Geboren wurde er als Bernd Weidung in Mörz, internationale Karriere gemacht hat er als Thomas Anders. In einem Interview haben wir mit dem Superstar vom Maifeld und VG-Bürgermeister Maximilian Mumm über Heimat, Familie und das Älterwerden gesprochen.
Herr Anders, wussten Sie, dass Maximilian Mumm ein Fan von Ihnen ist?
Anders: (lacht) Ich habe es befürchtet. Dazu muss man sagen, dass wir uns schon richtig lange kennen.
Mumm: Wir haben uns 2005 kennengelernt, als Ihr Vater Ehrenbürger von Münstermaifeld wurde. Ich war damals noch Stadtbürgermeister.
Wann sind Sie zum ersten Mal mit der Musik von Thomas Anders in Berührung gekommen, Herr Mumm?
Mumm: Als er mit Modern Talking 1985 erfolgreich wurde, war ich gerade in meiner Sturm-und-Drang-Zeit. Gelebt habe ich in Köln, gearbeitet habe ich bei der Polizei in Düsseldorf. Wir waren damals immer mit vier Burschen unterwegs. Ich war mit meinem Golf GTI und 110 PS der König. Wenn wir dann in die Altstadt von Mönchengladbach fuhren oder sonntags zur sogenannten Friseusendisko aufbrachen, lief im Auto der Kassettenrekorder: „Your’re my Heart, You’re my Soul“. Damit bin ich praktisch erwachsen geworden. Wenn man dann denjenigen persönlich kennenlernt, der einen musikalisch lange Jahre begleitet hat, dann ist das etwas Besonderes.
Sind männliche Fans die Ausnahme oder gibt es da inzwischen Geschlechtergerechtigkeit, Herr Anders?
Anders: Ich kann das relativ konkret sagen, weil ich es untersuchen lasse. 55 Prozent meiner Fans sind weiblich, der Rest ist männlich. Diese Zahl hat mich selbst überrascht, weil ich dachte, der Frauenanteil unter den Fans sei größer. Es scheint also auch viele Männer mit Geschmack zu geben (lacht).
Sie sind in Mörz aufgewachsen und geben am Samstag ein Konzert in Ochtendung. Was bedeuten Ihnen Ihre Wurzeln im Maifeld?
Anders: Ich bin im Maifeld groß geworden. Ich glaube, es prägt einen sehr, wo man aufwächst. Es spielt sehr viel mehr ins Unterbewusstsein, als wir das vielleicht für möglich halten. Ich komme heute weniger ins Maifeld, weil meine Eltern nicht mehr leben. Aber es immer noch so, dass mein Herz aufgeht, wenn ich auf diese Landschaft blicke. Das sind Bilder, die mich immer begleiten.
Ihre erste Bühne als Kind war das Wohnzimmer Ihrer Eltern. Wie hat Ihre Familie auf Ihr musikalisches Talent reagiert?
Anders: Meine Eltern sagten: Lassen wir den Jungen mal. Sie waren sehr geerdet und sehr bodenständig. Sie haben nicht wirklich damit gerechnet, dass ich in die Musikbranche gehe, sondern sie haben großen Wert darauf gelegt – was ja richtig ist –, dass ich mein Abitur am Gymnasium in Münstermaifeld mache und danach studiere. Mit dieser Karriere, die dann kam, konnte niemand rechnen.
Herr Mumm, Sie kannten den Papa von Thomas Anders. Stellen Sie Ähnlichkeiten zwischen Vater und Sohn fest?
Mumm: Nein. Peter Weidung war jemand, bei dem man wenig zu Wort kam, wenn es um Politik ging. Man musste schon scharf dazwischen grätschen. Ich halte ihm zugute, dass er als Finanzbeamter und FDP-Mitglied immer den Finger in die Wunde gelegt hat, wenn ich als Stadtbürgermeister von Münstermaifeld den Haushaltsplan vorgestellt habe. Ich habe es genossen, wenn er seine Haushaltsreden hielt, auch wenn es mal gegen mich ging. Peter Weidung war ehrlich. Das schätze ich an Menschen ganz besonders.
Anders: Ich erinnere mich daran, als mein Vater schon über 80 Jahre alt war und immer noch Auto gefahren ist. Mein Bruder und ich überlegten, wie wir ihm beibringen, dass das vielleicht keine so gute Idee mehr ist. Dann kam mein Vater eines Tages und sagte: Ich verkaufe mein Auto. Wir atmeten auf. Und dann fügte er hinzu: Ich kaufe mir nämlich ein neues.
Mumm: Daran erinnere ich mich auch noch. Seine Garage war zu klein für das neue Auto, und er sprach mich wegen des Baurechts an.
Herr Anders, gab es politische Debatten am Küchentisch?
Anders: Ja, die gab es. Mein Vater neigte allerdings zum Monologisieren. Irgendwann schritt meine Mutter ein und sagte: Jetzt ist es aber mal gut. Dann herrschte einige Minuten Ruhe, und alles ging von vorne los.
Herr Mumm, braucht man in der Kommunalpolitik gewisse Entertainerqualitäten?
Mumm: Ja, absolut. Politik sollte auch einen gewissen Unterhaltungswert haben. Man muss in der Lage sein, Menschen von sich und seinen Ideen zu überzeugen. Sie müssen das Gefühl haben, dass das, was man kommunalpolitisch macht, richtig ist.
Herr Anders, auf dem Weg zum ganz großen Entertainer sind Sie von Bernd Weidung zu Thomas Anders geworden. Gibt es noch irgendeinen Menschen, der Sie Bernd nennt?
Anders: Alle, die mich aus der Schulzeit kennen, nennen mich Bernd. Alles andere wäre seltsam. Aber zu dem Namen gibt es eine wunderbare Anekdote. Als ich meine Frau Claudia kennenlernte, gab sie einer Journalistin aus Köln ein Interview in Koblenz. Später sagte die Journalistin zu meinem Management: Also, die Claudia ist ja total nett, aber wer um Himmels willen ist dieser Bernd, von dem sie dauernd geredet hat? (lacht) Einmal war ich im Kadewe in Berlin und wollte die Einkäufe mit Kreditkarte bezahlen, auf der damals noch der Name ,Bernd Weidung’ stand. Die Verkäuferin stutzte, lief zum Telefon und ich hörte, wie sie zu jemandem sagte: Du, ich habe ein Riesenproblem. Hier steht Thomas Anders und will mit einer geklauten Kreditkarte bezahlen.
Führt Sie das Konzert in Ochtendung auch ein bisschen zurück in Ihre Vergangenheit?
Anders: Mit Sicherheit, denn es werden viele Menschen da sein, die mich von früher kennen. Ich weiß, dass sich zum Beispiel einige ehemalige Klassenkameradinnen Tickets gekauft haben. Weil ich sehr viel entertaine auf der Bühne, wird garantiert auch irgendein Spruch kommen. Aber das entscheide ich spontan.
Sie haben vor einigen Tagen ihren 62. Geburtstag gefeiert. Hadern Sie mit dem Älterwerden?
Anders: Ich persönlich hadere nicht damit, weil ich gesund und fit bin und mich ziemlich gut gehalten habe. Aber ich erlebe ich meinem Umfeld, dass manchen Menschen nicht mehr viel Zeit bleibt. Dann hält man inne. Als ich 60 Jahre alt geworden bin, ist mir sehr bewusst geworden, dass die Schnur nach hinten kürzer wird. Aber das ist der Zeiten Lauf.
Ist das Älterwerden für Sie problematisch, Herr Mumm?
Nein. Darüber wird zu viel Gedöns gemacht. Ich habe ohnehin keine Zeit zum Älterwerden. Neben unseren fünf mittlerweile erwachsenen Kindern haben meine Frau und ich fünf Pflegekinder im Alter von drei bis 16 Jahren, um die wir uns kümmern. Zurzeit sind es sogar sechs Kinder, weil wir noch einen dreijährigen afghanischen Flüchtlingsjungen aufgenommen haben. Da bleibt schlichtweg keine Zeit, sich über das Älterwerden Gedanken zu machen – auch wenn mir der 60. Geburtstag nächstes Jahr bevorsteht. Ich schlage vor, wir reden noch mal übers Älterwerden, wenn wir 90 sind.
1985 begann für Modern Talking mit „You’re My Heart, You’re My Soul“ eine international beispiellose Karriere – der in Koblenz lebende Modern-Talking-Sänger Thomas Anders hat zum 40-Jahres-Jubiläum alle sechs Alben der Band neu aufgenommen.Mit Modern Talking vom Lackschuh zum Welterfolg
Werden Ihre Fans mit Ihnen alt, Herr Anders?
Meine größte Fangruppe ist zwischen 35 und 60 Jahren alt. Besonders im Ausland gibt es viele junge Fans, die erst Mitte 20 sind.
Mumm: Ich mag besonders die Remix-Versionen. Wenn ich beim Sport meine Ruhe haben will, höre ich diese Musik gerne.
Auf welche Songs können sich Ihre Fans beim Konzert in Ochtendung freuen, Herr Anders?
Anders: Natürlich sind die Big Five dabei, die großen Nummer-eins-Hits wie „You’re my Heart, You’re my Soul“, „You can win if you want“, „Atlantis is calling“, „Cheri cheri Lady“, „Brother Louie“. In mehr als 40 Jahren hat sich viel Musik angesammelt. Ich werde auch Lieder aus meinen deutschen Alben singen – und insgesamt knapp zwei Stunden auf der Bühne stehen.
Mumm: Plus Zugabe.
Thomas Anders gibt mit seiner Band am Samstag, 15. März, in der Kulturhalle Ochtendung ein Konzert. Einlass ist ab 18.30 Uhr, die Show beginnt um 20 Uhr. Tickets gibt es unter www.ticket-regional.de
Die Interviewpartner
Thomas Anders hat Musikgeschichte geschrieben. Sein Durchbruch kam 1981 mit einem Auftritt bei Michael Schanze in „Hätten Sie heut’ Zeit für mich“. Weltweit verkaufte er seitdem mit Modern Talking und Solotiteln mehr als 125 Millionen CDs. Er erhielt über 420 Gold-und Platin-Schallplatten. Ungeachtet der Erfolge bleibt für Thomas Anders die Stadt Koblenz der Lebensmittelpunkt. Hier lebt er seit vielen Jahren mit seiner Frau Claudia und seinem Sohn Alexander.
Maximilian Mumm ist Bürgermeister der VG Maifeld, die das Konzert mit Thomas Anders veranstaltet. Mumm freut sich, dass er mit dem Star ein kulturelles Highlight in der Region bieten kann. Mumm selbst stammt aus Köln und lebt schon viele Jahre mit seiner Familie in Münstermaifeld. Dort fasste er schnell Fuß in der Kommunalpolitik, wurde Stadtbürgermeister und ist seit 2009 Verbandsbürgermeister auf dem Maifeld. Der 58-jährige Sozialdemokrat stellt sich am 30. März erneut dem Votum der Menschen.