Inhalten aus dem Netz und für das Netz im Einsatz. „Von der Produktentwicklung verschiebt sich das Hauptaugenmerk nun auf die Vermarktung“, sagt Björn Schumacher.

Die einzelnen Module wie der Publisher zum Erstellen von Social-Media-Beiträgen oder das Helpdesk zur Beantwortung von Anfragen, Kommentaren und Nachrichten aus Facebook und Twitter stehen, aber gerade das Helpdesk bereitete Kummer. Unter den ersten Kunden war bereits eine große Elektronikmarktkette, bei der Tausende Kommentare in kurzer Zeit nicht die Ausnahme sind. Die Software stieß an Grenzen, Connect wurde langsam. Also begann der Prozess, diesen Teil im Hintergrund neu zu programmieren, mit der nächsten Version im August „läuft das wieder, wie es soll“, sagt Böhr. „Und wir können ganz anders auftreten.“ Manche Kunden reagierten angesäuert, Böhr und Schumacher selbst ärgerten sich wahrscheinlich am meisten. Aber es ist das Los eines Startups an der Spitze der Entwicklung, dass nicht alles glatt läuft.

Es sind auch solche Erfahrungen, die sie auch mit anderen teilen möchten. Böhr und Schumacher sind die Initiatoren des Barcamps Koblenz zum Thema „Digitale Kommunikation“. Vernetzung der Szene in Koblenz ist ein Ziel. Schumacher: „Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen reden über gemeinsame Themen, man lernt andere Sichtweisen kennen, bekommt andere Einsichten. Das kann der Region nur gut tun.“

Für Labs wird es Schicksal bleiben, ständig zu reagieren und neu zu programmieren – und manchmal auch vergebens: „Der Markt entwickelt sich so schnell, Facebook führt dann plötzlich wieder unangekündigt neue Funktionen ein, die wir schnell abbilden müssen.“ Produktentwicklung, manchmal kaum planbar. Ab August soll auch das Fotonetzwerk Instagram aus Connect heraus betreut werden können, für viele Marken ein weiterer wichtiger Marketingkanal.

Und manche nutzen dazu nicht nur die Software aus Koblenz, sondern auch den Rat der Mitarbeiter. 247Grad Labs sind hervorgegangen aus der Social Media-Agentur 247Grad, die schon früh Kampagnen in den Netzwerken auch für große Unternehmen konzipierte und Social-Media-Auftritte auch von Unternehmen wie Bayer Crops Science betreut. Schumacher: „247Grad bringt die Agenturerfahrung ein. Wir nehmen Kunden auch an die Hand. Wir wollen, dass sie Lust auf Social Media haben.“ Auch wenn der Shitstorm auf dem T-Shirt weht – Bangemachen ist nicht Teil des Geschäfts. Lars Wienand

Sascha Böhr im Drei-Fragen-Kurz-Interview:

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