Nach dem Feuer auf dem „Kaaner Hof“, bei dem auch Hundewelpen und Vögel ums Leben kamen, mussten die Reste des Stallbereichs abgerissen werden. Doch Züchter Alfred Gerhard will sich nicht unterkriegen lassen – auch nicht von der heftigen Kritik, die im Internet zu lesen ist.
Vor allem im sozialen Netzwerk „Facebook“ häufen sich die Nachrichten und Kommentare. Von „skrupellosen Tierhandel“, einem „schmutzigen Geschäft“ und einer „qualvollen Welpenfabrik“ ist dort die Rede. Unter anderem Betrug durch fehlerhafte Kaufverträge, die bewusste Weitergabe von Erbkrankheiten und Inzucht unter den Tieren werfen die Hundefreunde dem Kaaner vor. Die Westerwälderin Alexandra Hahn, die nach eigenen Angaben selbst schon Berner Sennenhunde gezüchtet hat, ist eine seine schärfsten Kritikerinnen. „Mir tun die Hunde leid“, sagt sie. „Es ist mir unbegreiflich, dass Menschen mit einem solchen Verhalten durchkommen.“ Daher hat sie im vergangenen Jahr die „Facebook“-Gruppe „Dieser Kaan gehört aufs Trockendock“ ins Leben gerufen. Mehr als 600 Menschen folgen den dortigen Beiträgen regelmäßig, die meist mehrfach in der Woche erscheinen.
Seit acht Jahren ist Hahn dem Hundezüchter auf den Fersen, wie sie sagt. Inzwischen hat sie drei Mitstreiter gefunden, die sie in ihrem Kampf unterstützen und die Internetgruppe mit neuen Nachrichten bestücken. Einer von ihnen ist der Vordereifler Reiner Gorges, der vor rund zwei Jahren einen Hund bei dem Züchter gekauft hat, mit dem es bisher keine Probleme gab. Er sagt: „Es geht mir darum, diesem skrupellosen Menschen sein furchtbares Handwerk zu legen.“
Die Liste der Vorwürfe ist lang: Gerhard habe wissentlich Welpen mit der Erbkrankheit degenerative Myelopathie verkauft, die mit einer Zerstörung des Rückenmarks einhergeht. Zudem lasse er junge Hündinnen von ihrem eigenen Vater decken. Die hygienischen Bedingungen lassen nach Angaben der beiden zu wünschen übrig. Etliche Tiere seien mit Flöhen und Giardien, kleinen Dünndarm-Parasiten, befallen. „Viele Käufer haben Probleme mit ihren Hunden“, sagt Hahn. Wer sich jedoch beim Züchter beschwere, werde bedroht und im Internet blockiert.
Solche Behauptungen machen Alfred Gerhard sauer. „Das sind alles Verleumdungen und Halbwahrheiten“, betont er. Im Internet und mit der Hilfe eines Anwalts versucht der Züchter, sich gegen die Anschuldigungen zu wehren. Vor etwa einem Monat wurde von einer seiner Unterstützerinnen auch eine Gegengruppe auf Facebook mit dem Namen „Jetzt reicht es – Gegen Halbwissen und Verbreitung von Hysterie“ gegründet.
Polch-Kaan. Wo früher Welpen herumtollten und Dutzende Vögel ihr Zuhause hatten, herrscht jetzt Zerstörung und Chaos. Auch wenige Tage nach dem verheerenden Feuer auf seinem Anwesen in Kaan kann Alfred Gerhard noch immer nicht fassen, was der Brand am frühen Sonntagmorgen angerichtet hat.Nach Großbrand auf Polcher Bauernhof: Züchter will nicht aufgeben
„Viele der Hetzer aus dem Internet waren noch nie hier, haben hier noch keinen Hund gekauft. Trotzdem wollen sie mir meinen Ruf kaputt machen“, sagt Gerhard. Schon mehr als 20 Jahren betreibe er die Zucht. In all dieser Zeit seien seine Tiere nur in Ausnahmefällen krank gewesen. „Ohne von meinen Haustierarzt untersucht, geimpft und gechipt worden zu sein geht kein Welpe von mir zu den neuen Besitzern.“ Zudem würden die Tiere regelmäßig gegen Parasiten behandelt.
Gerhard bestreitet auch den Vorwurf, er lasse die Töchter seines Zuchtrüden von deren Vater decken. „Das ist zwar rein rechtlich erlaubt. Das fände ich aber moralisch nicht in Ordnung“, sagt er. Daher komme auf dem „Kaaner Hof“ gelegentlich ein Fremdrüde zum Einsatz. Auch an der Aussage, er züchte mit einer Hündin, die unter einer Erbkrankheit leidet, ist nach seinen Angaben nichts dran. „Es wurde zwar bei einer Hündin ein entsprechendes Gen festgestellt. Die Krankheit ist aber nur dann vererbbar, wenn beide Eltern dieses Gen haben“, sagt er. Zudem ist die betreffende Hündin längst gestorben und steht für die Zucht somit nicht mehr zur Verfügung.
Regelmäßig kontrolliert das Veterinäramt den Zuchtbetrieb in Kaan. Schon öfter waren die Kreistierärzte dort für Überprüfungen zu Besuch. „Dabei gab es bisher keine Unregelmäßigkeiten“, teilt die Kreisverwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Man könne deshalb nicht bestätigen, dass es Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Alfred Gerhard gab.