Was passiert war? Ausgerechnet im Advent erlebten die Verantwortlichen der evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Mitte eine unangenehme Überraschung. Im Chorbereich wurde ein unscheinbarer Riss entdeckt. Das angrenzende bleigefasste Fenster war angesichts der veränderten Belastungen nicht mehr so, wie es eigentlich sein sollte. Doch es gab auch eine positive Überraschung: Eine akute Gefahr besteht nicht. Die Kulturoffensive der Kirchengemeinde kann im laufenden und auch im kommenden Jahr wie geplant umgesetzt werden.
Bauzeit: 2025 bis 2030
Ab 2025 bis einschließlich 2030 wird dann eine umfassende statische Sanierung erfolgen, die auch den maroden Dachstuhl einbezieht. Die Mängel in diesem Bereich waren schon länger bekannt, doch hätte schon eine Sanierung an dieser Stelle allein auf Kosten der Kirchengemeinde und der angegliederten Stiftung Florinskirche die Koblenzer Akteure finanziell überfordert. Pfarrerin Birgit Becker ist deshalb dem Land, das Miteigentümer der Florinskirche ist, und den zuständigen Fachbehörden dankbar, dass die notwendige Sicherung schnell und unbürokratisch in die Wege geleitet wurde.
Auch wenn die statische Sicherung sehr aufwendig sein wird, dürfte nach ihrem Ende sehr wenig zu sehen sein. Es wird vor allem um Maueranker und ähnliches gehen. Die Florinskirche wird also die Dauerbaustelle bleiben, mit der sich Kirchengemeinde und ihre Stiftung schon seit vielen Jahren auseinandersetzen. Im Juni 2022 lag schließlich ein Gutachten vor, in dem allein das erste erforderliche Maßnahmenpaket eine finanzielle Dimension von 12 Millionen Euro hatte. Immerhin zeigt der Blick auf die im Sommer 2010 eingeweihte neue Orgel und kleinere Baumaßnahmen, dass mithilfe von großzügigen Spenden bereits einiges geschehen ist.
Projekte verschoben
Es mussten aber auch Projekte verschoben werden, so vor allem der Einbau der bereits geplanten und durchfinanzierten Toilettenanlage, es bleibt bei Veranstaltungen vorerst bei mobilen Lösungen. „Angesichts der jetzt bevorstehenden Arbeiten hätte das keinen Sinn gehabt“, erklärte die Pfarrerin am Rande des jüngsten Vortrags im Café Atempause, bei dem es um Antworten auf die Frage ging, warum Kulturarbeit zum kirchlichen Auftrag gehört.
Referent war Christhardt-Georg Neubert, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg. Und der frühere Bischof Markus Dröge meldete sich als prominenter Diskussionsteilnehmer zu Wort. Die Runde zeigte: Die Sanierung ist nicht nur eine Belastung, sondern auch eine Chance, über Grundsätzliches nachzudenken. Es geht schlicht darum, das Gemeindeleben so aufzustellen, dass es für breitere Kreise attraktiver wird – ohne beliebig zu werden. Die beiden evangelischen Kirchen der Innenstadt werden dabei eine wichtige Rolle spielen.
Kooperation mit dem Stadttheater
Schon jetzt planen Birgit Becker und ihre Mitstreiter Großes: 2024 soll es eine Produktion mit dem Stadttheater in der Florinskirche geben – gewissermaßen als Gesamtkunstwerk. Diese Kooperation und die Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen sollen auch während der Sanierungsphase weiterlaufen. Über Ort und Umfang kann naturgemäß noch nichts gesagt werden. Allerdings sieht es derzeit so aus, dass es nach Möglichkeit keine komplette Schließung der Florinskirche geben wird, da die Sanierung in drei Bauabschnitten erfolgen soll. Gottesdienste und Lesungen oder Kammerkonzerne könnten möglich bleiben.
Und danach? Die Kirchengemeinde will die enge Verbindung von Glauben und Kunst, deren Tradition bis in die Reformationszeit zurückreicht, weiter pflegen. Die Florinskirche wird also keine „Eventstätte“ ohne Gesamtkonzept werden. Das ist auch im Sinne von Christhardt-Georg Neubert, der in seinem Vortrag eindringlich vor einer Banalisierung des Glaubens warnte. Exemplarisch erklärte er, dass Kunst in der Kirche letztlich keine Bilder zeigen, sondern das Sehen selbst initiieren will. „Sie will den Glauben in eine neue Perspektive stellen, im Sichtbaren wie im Unsichtbaren, sinnlich wie geistig, will Atmosphäre verdichten, steigern und den Menschen erheben“, erklärt Neubert.
Fazit: Trotz der vielen guten Ansätze in den vergangenen Jahren gibt es nicht nur baulich einiges zu tun. Auch die Kulturarbeit wird sich konzeptionell weiterentwickelt.
Karsten Mittag und seine „Musikinspirierte Malerei“
Vor Publikum in einem Orgelkonzert malen – wie funktioniert das?
Der Künstler Karsten Mittag aus Augustusburg in Sachsen wird von Samstag, 6. Mai, bis Samstag, 29. Juli, in der Florinskirchemit seiner „Musikinspirierten Malerei“ antworten.
Los wird es am ersten Maisamstag um 20 Uhr mit einer Vernissage gehen. Nach der offiziellen Eröffnung wird um 21 Uhr eine Performance des Künstlers folgen, der an diesem Abend von Christian Tegel an der Orgel begleitet wird. Danach wird der Künstler täglich von 10.30 bis 17 Uhr in der Kirche arbeiten.
Für Freitag, 28. Juli, 19 bis 21.30 Uhr, ist ein Workshop mit maximal zwölf Interessenten geplant. Die Teilnahme kostet 20 Euro. Anmeldung per E-Mail an christian.tegel@ekir.de.
Die Finissage mit Ingo Bechmann an der Orgel soll am 29. Juli, um 20 Uhr beginnen.