Koblenz – Mehr als 1,8 Millionen Euro hat die Bundeswehr investiert, um dem Koblenzer Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) rund 3600 neue Computer anzuschaffen. Dabei war die Behörde mit dem Status Quo eigentlich rundum zufrieden.
„So schlecht und unmodern war unsere IT-Ausstattung gar nicht“, betont BWB-Präsident Harald Stein. Hatten die BWB-Bediensteten zuvor im übertragenen Sinn einen „gut gewarteten Daimler“, fahren sie jetzt laut Dr. Georg Wilmers, Geschäftsführer der BWI Informationstechnik GmbH, einen „Golf“. Sprich: Die millionenschwere IT-Aufrüstung ist faktisch eine technische Abrüstung. So wurden zum Beispiel zwei Drittel aller Drucker in den Koblenzer Behördenräumen ersatzlos deinstalliert. Und: Keiner der Bediensteten hat mehr Administratorenrechte. Die Wartung der neuen Computer läuft über einen zentralen „Help Desk“ in München. Das IT-Personal am Standort Koblenz, das bislang vor Ort für die Wartung zuständig war, wurde abgezogen.
Das alles sei dennoch ein Fortschritt, verteidigt BWI-Geschäftführer Wilmers das Projekt. Die GmbH ist ein Public-Privat-Partnership-Unternehmen von Siemens, IBM und dem Bund, das das Projekt „Herkules“ der Bundeswehr betreut. Ziel und Zweck der eigens für diese Aufgabe gegründeten GmbH: die Erneuerung der gesamten nicht militärischen Informations- und Kommunikationstechnik. Außerdem soll die BWI das System warten und betreuen. Das soll der Bundeswehr künftig viel Geld sparen. „Wenn man die Personalkosten mit einbezieht, bekommt die Bundeswehr ein System, das kostengünstiger zu betreiben ist“, ist Wilmers überzeugt.
Was die BWB-Mitarbeiter zum Beispiel alles nicht bekommen, hatte bei einer „Feierstunde“ zum Abschluss des Herkules-Projektes in Koblenz derweil BWB-Präsident Stein festgestellt: Eine mobile IT-Ausrüstung beispielsweise gebe es nur für einen Bruchteil der Bediensteten – was denkbar ungünstig sei für eine Behörde, deren Mitarbeiter ziemlich oft auf Dienstreisen sind. Denn das bedeutet unter anderem auch: E-Mails mobil abrufen geht nicht (mehr).
Kein Wunder also, dass auch Wilmers zugab: „Ich kann nachvollziehen, dass sich das BWB mit der Umstellung nicht so leicht getan hat.“ Allerdings betonte der BWI-Geschäftsführer auch: Bei der Behörde seien wohl im Vorfeld „Erwartungen geweckt worden, die so auf Grundlage des Herkules-Vertrags gar nicht hätten realisiert werden können“. Nach einer kurzen „Trauma-Periode“, so Wilmers weiter, werde der Schmerz über den Verlust des „PC-Daimlers“ in Koblenz aber irgendwann verflogen sein, und die Mitarbeiter würden die Vorzüge des „flotten Golfs“ zu schätzen lernen.
Wohl noch etwas länger wird derweil das Trauma Koblenzer Hof dauern. Die Dienststelle des BWB am Rheinufer ist weiterhin akut einsturzgefährdet (die RZ berichtete). Während die Statik des Gebäudes marode ist, ist es die IT-Technik nicht: Denn auch im Koblenzer Hof wurde vor der Räumung noch der „flotte Golf“ eingebaut.
Annette Hoppen