1 Wie ist der Stand der Dinge? Während die vorbereitenden Arbeiten wie die Einrichtung von Containern zur Bauüberwachung auf der Pfaffendorfer Seite oder die Verlegung einer Gasleitung auf dem Fußweg der Vorstadtseite laufen, sieht man den größten Batzen der Arbeit nicht: Die Unterlagen für die EU-weite Ausschreibung des Großprojekts sind von einem externen Büro erstellt worden und werden gerade von den Experten der Stadt geprüft. Rund 2000 Seiten umfassen die Unterlagen. Darin sind überspitzt gesagt jede Schraube und jeder Arbeitsschritt beschrieben, sagt Norbert Wagner vom Tiefbauamt. Und in der Ausschreibung sind nicht einmal alle Gewerke enthalten: Elektroarbeiten wie Beleuchtung auf der Brücke und anderes werden separat vergeben. Die Planer sind äußerst zuversichtlich, dass es interessierte Baufirmen geben wird. „Es rufen schon große Firmen bei uns an und fragen, wann die Ausschreibung kommt.“
2 Wie ist der Zeitplan? Die Ausschreibung soll voraussichtlich im Oktober rausgehen, dann können sich Firmen bewerben. Eingehende Angebote werden geprüft, in der Regel gibt es noch Nachfragen und Nachbearbeitungen, bis die Firma ausgewählt ist. Realistisch gehen die Planer derzeit mit einer Vergabe des Auftrags im April/Mai 2022 aus. Die komplette Bauzeit wird dann voraussichtlich rund drei Jahre betragen.
3 Wie gehen die Arbeiten vonstatten? Bekanntlich wird die Brücke auf Behelfsstützen neben der bestehenden Brücke gebaut und später an die Stelle der alten verschoben, damit die Rheinquerung nicht so lange ausfällt. Und zwar wird sie nur etwa einen Meter daneben errichtet, so Norbert Wagner. Noch sind zum Beispiel die Gebäude des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Pfaffendorf im Weg, die werden abgerissen. Im Grunde wird dann nicht eine einzige Brücke neu gebaut, sondern es sind vier: die Westrampe als Brückenauffahrt von der Innenstadt, die eigentliche Flussbrücke, die die mit Abstand größte ist, die Rampe an der schon lange für Fahrzeuge gesperrten Brückenstraße in Pfaffendorf und die kleine Rampe, die zum Bolzplatz runtergeht. Die Hauptsache aber ist natürlich die rund 300 Meter lange Flussbrücke. Und der Bau läuft ganz grob und laienhaft gesagt so: Auf beiden Seiten des Rheins werden nördlich der
4 Wie sieht die neue Brücke aus? Die neue Brücke soll erheblich luftiger aussehen als die alte. Die Brückenpfeiler stehen weiter auseinander als bei der derzeitigen, um die Rheinschifffahrt künftig nur noch durch das mittlere Feld zu führen. Eigentlich gibt es Vorgaben, nach denen Rheinbrücken sogar möglichst ohne Pfeiler im Fluss gebaut werden sollen – das ist technisch ohne große Probleme möglich, wie auch die Brücke zwischen Weißenthurm und Neuwied zeigt. Aber: Um den Status des Weltkulturerbes nicht zu gefährden, darf diese Brücke nicht zu hoch sein, da sie sonst den Blick auf die Festung beeinträchtigt. Herausgekommen ist die Planung einer sehr luftig gehaltenen Brücke, die auf zwei nach oben schmaler zulaufenden Pfeilern steht. Welche Farbe sie haben wird, ist noch nicht abschließend geklärt.
5 Und wie sieht die Brücke oben auf der Fahrbahn aus? Die Brücke ist mit 26,55 Metern fast sechs Meter breiter als die alte. Breiter wird hier jeder einzelne Bereich: die Fahrbahnen, um sie modernen Fahrzeugen anzupassen, die Radwege, die nun auf 2,50 Meter Breite getrennt von den Fußgängern eingerichtet werden, die Fußgängerwege, die 2,20 Meter breit sind, und die Sicherheitszonen zwischen den Fahrbahnen und zum Radweg. Außerdem stehen die Laternen nicht mehr auf dem Geh- oder Radweg, sonder außen neben dem Geländer, sodass eine Gefahrenquelle wegfällt. Da die Brückenstraße in Pfaffendorf zu steil ist, um barrierefrei zu sein, soll es hier einen Aufzug für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen geben. Auch Treppenaufgänge sind wieder auf beiden Seiten des Rheins geplant.
6 Was bedeutet der Neubau für den Verkehr? Bedenken muss man nicht nur den Verkehr auf der Straße, sondern auch den auf dem Rhein. Denn während die Behelfsbrücke gebaut wird, stehen deren Pfeiler etwa 160 Meter auseinander, sodass sich ein breites Feld in der Mitte und zwei je 70 Meter breite Felder außen ergeben. Die Pfeiler der alten Brücke aber sind je etwa 100 Meter auseinander, sodass an dieser Stelle drei etwa gleich weite Felder von je 100 Metern sind. Wie die Schiffe während dieser Bauzeit fahren können, muss genau geregelt sein. Und was gilt für den Straßenverkehr? Die ersten zwei Jahre, während die Brücke neben der alten errichtet wird, gibt es keine großen Auswirkungen. Wenn die Fahrzeuge aber auf der neuen Fahrbahn rollen, während die alte abgerissen wird, werden bis zum Ende der Bauzeit nur drei Fahrspuren insgesamt zur Verfügung stehen. Grund dafür sind die nötigen Verschwenkungen auf den Übergangsstandort. Der Verkehr wird mit einer Wechselrichtung geregelt: Morgens fahren Autos auf zwei Spuren in die Stadt rein, nachmittags auf zwei raus. „Die Zeit, als die Pfaffendorfer Brücke nur mit zwei Spuren nutzbar war, hat gezeigt, dass es Staus nur in der Rush hour gab, sodass es mit dem Wechsel gut klappen müsste“, sagt Norbert Wagner. Zu diesem Zeitpunkt kann auch wieder der Schwerverkehr auf die Brücke gelassen werden. Während dieser Phase können Radfahrer und Fußgänger aus Sicherheitsgründen nur auf einer Seite den Rhein queren.
7 Wie teuer wird der Bau? Derzeit geht die Stadt davon aus, dass die Bausumme rund 107 Millionen Euro beträgt. Die ständig steigenden Baukosten machen den Planern Sorge. Aber ob sie irgendwann fallen, weiß keiner, und den Bau hinauszögern kann man nicht. Die Stadt rechnet mit einer Förderung durch Land und Bund in Höhe von 65 Prozent der förderfähigen Kosten. Die Überwachung des Baus übernimmt die Stadt selbst.