Bei einem Feuer, das in der Nacht zu Montag ausbricht, werden zwei Menschen leicht verletzt
120 Einsatzkräfte bei stundenlangen Löscharbeiten: Vier Häuser in Winningen in Brand geraten
In der Nacht zum Montag ist es in Winningen zu einem Brand gekommen. Die Feuerwehr war auch noch am Montagmorgen im Einsatz, zwischenzeitlich musste auch die B 416 voll gesperrt werden, um Moselwasser für die Löscharbeiten abpumpen zu können.
Erwin Siebenborn

In der Nacht zum Montag ist in Winningen ein Feuer ausgebrochen: Vier Häuser im Ortskern waren von den Flammen betroffen, acht Menschen mussten rausgeholt und teils über Nacht im Rathaus untergebracht werden, rund 120 Kräfte der Feuerwehren, DRK, Polizei, ENM und THW waren stundenlang im Einsatz. Wie es zu dem Feuer kam und wie sich die Lage entwickelte.

1. Das ist passiert: Gegen 1 Uhr nachts wurde ein Dachstuhlbrand in einem der historischen Bauten im Ortskern gemeldet. Das Feuer griff auf die miteinander verbundenen Nachbarhäuser über, insgesamt vier Häuser wurden in Mitleidenschaft gezogen. In Medienberichten war teils sogar von fünf Häusern die Rede. Zunächst hieß es, dass keine Personen zu Schaden gekommen seien, die Polizei meldete gegenüber unserer Zeitung zwei Personen mit Rauchgasvergiftung. Der Brand war gegen Morgen unter Kontrolle, allerdings dauerten die Lösch- und Kontrollmaßnahmen noch über den Montag an.

2. Das sagt die Feuerwehr: Derzeit sei der Wehleiter der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel noch im Einsatz, heißt es von der Verbandsgemeindebürgermeisterin Kathrin Laymann (FWG), die der Feuerwehr vorsteht. Sie schreibt gegen 8 Uhr morgens in einer Mitteilung, dass es zu „massiven Schäden an den denkmalgeschützten Gebäuden“ kam. Wie hoch dieser Schaden sei, ließ sich noch nicht bewerten.

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Anwohner bedauern den Verlust der historischen Baumasse, gerade diese ist für Touristen ein Anziehungspunkt im Ort.
Tim Kosmetschke

Laymann war um 3 Uhr am Ort, um zu unterstützen, etwa bei der Unterbringung von Bewohnern. Diese waren jedoch schon größtenteils bei Verwandten untergekommen. Es sei „schon sehr traurig gewesen, die schönen Fachwerkhäuser in Brand zu sehen“, sagt sie. Die Brandbekämpfung sei kontrolliert abgelaufen, mittels drei Drehleitern – aus Koblenz, Mülheim-Kärlich und der VG Rhein-Mosel selbst – habe man die Herde bekämpft, hierbei seien Bilder einer Drohne von Kollegen aus dem Hunsrück hilfreich gewesen.

Der Einsatz dauerte rund 9 Stunden. Zur Ursache könne man noch keine stichhaltigen Aussagen machen. Medien berichten, dass das Feuer wohl von einem in einem Schuppen untergestellten Auto ausging. Man gehe davon aus, dass das Feuer in einem Schuppen nebenan losgegangen sei und dann auf den Dachstuhl übergegriffen habe, sagt Laymann. Das Auto als Ursache werde vermutet, aber „es könnte auch eine defekte Heizung oder ähnliches gewesen sein“. Derzeit sei dies alles Spekulation. Auch zur Frage, ob Brandstiftung im Spiel gewesen sein könne, kann Laymann nichts sagen und verweist an die ermittelnde Kripo. Ob die Häuser noch bewohnbar sind, müsse ein Gutachter erst feststellen, aber natürlich sei der Wunsch da, dass sie wieder instand gesetzt werden können.

Rund 120 Einsatzkräfte waren am Ort, darunter die Wehren der VG Rhein-Mosel, Kräfte des Landkreises Mayen-Koblenz, der Leitstelle Koblenz, der Feuerwehr Koblenz-Güls sowie der VG Weißenthurm und der FFW Mülheim-Kärlich. Zudem waren die Einheiten Winningen, Oberfell, Spay, Kobern-Gondorf, Dreckenach, Brey, Wolken, Hatzenport und Dieblich im Einsatz. Die Feuerwehr Alken habe die Bereitstellung übernommen. „Man kann den Einsatzkräften wirklich nur dankbar sein“, sagt Laymann im Gespräch mit unserer Zeitung am Montagmittag: „Es hat auch den Umstehenden, die das Unglück mit ansehen mussten, gut getan, dass ihnen so zahlreich geholfen wurde.“

3. Das sagt der Ortschef: Um 1.21 Uhr ging der Anruf der Polizei bei Winningens Bürgermeister Rüdiger Weyh (FDP) ein. Es wurde darum gebeten, das Rathaus als Evakuierungszentrale zu öffnen. Um 1.30 Uhr hat er die Pforte zum Rathaus aufgemacht. Vorsorglich sollten nicht nur Bewohner, sondern auch Nachbarn hier untergebracht werden. Vier Leute waren im Rathaus. Die zwei Verletzten, die vorsorglich ins Krankenhaus kamen und später wieder entlassen werden konnten, brachte Weyh in einem örtlichen Hotel unter. Die meisten Bewohner – unter ihnen auch eine Schwangere – seien gefasst gewesen, sagt Weyh am nächsten Tag.

Er habe einen Brand noch nie aus der Nähe beobachtet, es sei „unglaublich schnell“ gegangen, und die Feuerwehr habe professionell gearbeitet. Wie es nun weitergeht, müsse man schauen, aber in Winningen werden Nachbarschaftshilfe und Solidarität gelebt und praktiziert, ist er überzeugt.

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Rund 120 Einsatzkräfte waren am Montag von 1 Uhr nachts an im Einsatz: Darunter viele Wehren aus der umliegenden Region, aber auch Mitarbeiter des DRK, des THW und Beamte der Polizei.
Tim Kosmetschke

4. Das sagt die Polizei: Die Polizei Brodenbach war ebenfalls im Einsatz, um Rettungswege für die Feuerwehr freizumachen und -zuhalten und die Häuser zu evakuieren. Die beiden leicht Verletzten hätten sich die Rauchgasvergiftung wohl bei einer Rettungsaktion einer älteren Dame zugezogen, heißt es im Gespräch mit unserer Zeitung. Genau bestätigen konnte die Polizei den Sachverhalt jedoch nicht.

Die Beamten raten dringendst davon ab, sich in verrauchte Häuser zu begeben, auch wenn man glaube, die Lage einschätzen zu können. Es nütze niemanden etwas, wenn die Retter am Ende selbst gerettet werden müssten, heißt es von der Polizei. Auch die Bundesstraße sei über Stunden bis etwa 9 Uhr voll gesperrt worden, erklärt die Polizei. Grund war die Wasserentnahme aus der Mosel, die nötig wurde, da durch die Löscharbeiten sonst das Trinkwasser in der Nachbargemeinde Kobern-Gondorf zur Neige hätte gehen können.

5. Das sagen die Winninger: Viele Winninger zeigten sich von dem Brand im engen Ortskern sehr berührt. Gerade die verschachtelte Bauweise birgt die Gefahr eines schnellen Übergreifens von Flammen. Dies machte der Brand den Anwohnern rund um die Unglücksstelle bewusst. Bedauert wird der Verlust von historischer Bausubstanz nahe der Ortsmitte, die auch für Touristen ein Anziehungspunkt ist. Anwohner hoffen auf eine schnelle Wiederherstellung der kunstvoll sanierten Häuserfronten. Die Bewohner der betroffenen Häuser sind im Hotel oder bei Verwandten untergekommen.

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