Gespräch mit VG-Chef Mumm
„Wir führen ein Leben, das nicht der Norm entspricht“
Maximilian Mumm bewirbt sich erneut als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld.
Birgit Pielen

Maximilian Mumm ist ein roter Bürgermeister im schwarzen Maifeld. Und das ist bei Weitem nicht das einzig Ungewöhnliche in seinem Leben, wie der 58-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung verrät.

Lesezeit 5 Minuten

Fünf leibliche Kinder, fünf Pflegekinder, dazu zwei Schäferhunde, vier Katzen und 50 Kaninchen: Das Privatleben von Maximilian Mumm ist turbulent, sein Job ist es auch. Der 58-jährige Sozialdemokrat kandidiert erneut als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld. Was treibt ihn an? Wie bringt er Kommunalpolitik und Familienleben unter einen Hut? Darüber sprach unsere Zeitung mit ihm.

Was bewegt die Menschen, die Sie auf dem Maifeld treffen, aktuell?

Die Menschen sprechen mich vor allem auf die Bundespolitik an, weil sie Auswirkungen auf uns alle hat. Es gibt nach dem Bruch der Ampelkoalition eine große Ungewissheit in der Bevölkerung. Das verstehe ich.

Welche Ungewissheiten beziehen sich auf das Leben im Maifeld?

Ein großes Thema ist die ärztliche Versorgung. Da sind wir hier in der Verbandsgemeinde Maifeld auf einem guten Weg. Wir haben aktuell 16 Ärzte bei 12,5 Hausarztsitzen. Dazu gehören auch Mediziner, sogenannte Weiterbildungsassistenten, die wir mit unserem Förderprogramm unterstützen. Ein anderes Thema sind die Landesstraßen. Ich habe schon vor Jahren mit dem Landesbetrieb Mobilität einen Zeitplan entwickelt. Bis 2026/27 werden bei uns alle Landesstraßen saniert sein. Menschen brauchen eine Zuverlässigkeit in ihrem privaten Umfeld, was die Infrastruktur, zum Beispiel Grundschulen für ihre Kinder, angeht. Daher haben wir in der Corona-Zeit 250.000 Euro investiert und in jeden Klassenraum eine Luftreinigungsanlage gestellt. Außerdem haben wir in den vergangenen fünf Jahren die Finanzplanung für die Schulen geändert: Aus einem Sonderetat haben wir jeder Schule jedes Jahr 100.000 Euro zur Verfügung gestellt, damit die Schulleitungen eigenverantwortlich Klassenmöbel oder andere Ausstattung kaufen können. Dies und andere Dinge sind mir wichtig, damit die Menschen hier gut leben können und immer wissen, dass sie sich auf mich und meine Art von Politik verlassen können.

Für junge Familien spielen Kitas und Schulen eine große Rolle ...

Aktuell machen wir den Gemeinden das Angebot, alle Kitas in die Trägerschaft der Verbandsgemeinde zu übernehmen. Wenn 14 Einrichtungen nur noch einen Träger als Ansprechpartner haben, wird vieles einfacher und lässt mehr Flexibilität zu. Übrigens sind wir als Verbandsgemeinde führend, was die Kinderbetreuung in den Schulferien angeht. Das wird von den Eltern sehr gut in Anspruch angenommen. Als ich meine drei Jungs im Sommer für den Bauspielplatz anmelden wollte, war kein Platz mehr frei ...

"Man darf Menschen nicht für dumm verkaufen", lautet ein Motto von Maximilian Mumm.
Birgit Pielen

Sie haben keinen Bürgermeisterbonus?

Nein, ich will so behandelt werden wie alle anderen Eltern auch.

Dabei ist Ihre Familienkonstellation sehr ungewöhnlich ...

Meine Frau und ich haben fünf leibliche Kinder und fünf Pflegekinder. Eine weitere Tochter lebt in den USA, die anderen – inzwischen erwachsenen – Kinder wohnen in unserer Nähe. Wir mögen es, sie in unserer Nähe zu wissen. Dazu kommen noch zwei Schäferhunde, vier Katzen und 50 Kaninchen.

Wahrscheinlich ist Ihre Frau die eigentliche Heldin in der Familie ...

Ja, das ist so – vor allem, weil zu den fünf Langzeitpflegekindern hin und wieder noch Kurzzeitpflegekinder kommen.

Wie würden Sie Ihre Vaterrolle beschreiben?

Ich liebe meine Kinder und meine Frau über alles. Meine Familie ist für mich das allerwichtigste – und alle wissen, dass ich immer für sie da bin. Mit einer Tochter, manchmal zwei Töchtern, fahre ich oft nach Köln zu meinem FC.

Maximilian Mumm mit dem im Juni neu gewählten VG-Rat Maifeld. Seine Amtszeit als VG-Bürgermeister endet offiziell am 30. September 2025.
Birgit Pielen

Sie scheinen noch lange nicht an den Ruhestand zu denken ...

Wir führen tatsächlich ein Leben, das nicht der Norm entspricht. Meine Frau und ich gehen auf die 60 zu. Da beginnt für viele der dritte Lebensabschnitt. Die Nachbarn beispielsweise machen E-Bike-Touren oder sind mit dem Wohnmobil unterwegs. Meine Frau und ich sind noch im zweiten Lebensabschnitt, weil wir immer noch Kinder großziehen.

Wer hat Sie politisch geprägt?

Ich bin in Köln-Nippes zur Schule gegangen, mein Klassenlehrer war ein glühender Verehrer von Helmut Schmidt. Das hat mich sehr geprägt. Mein Vater wiederum war überzeugter CDU-Wähler und hat Anfang der 1980er-Jahre meine Helmut-Schmidt-Aufkleber in meinem Zimmer wutentbrannt abgerissen.

Was beeindruckt Sie an Helmut Schmidt?

In der Krise zeigt sich der Charakter. Dieses Zitat von ihm gilt immer noch. Ich habe sogar ein T-Shirt mit diesem Slogan, das ich immer beim Sport trage. Gerade in Zeiten wie diesen wünschen sich die Menschen einen Helmut Schmidt, an dem sie sich orientieren können, der Halt gibt und Klartext spricht.

Helmut Schmidt (SPD) ist für Maximilian Mumm immer noch ein Vorbild.
picture alliance / dpa

An Klartext mangelt es auch Ihnen nicht ...

Man darf Menschen nicht für dumm verkaufen. Man muss auch unangenehme Wahrheiten aussprechen. Das handhabe auch ich so. Deshalb fühle ich mich als roter Bürgermeister in einem schwarzen Landstrich seit vielen Jahren gut aufgehoben.

Welche Schwerpunkte setzen Sie in der nächsten Amtszeit, wenn Sie wiedergewählt werden?

Wenn die Menschen älter werden, brauchen sie kein Eigenheim mehr mit 160 Quadratmetern, sondern ihr gewohntes Lebensumfeld im eigenen Ort und eine schöne Umgebung mit Wohnqualität und Hausmeisterservice. Deshalb habe ich zwei Projekte zum altersgerechten Wohnen mit privaten Investoren angedacht. Am Herzen liegt mir außerdem „meine“ Feuerwehr. Dieses Ehrenamt ist enorm wichtig – und das möchte ich weiterhin mit einer optimalen Ausstattung unterstützen. In Sachen Energiewende planen wir Freiflächen-Fotovoltaik auf 35 Hektar südlich der Gemeinde Wierschem. Damit können wir richtig Geld verdienen. Davon werden alle Kommunen finanziell profitieren, weil wir zum Beispiel die Umlage senken könnten. Und angedacht ist auch, dass sich Bürger beteiligen können.

Ihre Lust am Amt scheint ungebrochen zu sein. Wie bewahren Sie sich angesichts der vielen Krisen um uns herum die Zuversicht?

Ich bin als Rheinländer grundsätzlich ein positiv denkender Mensch. Um abzuschalten, gehe ich zweimal im Jahr vier Tage lang ins Kloster. Dort kann ich, obwohl ich schon vor Jahrzehnten aus der katholischen Kirche ausgetreten bin, einfach nur für mich sein. Kraft tanke ich auch, wenn ich hier zu Hause joggen gehe oder im Fitnessstudio trainiere. Das ist befreiend – und ein guter Ausgleich zum Amt, das mir unvermindert viel Freude macht.

Das Maifeld wählt am 23. Februar und am 30. März

Mit seiner Familie lebt der gebürtige Kölner Maximilian Mumm seit 1997 in Münstermaifeld. Dort kandidierte der Sozialdemokrat zunächst für den Stadtrat, im Jahr 2000 dann erfolgreich für das Amt des Stadtbürgermeisters. 2009 folgte die Wahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld. Mumm löste damals mit 56,8 Prozent der Stimmen seine Vorgängerin Anette Moesta (CDU) ab. 2017 wurde Mumm mit mehr als 87 Prozent im Amt bestätigt. Jetzt kandidiert er erneut. Gewählt wird am Sonntag, 30. März 2025. Die Bundestagswahl ist am Sonntag, 23. Februar. Die Wahlberechtigten im Maifeld müssen also innerhalb kurzer Zeit zweimal ihre Stimme abgeben.

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