200 Jahre Eifelmalerei
Wie sich das Bild einer Landschaft änderte
Angelika Hunold erläutert die Eigenarten von 200 Jahren Eifelmalerei. Hier steht sie vor einem Bild von Fritz von Wille im Eifelmuseum.
Thomas Brost

Mit der Vorherrschaft von Preußen in der Eifel fiel auch der Blick von Malern auf die raue, karge Mittelgebirgslandschaft. Im Eifelmuseum hat die Expertin Angelika Hunold einen Überblick gegeben.

Es gehört zu den früheren Merkmalen der Eifellandschaft, dass sie als rau und kalt, ihre Bewohner als kauzig und eigenwillig empfunden wurden. Das änderte sich, zumindest im erstgenannten Punkt, als Maler die Eifel Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten. Eng verknüpft ist dies mit der Düsseldorfer Schule, an der ab 1820 die Landschaftsmalerei ein fester Lehrinhalt der Königlich-Preußischen Kunstakademie war. Einen Einblick in 200 Jahre Eifelmalerei hat jetzt Angelika Hunold während eines Rundganges durch das Eifelmuseum in Mayen gegeben.

Der Blick der Besucher fällt auf eine Heidelandschaft zwischen den Eifeldörfern Jünkerath und Lissendorf – ein Ölgemälde auf Leinwand. Gemalt hat es Fritz von Wille (1860 bis 1941), der wohl bekannteste Eifelmaler aus der Düsseldorfer Schule. Er unternahm von 1885 an Reisen in den damals als unwirtlichen, weitgehend entvölkert wahrgenommenen Landstrich. Seither war es um von Wille geschehen: Er verliebte sich in die Eifel, kaufte im Jahr 1911 die Burg Kerpen nahe Hillesheim. „Es ist wohl nicht von ungefähr, dass Fritz von Wille diese Heidelandschaft gemalt hat, sie lag praktisch direkt vor seiner Haustür“, sagt Angelika Hunold. Der Eifelmaler gehört zum deutschen Impressionismus. Dessen Stilmittel sind bewölkte Himmel und gedämpfte Farben. Von Wille habe den unmittelbaren Sinneseindruck festgehalten und „eine real existierende Landschaft“ gemalt, sagt Hunold.

„Fritz von Wille hat das Bild der Eifel zum Positiven hin verändert.“
Angelika Hunold

Ganz im Gegensatz zu Malern der Düsseldorfer Schule zu Beginn des 19. Jahrhunderts. „Sie sind zu Studienfahrten in die Eifel aufgebrochen, haben dann nach den Exkursionen erst im Atelier ihre Bilder gemalt.“ Heraus kam eine ideale, komponierte Landschaft. „Das hatte was von Ritterromantik“, betont Hunold und zeigt zum Beispiel das Bild „Felsenschloss“ des Malers Carl Friedrich Lessing (1808 bis 1880): Es spiegelt die Sehnsucht nach unberührter Natur wider – ohne störende Menschen in ihr. Ein weiteres Beispiel ist Eduard Wilhelm Pose (1808 bis 1878), der beispielsweise eine idealisierte Ahrlandschaft malte.

Fritz von Wille sei es zu verdanken, dass „er das Bild der Eifel zum Positiven hin verändert“ und eine Landschaft mit menschlichen Spuren gezeigt habe. Danach sei der Eifel-Tourismus ins Rollen gekommen. Sein Bild von der Eifeler Heidelandschaft beinhalte die drei typischen Pflanzenarten von damals: Gräser, Heidekraut und eine Wacholderheide. Apropos Heide: Hunold erläutert, dass es natürliche Heiden nur an Küsten und in den Alpen gibt, alle anderen seien von Menschen gemacht. Und zwar beispielsweise in der Eifel dadurch, dass es eine Beweidung des Waldes durch Schafe und Ziegen gegeben habe. Einen daraus bedingten Zyklus aus intensiver und extensiver Bewirtschaftung habe bis Mitte des 20. Jahrhunderts existiert. Heute seien die Wacholderheiden der Eifel „sehr erhaltenswert, denn sie sind die artenreichsten Biotope in ganz Europa“. Sie müssten permanent offengehalten werden durch extensive Beweidung, damit Schmetterlinge, Pflanze und Vögel ihre Ernährungsgrundlage dort finden können.

Im Eifelmuseum finden regelmäßig Vorträge am Feierabend statt.
Thomas Brost

Fritz von Willes Bild der Eifel passt zum Zeitgeist, der auf schriftstellerischem Gebiet im Zeichen des Naturalismus von Zeitgenossin Clara Viebig und auf fotografischem Gebiet auch vom Mayener Fotografen Heinrich Pieroth repräsentiert wird. Im Übrigen, so schloss Angelika Hunold ihren kurzweiligen Diskurs, hat die Eifelmalerei bis heute nichts an Beliebtheit eingebüßt. So würden sich zu der 1983 gegründeten Gruppe von Eifelmalern 117 Männer und Frauen zählen. Angela Hunold schließt ihren Vortrag so: „Bis heute strahlt die Eifel eine ungeheure Faszination aus.“

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