Mayener Fachhändler in Sorge
Wenn im Amt Passfotos gemacht werden
Yannik Breuer hat ein Fotofachgeschäft in der Mayener Marktstraße, er muss viel Geld in ein optimales Equipment für sein Fotostudio stecken.
Thomas Brost

Seit 1. Mai müssen Fotos für Ausweisdokumente den Ämtern digital übermittelt werden. Das hat Folgen – auch für die Fachgeschäfte, wie ein Beispiel aus Mayen zeigt. Dort fürchtet jetzt ein Einzelhändler um seine Existenz.

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Für die einen ist es eine Erweiterung ihres Serviceangebotes, für die anderen eine ernst zu nehmende Bedrohung: Die kommunalen Verwaltungen sind seit dem 1. Mai angehalten, einen Fotoautomaten in ihrem Hause vorzuhalten, damit dort biometrische Ausweisfotos entstehen können. Dies wiederum passt den lokalen Fachgeschäften, insbesondere professionellen Fotografen, nicht. Sie fürchten um ihre Existenz, wie ein Beispiel aus der Stadt Mayen zeigt.

Yannik Breuer war zunächst überrascht, dann entsetzt von dem, was er aus der Mayener Stadtverwaltung und von Kunden zu hören bekam. „Im Rathaus kann man jetzt Passfotos zu einem geringen Preis machen lassen, das hat mich schockiert“, sagt Breuer (30), der Geschäftsführer des Fotofachgeschäftes BL-Foto in der Marktstraße ist.

Im Fachgeschäft kostet das Foto das dreifache

Was eklatant ist: In der Verwaltung kosten Fotos nur 6 Euro, in seinem Geschäft muss er das Dreifache nehmen. Denn: Das Fotostudio ist mit vielen Spezialgeräten teuer ausgestattet, er ist Foto-Profi. „Wir verkaufen ein völlig anderes Produkt als die Stadt“, stellt Breuer fest.

Ihm als gelerntem Einzelhandelskaufmann mit Schwerpunkt Fotografie sei „ganz wichtig zu betonen, dass der Kunde bei uns gut ausgeleuchtet wird und das bestmögliche Foto erhält“. Aus seiner Sicht wäre es im Vorfeld „kollegialer gewesen, wenn wir Informationen über die Praxis der Verwaltung erhalten hätten“. Auch die Verbandsgemeinde Vordereifel hält seit Längerem einen Passautomaten in Mayen vor.

„Dass man im Rathaus jetzt Passfotos machen kann, hat mich schockiert.“
Yannik Breuer (30), Geschäftsführer des Familienbetriebs BL-Foto, fürchtet erheblichen Umsatzrückgang.

Die Porträtfotografie ist teuer – sie macht einen beträchtlichen Teil des Umsatzes von BL-Foto, das seit 40 Jahren in Familienhand ist, aus. Breuer und seine Mitarbeiterin, die Fotografengesellin ist, sind berufsmäßig mit Fotografie vertraut, auch mit den neuen Anforderungen, die von Gesetzes wegen zum 1. Mai in Kraft getreten sind. Demnach dürfen für Personalausweis, Reisepass oder Führerschein nur noch biometrische Fotos auf digitalem Weg an die Einwohnermeldeämter übermittelt werden. Das Passfoto aus Papier ist spätestens am 1. August Geschichte.

Denn seit dem 1. Mai werden Passbilder für Ausweisdokumente nur noch digital akzeptiert. Diese werden entweder in der Behörde selbst oder bei einem registrierten Fotografen angefertigt und digital übermittelt. Die Papier-Passbilder haben damit inklusive einer Übergangsregelung bis zum 31. Juli ausgedient. „Ziel dieser neuen Regelungen ist es, die Qualität und Sicherheit der Lichtbilder zu erhöhen, das Risiko von gefälschten Passbildern in Ausweisdokumenten zu verringern und den Antragsprozess zu vereinfachen“, sagt Sarah Gördes aus der Pressestelle der Stadt Mayen.

„Der Bürger geht zum Amt, und sein Bild ist schon dort.“
Yannik Breuer

Im Rathaus sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den neuen Passbildautomaten eingewiesen worden. Die Behörden sind laut Gesetz verpflichtet, die Erstellung digitaler Lichtbilder direkt in der Behörde anzubieten. Ob diese Fotos dann professionell sind, lässt Yannik Breuer offen. „Wenn der Mund offen steht beim Fotografierten, dann ist das eigentlich nicht in Ordnung.“

Das Thema Biometrie hat es schon vor dem 1. Mai gegeben, damit kennen sich Breuer und seine Kollegin aus. Später kamen für den Personalausweis eine Zertifizierung und eine Funktion zur Identifizierung hinzu. Dank eines neuen Programms, das BL-Foto gekauft hat, werden Fotos für Reisepass oder Personalausweis mittels eines QR-Codes direkt an das jeweilige Amt digital übermittelt. „Der Bürger geht zum Amt, und sein Bild ist schon dort“, sagt Breuer.

Im Rathaus Rosengasse können jetzt auch Passfotos gemacht werden.
Thomas Brost

Will die Stadt mit dem Einzelhandel konkurrieren? Nein, heißt es entschieden aus dem Rathaus. „Die Stadt möchte nicht in Konkurrenz zum Einzelhandel treten. Das Angebot des Einzelhandels übersteigt das Leistungsangebot der örtlichen Behörden deutlich und ist sehr viel umfangreicher“, sagt Sarah Gördes. Die Bürger dürften frei wählen, ob sie ihr digitales Passbild direkt in der Behörde oder bei einem Fotodienstleister, zum Beispiel in einem Fotostudio oder einem Drogeriemarkt, anfertigen lassen möchten.

Für Breuer indes ist die Konkurrenz ein Schlag ins Gesicht. „Wir haben seit Jahren das passende Angebot, wir müssen also keine Lücke schließen lassen“, betont er. Mit dem Billigpreis der Stadt könne er nicht mithalten. Allerdings mit der Qualität. „Wir können hier den Kunden perfekt ausleuchten, haben auch für Babys oder für Menschen unterschiedlicher Hautfarbe die passende Lösung“, stellt er fest.

Verständnis für das Problem – aber es ändert nichts

Und ein Kundenset umfasse neben vier biometrischen Passbildern auch zwei Gratis-Porträtfotos plus einen QR-Code, erläutert der junge Geschäftsführer, dessen Vater das Geschäft 1983 in der Göbelstraße gegründet hat. Breuer hat sieben Angestellte, darunter sind zwei Aushilfen. Mittlerweile hat Breuer mit Mayens Stadtchef Dirk Meid in der Sache telefoniert. Dieser habe sich überrascht und verständnisvoll gezeigt. An den Fakten ändert dies nichts mehr. Jetzt muss Yannik Breuer noch offensiver um seine Kundschaft kämpfen.

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