Maximilian Mumm (SPD) ist seit 2009 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld – und möchte das auch bleiben. Die Entscheidung fällt am Sonntag, 30. März, wenn die Bürger die Wahl haben zwischen dem Amtsinhaber und Herausforderer Christian Schnack (FDP). Lesen Sie heute das Interview mit dem 58-jährigen Mumm. Es geht um Politik und Prägungen, Polizeiarbeit und Pflegekinder.
Herr Mumm, Christian Schnack von der FDP, Ihr Gegenkandidat bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, wirft Ihnen vor, in den vergangenen 16 Jahren, also in Ihrer Amtszeit, sei in der Verbandsgemeinde Maifeld „der Schlendrian eingekehrt“. Was sagen Sie dazu?
Ich sehe mich seit mehr als zwei Jahrzehnten als direkter Ansprechpartner für meine Mitbürgerinnen und Mitbürger unseres Maifeldes und helfe, wo ich kann. Meine nachhaltige und emphatische Einstellung für meine Mitmenschen hatte ich bereits in meinen 27 Jahren als Polizeibeamter und war ein Freund und Helfer im wahrsten Sinne des Wortes. Dies übernehmend ab 2001 als Stadtbürgermeister von Münstermaifeld und ab 2009 als Verbandsbürgermeister wird man bis heute und zukünftig niemanden finden, bei dem meine Tür geschlossen war oder für den ich keine Zeit für ein Gespräch hatte, auch wenn ich nicht immer helfen konnte. Wichtig ist aber die Konsequenz des Wortes. Ein klares Ja gehört zu mir wie auch ein klares Nein – immer vernünftig erläutert.
Und wenn man sich der Ernsthaftigkeit und des Respektes vor dem Amt bewusst ist und sich immer seine innere und tiefe Überzeugung für sein tägliches Handeln behält, dann ist es – wie in jedem anderen Beruf auch – nicht die Frage, wie viele Jahre man das macht, sondern was man aus den Jahren macht. Das war so, ist so und bleibt so bei mir. Und wer dies nicht so sieht, muss sich in der Tat die Frage nach seiner eigenen Berufswahl stellen.

„Im Maifeld ist der Schlendrian eingekehrt“
Das wird ein spannendes Wahlduell: Christian Schnack (FDP) will Amtsinhaber Maximilian Mumm (SPD) als Bürgermeister der VG Maifeld ablösen. Er beklagt „einen Schlendrian“ im Maifeld.
Sie sind 2009 an die Verwaltungsspitze gewählt worden – als Sozialdemokrat im konservativ geprägten Maifeld ...
Es geht auf kommunaler Ebene nicht um Parteiarbeit. Die aufgekommene Diskussion, dass fast keine Partei oder Gruppierung, mit denen ich schon viele Jahre vertrauensvoll zusammenarbeite, einen Mitbewerber aufstellt, hat nichts mit mangelndem Demokratieverständnis zu tun, sondern uns eint eine gute und erfolgreiche gemeinsame Arbeit für unser Maifeld. Wichtig ist nicht, welche Partei oder Gruppierung etwas vorschlägt, sondern es zählt nur, was für unser Maifeld gut und sinnvoll ist. Auch das kann ein Grund sein, warum man parteiübergreifend mit meiner Arbeit zufrieden ist.
Für den Fall, dass einige Menschen Sie noch nicht kennen: Was charakterisiert Sie am besten?
Ich bin ein grundehrlicher Mensch, jemand, auf den man sich verlassen kann. Wer Anliegen oder Probleme hat, ist bei mir gut aufgehoben, denn ich kann auch schweigen wie ein Grab. Dass dies so ist, zeigen mir immer wieder meine Mitmenschen, wenn sie zu mir kommen, weil ihnen gesagt wurde: „Geh zum Mumm, der kann dir helfen“. Aber ich bin auch ein streitbarer Mensch, wenn ich merke, dass es ungerecht zugeht.

Bevor Sie 2009 hauptamtlicher Bürgermeister im Maifeld wurden, haben Sie als Polizist gearbeitet. Gibt es Erfahrungen aus dieser Zeit, die Sie bis heute beeinflussen?
Alle Menschen sind gleich, und niemand steht über dem Gesetz. Dies war immer mein Leitspruch. Als ehrenamtlicher Stadtbürgermeister von 2001 bis 2009 in Münstermaifeld war ich zeitgleich im Hauptamt auch Polizist und arbeitete in dem Dienstgebiet der Polizeiinspektion Mayen, in dem ich auch wohne. Man wird niemanden finden, der mit mir einen negativen Kontakt hatte. Einmal saß ich mit einem jungen Mann im Rathaus und habe mit ihm für seine theoretische Fahrprüfung gelernt, weil er mich als Polizist darum gebeten hatte. Allerdings musste ich auch einem Kollegen nach einer Trunkenheitsfahrt den Führerschein abnehmen – gleiches Recht für alle. Schwere Unglücke wie Unfälle bringen einem bei, wie man in Krisenlagen ruhig und besonnen agiert. Ich habe als Polizist alles gesehen. Deshalb weiß ich auch um den großen Stellenwert unserer Feuerwehren.
Welche Themen bewegen die Menschen im Maifeld aktuell?
Ich glaube, dass mit weitem Abstand unsere maroden Straßen den ersten Platz belegen. Das Problem dabei ist in erster Linie nicht der Landesbetrieb Mobilität (LBM), sondern es sind die fehlenden finanziellen Mittel des Landes. Es müsste viel mehr im Landeshaushalt stehen, damit der LBM effizienter arbeiten kann. Konsequenterweise bin ich auch hier so vorgegangen, dass ich mich im Jahr 2018 mit dem Leiter des LBM Cochem zusammengesetzt habe, und wir haben einen „Sanierungsplan Maifeld“ erarbeitet. So wurden entsprechend dieser Planung in den vergangenen Jahren vier Landesstraßen saniert, und es stehen jetzt die an, die zweifelsohne auch am schlechtesten sind. Neben den kommunalen Finanzen, über die ich auch schon mit der Landesregierung diskutiert und gestritten habe, bedürfen die Landesstraßen, die im Übrigen bei einer FDP-Ministerin angesiedelt sind, der dringenden Diskussion.

Ihr Gegenkandidat Schnack sagt, auch der hohe Zustrom an Flüchtlingen treibe die Menschen um ...
Die Flüchtlinge werden nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel zugewiesen. Derzeit sind bei uns im Maifeld rund 300 Menschen untergebracht. Ich habe seit 2015 die konkrete Vorgabe gemacht, dass es im Maifeld keine Container, keine Hotels und keine Sammelunterkünfte gibt. Alleinreisende Männer leben getrennt von Familien. Wir haben ausreichend Wohnraum zu einem gedeckelten Mietpreis angemietet, und diese Wohnungen sind über das ganze Maifeld verteilt. Dank zahlreicher Helferinnen und Helfer, einem Maifelder Flüchtlingsverein und meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – wir haben eine eigene Flüchtlingskoordinatorin – vertreten wir eine Integration, die beispielgebend für die ganze Region ist. Geflüchtete Menschen sind bei uns im Maifeld willkommen, weil es hier keine Überlastung gibt.
Wie sieht die ärztliche Versorgung im Maifeld aus?
Durch unser Förderprogramm für Hausärzte, das mittlerweile von anderen Kommunen übernommen wurde, haben wir derzeit bei zugelassenen 12,5 Hausarztsitzen 16 Hausärzte im Maifeld. Davon sind drei sogenannte Weiterbildungsassistenten, die wir bezuschussen. Davon wiederum sind in den letzten Jahren drei Mediziner im Maifeld geblieben, weil es in ihre Lebensplanung gepasst hat. Dies werde ich in den nächsten Jahren fortsetzen – ebenso wie die Gespräche mit Investoren, die seniorengerechte Wohngebäude errichten wollen. Aufgrund der derzeitigen Weltlage und damit verbundener wirtschaftlicher Risiken wollen diese aber noch abwarten.

Sie und Ihre Frau haben fünf erwachsene Kinder und kümmern sich um sechs Pflegekinder, für die Sie Ersatzfamilie sind. Was bedeutet Ihnen das persönlich?
Meine Frau und ich wollten immer viele Kinder haben. Dies resultiert auch aus unser beider Elternhaus. Mein Vater zum Beispiel hat noch fünf Geschwister. Familientreffen, die jährlich in meiner Geburtsstadt Köln stattfinden, haben immer den Charakter einer Großveranstaltung. Die Initiative zu den Pflegekindern ging 2008 von meiner Frau aus. Seitdem hatten wir bei uns rund 30 Pflegekinder, von denen sechs ihr Leben lang bei uns bleiben, also mindestens bis zum 18. Lebensjahr. Wir möchten etwas zurückgeben an die, die im Baby- und Kleinkindalter nicht gelernt haben, was elterliche Liebe und Zuneigung bedeuten und deren Familienverhältnisse oft geprägt waren von Alkohol und Gewalt.
Was heißt das für Ihre politische Arbeit?
Bei mir ist die Aussage, dass Kinder das Wichtigste sind, gelebte Realität. In der Corona-Krise haben wir beispielsweise im Verbandsgemeinderat auf meinen Vorschlag hin beschlossen, 250.000 Euro auszugeben und in jeden Klassenraum unserer Grundschulen eine Luftreinigungsanlage zu stellen. Wir sind zudem Vorreiter in Sachen Digitalisierung, die ständig auf dem neuesten Stand ist. Meine Bauabteilung hat immer das Ohr bei den Fördergebern, und so können wir jetzt für jeweils rund 4 Millionen Euro die Grundschulen in Ochtendung und Münstermaifeld umfassend energetisch sanieren und erhalten dafür 90 Prozent Förderung.
Meine größte politische Priorität ist aber, dass sich mein Verbandsgemeinderat weiter darauf verlassen kann, dass wir gemeinsam eine sinnvolle und gute Politik für uns alle im Maifeld machen – und ich weiter für alle „meine“ Bürgerinnen und Bürger so bleibe, wie ich bin.