C-Wer wird Landrat: Altmaier oder Boos?C-Wer wird Landrat: Altmaier oder Boos?C-Wer wird Landrat: Altmaier oder Boos?
Wer wird neuer MYK-Landrat? Die letzten Meter mit Christian Altmaier
Christian Altmaier (links) besucht die Firma Rundoor von Jürgen und Annette Portz in Waldesch. „Zu den Menschen gehen und zuhören“, lautet seine Devise.
Birgit Pielen

Zwei Kandidaten sind noch im Rennen um das Amt des Landrates im Kreis Mayen-Koblenz, beide kämpfen nach einem extrem knappen ersten Wahlgang weiter um die Gunst der Wähler. Die Rhein-Zeitung hat die Bewerber um die Nachfolge von Alexander Saftig im Wahlkampf begleitet. Wie schlagen sie sich? Wie reagieren die Menschen? Hier geht es zum Porträt von Christian Altmaier (Freie Wähler).

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Wenn das am Sonntag mal so einfach wäre wie an diesem Donnerstag, wo sich die Türen wie von selbst für Christian Altmaier (Freie Wähler) öffnen. Der 45-Jährige besucht das Unternehmen Rundoor in Waldesch, das auf automatische Türen spezialisiert ist. Die Tür, die Altmaier noch weitaus mehr interessiert, ist einige Kilometer entfernt. Es ist die Tür zum Kreishaus in Koblenz, die er gerne nach der Stichwahl als neuer Landrat durchschreiten würde.

An Altmaiers Seite ist an diesem Donnerstag der 49-jährige Mario Specht, der neue Ortsbürgermeister von Waldesch. Er hat die Direktwahl am 9. Juni für die FWG mit 82,6 Prozent gewonnen. Was will man mehr. Die Skepsis gegenüber „etablierten“ Parteien beflügelt aktuell politische Alternativen. Bei der Stichwahl wird das Ergebnis knapp werden, das weiß Christian Altmaier. Grundsätzlich ist er mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein gesegnet, doch jetzt sagt er: „Nach dem ersten Wahlsonntag gehe ich mit sehr viel Demut in den Endspurt.“ Er stehe für 25 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik, er stehe für Durchhaltekraft auch in schwierigen Zeiten. „Das habe ich bewiesen, und insofern bin ich jemand, der dem Landkreis gut tun wird.“

Jürgen Portz hat das Unternehmen Rundoor 2006 gegründet und fing klein an. Heute ist er deutschlandweit tätig.
Birgit Pielen

Von Durchhaltekraft in schwierigen Zeiten können auch Jürgen und Annette Portz viel erzählen. Die beiden haben ihr Unternehmen Rundoor 2006 gegründet und fingen ganz klein an – mit einem Lager in der heimischen Garage, das sich irgendwann bis ins Wohnzimmer ausweitete. Inzwischen haben sie ihre Firma ins Gewerbegebiet verlagert, immer wieder erweitert und sich inzwischen deutschlandweit einen Namen gemacht. Sie sind tätig von Stralsund bis Stuttgart, von Dresden bis München. Mit einem Umsatz von 27 Millionen Euro im Jahr sind sie einer der größten Gewerbesteuerzahler in Waldesch. Das hört Mario Specht gerne. „Diese Firma ist eine wichtige Säule für die Allgemeinheit“, sagt er.

Diese Firma ist auch ein Prototyp für das, was gut läuft. Und sie kann einiges über das erzählen, was schlecht läuft. „Wir brauchen diesen soliden Mittelstand, der gute Arbeitsplätze bietet“, sagt Christian Altmaier zwischendurch. „Dieses Land geht gerade vor die Hunde, deshalb muss man schauen, wo was gut funktioniert und welche Rahmenbedingungen es dazu braucht.“

Was das Ehepaar Portz auszeichnet, ist eine ungetrübte Zuversicht gepaart mit Unternehmergeist und Bodenhaftung. „Ich liebe mein Waldesch, ich liebe diese Region“, sagt Jürgen Portz. 190 Mitarbeiter hat er jetzt – und er will, dass es allen gut geht. Überdurchschnittliche Löhne, 31 Urlaubstage, Inflationsausgleichsprämie, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld. Donnerstags gibt es gratis Mittagessen, zweimal in der Woche kommt ein Physiotherapeut. Angestellter, was willst du mehr? Bei Geburtstagen gibt es 100 Euro extra, beim runden Geburtstag sogar 200 Euro extra.

190 Mitarbeiter hat Jürgen Portz jetzt – und er will, dass es allen gut geht. Überdurchschnittliche Löhne, 31 Urlaubstage, Inflationsausgleichsprämie, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld. Donnerstags gibt es gratis Mittagessen, zweimal in der Woche kommt ein Physiotherapeut.
Birgit Pielen

„Wir könnten von der Auftragslage her noch 70 Mitarbeiter mehr einstellen, Elektroinstallateure vor allem“, sagt Portz. Doch bei Bewerbungsgesprächen schlägt er oft die Hände über dem Kopf zusammen. Da sitzt ihm dann die Generation Z gegenüber und erzählt von der Work-Life-Balance. Wenn er das schon hört.

Mit Work-Life-Balance braucht auch Christian Altmaier keiner zu kommen. Das Leben in der Politik und für die Politik kennt er nur zu gut. Es lässt wenig Raum für Privates. Seit 2021 ist er Fraktionsgeschäftsführer der Freien Wähler im rheinland-pfälzischen Landtag. Ihm obliegen Personal- und Finanzverantwortung, und er kümmert sich um politische Initiativen. Seit 25 Jahren ist er in der Koblenzer Kommunalpolitik aktiv, zunächst als SPD-Mitglied. 2018 verließ er frustriert die Genossen und schloss sich zunächst der Freien Bürgergruppe und kurze Zeit später den Freien Wählern an.

Mit Blick auf die Europawahl sagt er: „Jetzt wundern sich plötzlich alle, warum die politischen Ränder stärker werden. Meine Antwort lautet: Weil die Politik die Fähigkeit verloren hat, zu den Menschen zu gehen und zuzuhören.“

Christian Altmaier lässt sich bei Rundoor, Spezialist für Türautomatik mit Sitz in Waldesch, die Abläufe erklären.
Birgit Pielen

Er nehme sich deshalb Zeit für Firmenbesuche wie bei Rundoor. „Das bringt Leben in eine Beschlussvorlage. Dann versteht man vieles besser.“ Und um solche heimischen Champions wie das Ehepaar Portz zu unterstützen, brauche es eine funktionierende Kreisverwaltung. Jürgen Portz lässt noch wissen, dass ihn schon oft gewundert habe, welche Knüppel ihnen mitunter zwischen die Beine geworfen worden seien. „Wir haben viele mutige Unternehmer“, sagt Christian Altmaier. „Politik macht nicht Wirtschaft, aber Politik kann durch serviceorientierte Verwaltungsdienstleistungen ein Partner sein.“ Ein Landrat Altmaier als Partner – das kann er sich jedenfalls sehr gut vorstellen.

Am Sonntag, 23. Juni, entscheidet sich, wer neuer Landrat im Kreis Mayen-Koblenz wird. In der Stichwahl treten Christian Altmaier (Freie Wähler) und Marko Boos (SPD) an. Verfolgen Sie die spannenden Stunden am Wahlsonntag ab 17 Uhr in unserem Liveticker auf rhein-zeitung.de. Unsere Reporter berichten über die Auszählung, das Ergebnis, fangen Stimmen ein.

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