Nach Ölkatastrophe bei Thür
Wie sicher ist das Wasser im Krufter Schutzgebiet?
Bleibende Schäden an Flora und Fauna verursachte der Unfall eines Tanklastzuges bei Thür.
Wolfgang Lucke

Im Februar gelangten bei einem Tanklastunfall Tausende Liter Heizöl ins Naturschutzgebiet Thürer Wiesen. Das hat auch Konsequenzen für das Wasserschutzgebiet Kruft. Der Kreis prüft, ob die Einleitung von Oberflächenwasser der A61 erlaubt bleibt.

Der 21. Februar war kein glücklicher Tag für die Region. Denn da verunglückte auf der B262 bei Thür ein 30-Tonnen-Tanklastzug – mit weitreichenden Konsequenzen für die Natur. Jetzt informierten Fachleute im Gemeinderat Kruft über den Sachstand und die bisherige Analyse des Vorfalls.

Trotz sehr schneller Reaktion der zuständigen Stellen konnte nicht verhindert werden, dass rund 13.000 Liter Heizöl ungehindert in das Regenrückhaltebecken der VG Mendig, ein Teil davon auch in den Thürer Bach und die Erweiterungsfläche des Naturschutzgebietes Thürer Wiesen strömten, so Dagmar Menges, Abteilungsleiterin Umwelt, Klima, Bauen beim Kreis Mayen-Koblenz.

Arbeiten an der B262 bei Thür laufen weiter

Rund 12.000 Liter konnten noch rechtzeitig aus dem Unfallfahrzeug umgepumpt werden. An zeitweise 23 Stellen wurden damals Ölsperren errichtet, drei Wochen lang zwei Saugfahrzeuge eingesetzt. Insgesamt wurden 200 tote Tiere aufgefunden und etliche in Mitleidenschaft gezogen.

Menges betont: „Das, was möglich war, haben wir getan. Dennoch sind Flora und Fauna, insbesondere in der Erweiterungsfläche, nachhaltig geschädigt.“ An und um die Unfallstelle seien mittlerweile kontaminierte Bereiche wie Bankette, Straßengraben und Teile der Böschung ausgekoffert worden. Die Erneuerung der Kanalrohre sei fast abgeschlossen, danach werde die Straße selbst neu aufgebaut.

„Entsprechend sensible Menschen können aber schon unterhalb dieses Wertes einen leichten Ölgeschmack feststellen.“
Stefan Friedsam, Werkleiter WVZ Maifeld-Eifel, zur Nachweisgrenze für Kohlenwasserstoff

Das Regenrückhaltebecken sei teilweise asphaltiert, eine mobile Wasseraktivkohlefilteranlage in Betrieb, Rad- und Wanderwege im Naturschutzgebiet seien wieder freigegeben. Die Zusammenarbeit mit Gutachtern, Kommunen, anderen Fachstellen, Unternehmen, Versicherungen sei sehr kooperativ verlaufen. Ihr Fazit: „Wir haben es gemeinsam gut gemacht.“

Der Unfall und seine katastrophalen Folgen bestätigen nach ihrer Auffassung auch das Anliegen des Kreises, uralte Erlaubnisse für das Einleiten von Oberflächenwasser von Autobahnen und Bundesstraßen in Gewässer auf den Prüfstand zu stellen. Die Erlaubnis an der B262 sei knapp 50 Jahre alt und entspreche schon lange nicht mehr dem heutigen Stand der Technik.

Wassergewinnungsanlagen vorsorglich außer Betrieb

Das Gleiche gelte zum Beispiel auch für die ungefilterte Einleitung des Oberflächenwassers der A61 in den Krufter Bach zwischen Kretz und Kruft. Der Kreis habe dazu schon vor dem Unfall Kontakt mit dem Umweltministerium aufgenommen. Unmittelbar nach dem Unfall wurden vorsorglich die im Wasserschutzgebiet Kruft befindlichen Wassergewinnungsanlagen außer Betrieb genommen, berichtete Stefan Friedsam, Werkleiter Wasserversorgungs-Zweckverband Maifeld-Eifel (WVZ).

Es seien zu den vorhandenen Messstellen sogenannte Rammpegel zur Beprobung des Grundwassers eingerichtet worden. Bei Beprobungen liege die Nachweisgrenze für Trinkwasser bei 0,1 Milligramm Kohlenwasserstoff pro Liter. Friedsam erklärt: „Entsprechend sensible Menschen können aber schon unterhalb dieses Wertes einen leichten Ölgeschmack feststellen.“ Man werde – falls notwendig – rechtzeitig zusätzliche Aktivkohlefilter zum Einsatz bringen. Die Wasserversorgung sei auf jeden Fall gesichert.

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