IHK, HwK und Agentur für Arbeit lockten Tausende vors Koblenzer Schloss
120 Stände am Koblenzer Schloss: Azubispots bietet viele berufliche Möglichkeiten
Wolfgang Lucke

In eine quirlige Messelandschaft verwandelte sich der Platz vor dem Koblenzer Schloss am Freitag. Bei „Azubispots”, einer Gemeinschaftsveranstaltung von IHK, HwK und der Agentur für Arbeit, nutzten Tausende von Jugendlichen die Möglichkeit, an 120 Ständen mit einem Vielfachen an spannenden Ausbildungswegen Perspektiven für ihr Berufsleben zu entwickeln.

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Ata, Ghassan, Oliver und Zeeshan von der Goethe-Realschule in Neuendorf messen gerade ihre Körpergröße. „Wir glauben, dass man bei der Bundespolizei eine Mindestgröße haben muss”, erklärt Ata. Die Jugendlichen finden die Azubispots spannend. „Wir haben schon alle Stände besucht. Wir sind offen und interessiert.” Im nächsten Jahr steht der Realschulabschluss an, da sind sie froh, Anregungen zu erhalten. Oliver schaut auf den Zollstock: „1,73 Meter. Ich glaube, das reicht für die Polizei.”

Doch die Bundespolizei verlangt gar keine Mindestgröße, wie Polizeiobermeister Jonas Herder lächelnd erklärt. Die Berufsbilder bei der Bundespolizei sind sehr vielfältig, da ist nicht nur körperliche Qualität gefragt. Der Schutz von Grenzen, Flughäfen und der Bahn gehört zu den Einsatzbereichen. Mit seinen 27 Jahren ist Jonas Herder selbst ein gutes Beispiel für die vielfältigen Möglichkeiten: „Ich habe Abitur, wollte dann doch zunächst eine praktische Ausbildung machen. Es gibt hier genug Möglichkeiten, sich auch später noch weiterzuentwickeln.”

Fragten die Jugendlichen früher eher nach Action im Polizeiberuf, ist es heute mehr die berufliche Sicherheit.

Polizeiobermeister Jonas Herde

Heute in der Einstellungsberatung tätig, hat er Veränderungen erkannt: „Fragten die Jugendlichen früher eher nach Action im Polizeiberuf, ist es heute mehr die berufliche Sicherheit.” Sicherheit auf höchstem Niveau bietet auch eine Anstellung bei den Finanzbehörden. Neben mehreren Ausbildungsgängen inklusive Dualem Studium lockt hier schon für Auszubildende ein Anfangsgehalt von 1300 Euro. Dazu kommt eine Selbstverpflichtung des Arbeitgebers: Pflege der Teamarbeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, flexible Arbeitszeiten, frauenfreundlich. „Wir haben sehr viel junge Menschen im Team, die für ein lebendiges Betriebsklima sorgen”, sagt Katharina Krebs-Sergiichuk, Ausbildungsleiterin beim Finanzamt Koblenz.

Auch ein Weg zur Nutzung der Azubispots: Lia und Adrian, 20 und 24 Jahre alt, „bewaffnet” mit Mikrofon und Kamera, beide schon beruflich tätig, haben sich heute vorgenommen, ihre Social Media Aktivitäten zu „pushen” und möchten Jugendliche befragen, die schon in einer Ausbildung sind. Initiative zeigen, das sieht auch HwK-Präsident Kurt Krautscheid als Erfolgsmodell an: „Ich habe beobachtet, dort wo die jungen Leute angesprochen werden, am besten von jungen Menschen, entwickeln sich Interesse und Kommunikation.” Das „Matching” zu finden, sei zurzeit die große Aufgabe.

Wir sind an der frischen Luft, sehen morgens mal den Sonnenaufgang. Ich erlebe oft eine echtes Freiheitsgefühl.

Dachdeckergesellin Laura Cabione

„Wir sind an der frischen Luft, sehen morgens mal den Sonnenaufgang. Ich erlebe oft eine echtes Freiheitsgefühl”, sagt Dachdeckergesellin Laura Cabione. „Zwar sind Frauen auf dem Dach noch in der Minderheit, aber es werden immer mehr.” Für Dachdeckermeister Pascal Nink sind maßgeblich der Wille und das Interesse notwendig für diesen Beruf, nicht die Geschlechtszughörigkeit.

„Ja, es scheint manchmal so, dass die Nebenbedingungen fast so wichtig sind wie die eigentliche Tätigkeit”, hat Sabine Ander beobachtet, Ausbilderin bei der Agentur für Arbeit. Bei „ihrem” Auszubildenden Luca Krämer aber war eher die Vielfalt der Ausbildung ausschlaggebend. „Nach meinem Jahrespraktikum bei der Bundesagentur wusste ich: Das will ich machen.”

Den Handwerker an sich gibt es nicht.

Ausbildungsberaterin Ann-Kathrin Maaß

Auch am Nachbarstand bei der HwK sind die gewaltigen Umwälzungen in der modernen Berufswelt bekannt. „Den Handwerker an sich gibt es nicht”, fasst Ausbildungsberaterin Ann-Kathrin Maaß die Vielfalt zusammen. Neben den klassischen Berufsbildern, in denen noch mit den Händen gearbeitet werde, gebe es viele Berufe, wie zum Beispiel den Mechatroniker, wo die IT eine immer größere Rolle spiele. „Wir sehen zum Beispiel auch immer mehr Tischlerinnen. Für Frauen öffnen sich gerade sehr viele Berufsfelder.”

Wobei „irgendwas bei den Medien”, der viel zitierte angebliche Berufswunsch einer ganzen Generation, seinen Wahrheitsgehalt auch noch nicht verloren hat. Das hat Annica Pirrung, Team Ausbildungsmarketing bei der IHK Koblenz, beobachtet. Außerdem seien E-Commerce und überhaupt der IT-Bereich stark im Kommen.

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