Mit Trillerpfeifen und Plakaten zogen die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie vom Hauptbahnhof über die Bahnhofsstraße bis zum Vorplatz der Herz-Jesu-Kirche, wo die Kundgebung stattfand. Während des Demonstrationszuges wurde die Bahnhofsstraße kurzzeitig gesperrt.
Stefanie Majer, Politische Sekretärin bei der IG Metall Koblenz, wies zu Beginn der Reden darauf hin, dass es bis jetzt vier Verhandlungsrunden gegeben habe. Zwei Verhandlungen seien ohne Angebot abgelaufen. „Wir haben eine Verhandlung mit einem Angebot gehabt, das ein Witz war“, äußerte sie sich über die dritte Verhandlungsrunde. In der vierten Verhandlungsrunde sei das Angebot mit der Einmalzahlung lediglich wiederholt worden.
Rapider Preisanstieg
Ali Yener, Geschäftsführer von IG Metall Koblenz, sagte; „Wir befinden uns in einem Arbeitskampf.“ Das Angebot der Arbeitgeber sei nicht akzeptabel und die Einmalzahlung auch noch an Bedingungen geknüpft. Yener stellte hinsichtlich der Bedingungen klar: „Wir werden die auf keinen Fall an unser Weihnachtsgeld heranlassen.“
Matthias Ebenau, Bezirkssekretär der IG Metall Mitte, vermied es, von der Verhandlung mit den Arbeitgebern zu erzählen, um die Anwesenden, so Ebenau, „nicht zu langweilen“. Stattdessen erzählte er, dass der rapide Preisanstieg beim Bäcker auch Oliver Barta, Personalleiter bei Bosch Thermotechnik, aufgefallen sei. Jener Barta sitzt auf Arbeitgeberseite in den Verhandlungen. Ebenau äußerte Unverständnis darüber, dass, obwohl die steigenden Preise erkannt werden, von Arbeitgeberseite kein akzeptables Angebot unterbreitet wurde. Von Sympathie- oder Mitleidsbekundungen könnten die Arbeitgeber sich jedenfalls nichts kaufen, so der Bezirkssekretär.
Sebastian Hebeisen, Regionalleiter Koblenz beim Deutschen Gewerkschaftsbund, sagte: „Die Preise steigen mit einer Wucht, die wir uns nicht vorstellen konnten vor ein oder zwei Jahren.“ Der DGB hätte deshalb eine Liste mit Forderungen an die Politik gestellt.
Ein Energiepreisdeckel sei wichtig. Dieser sei zwar beschlossen, müsse nun aber vernünftig umgesetzt werden, denn von schönen Worten könnten die Arbeitnehmer Energiekosten nicht bezahlen. Am wichtigsten fand Hebeisen aber Folgendes: „Wir müssen dafür sorgen, dass es eine echte Umverteilung gibt.“ Unternehmen, die mit unverschämten Geschäftsmodellen in den vergangenen Jahren Millionen gemacht hätten, müssten nun stärker zur Kasse gebeten werden. Außerdem forderte er, dass Gas und Strom im Winter nicht abgestellt werden dürfen, wenn die Mieter die Kosten nicht mehr zahlen können, und dass niemand im Winter auf der Straße landen darf.
Verhandlungsrunde in Ludwigsburg
Eine weitere Verhandlungsrunde in Ludwigsburg soll nun abgewartet werden. Majer erklärte, dass dort ein Pilotabschluss erreicht werden soll. Yener kündigte 24-stündige Warnstreiks an, falls es kein Ergebnis geben sollte. Die Warnstreiks sollen in insgesamt fünf Betrieben stattfinden. Yener betonte, es gebe jetzt nur noch zwei Möglichkeiten, nämlich „Ergebnis oder Eskalation“. Er könne auch nicht ausschließen, dass der ein oder andere Streik länger als 24 Stunden anhält.
Zum Abschluss gab es noch eine Diskussionsrunde, in der Sofia Schreiner, Betriebsrätin bei ZF, Denis Hammer, Betriebsratsvorsitzender bei Novelis, Marco Lohmeier, Betriebsratsvorsitzender der Deutz AG, und Oliver Kisters, Betriebsratsvorsitzender bei Stabilus, unter anderem darüber sprachen, wie der drohende 24-stündige Warnstreik umgesetzt werden soll.