Kundgebung von ver.di in Mayen
Wenn Frauen streiken, steht die Welt still
Die ver.di-Kundgebung für die Region fand in Mayen statt. Die Demonstrierenden - vor allem Frauen - fordern mehr Geld, Zeit und Annerkennung.
Aurélie Johann

Geld, Wertschätzung und Gleichberechtigung: Darum ging es bei dem Warnstreik und der Kundgebung der Gewerkschaft ver.di in Mayen:

Trillerpfeifen kreischen laut, neongelbe Warnwesten sind zu sehen, auch jede Menge Plakate und Banner mit Aufschriften wie: „Ende der Bescheidenheit, die Erzieher sind kampfbereit“. Eine Menschenmasse zieht durch Mayen und alle fordern mehr. Mehr Geld, mehr Zeit, aber auch mehr Anerkennung, nicht nur von den Arbeitgebern und der Regierung, sondern auch von der Gesellschaft.

Auf dem Schützenplatz Mayen startete die Demo der Gewerkschaft Ver.di.
Aurélie Johann

„Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag“, so beginnt Daniela Reuber, Gewerkschaftssekretärin von ver.di, ihre Rede. Vor ihr auf dem Marktplatz wogt ein buntes Meer aus rund 300 Demonstrierenden, die sich am Vormittag in Mayen zusammentaten, um durch die Straßen zu ziehen und zu streiken. An diesem Tag lag der Schwerpunkt besonders auf Frauen, die im Sozialen- und Erziehungsdienst arbeiten, sowie Reinigungskräften aus Weißenthurm, Andernach, Mayen, Bendorf und Krankenhäusern wir dem Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz und Standorten des Gemeinschaftklinikums Mittelrhein.

Darum wird gestreikt

Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen verlangt die Gewerkschaft ver.di eine Gehaltserhöhung von acht Prozent, mindestens jedoch 350 Euro pro Monat. Zudem sollen Zuschläge angeboten werden, die Arbeit zu ungünstigen Zeiten entlohnen. Eine weitere zentrale Forderung ist die Einführung eines „Meine-Zeit-Kontos“, das den Beschäftigten mehr Flexibilität und Selbstbestimmung über ihre Arbeitszeit ermöglichen soll. Bis jetzt wurden diese Forderungen jedoch von den kommunalen Arbeitgebern abgelehnt.

Die Regierung soll wachgerüttelt werden

„Die Haltung der Arbeitgeber ist eine bodenlose Frechheit“, sagt Silke Präfke, Mitarbeiterin im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz. „Da platzt mir echt der Kragen“, ergänzt sie. Sie selbst war vergangene Woche in Potsdam bei Tarifverhandlungen dabei und kann nur noch den Kopf schütteln. „Eine Nullrunde wäre inakzeptabel“, ergänzt sie. Es gehe jedoch nicht nur ums Geld, sondern auch um die Gesundheit der Mitarbeitenden. Diese würden unter der hohen körperlichen wie auch mentalen Belastung oft nicht bis zur Rente Vollzeit arbeiten. „Frauen in diesen Berufen machen auch meist privat die Carearbeit“, sagt Präfke. Das sei auch der Grund, weshalb viele auf Teilzeit umsteigen müssten, da die Erschöpfung groß sei.

Es fehlt die Wertschätzung

„Warum werden wir nicht wertgeschätzt?“, fragt die Erzieherin einer Kita in Mülheim-Kärlich rhetorisch. Die Menge jubelt und stimmt zu. Auch in den Mayener Kitas herrscht große Unzufriedenheit, wie Erzieherin Svenja Hoss berichtet. „Wir sind keine Zauberer, auch wir haben unsere Grenzen“, sagt sie.

In Mayen versammelten sich rund 300 Demonstrierende.
Aurélie Johann

Laut ihr würde auch die Pädagogik in den Kitas hinten runterfallen, da keine Kapazitäten dafür übrig seien. Sie habe deswegen auch große Bedenken wegen der Zukunft der Kinder. „Wir möchten den Kindern zeigen, wie man sozial, solidarisch und empathisch ist, aber dafür haben wir keine Zeit“, so Erzieherin Carolin Bauer aus Weißenthurm. „Wir hören nicht auf“, verspricht Reuber. Am 14. März findet die dritte Verhandlungsrunde in Potsdam statt, dort wird sich zeigen, wie es weiter geht.

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