Momentan wird der Platz genutzt, um dort Baumaterial zu lagern, das für die Sanierung der nahegelegenen Kirchstraße benötigt wird. Was nach Abschluss des Straßenausbaus mit der Fläche passiert, ist ungewiss. Die RZ hat bei den Stadtratsfraktionen nachgefragt, welche Entwicklungschancen diese am Runden Turm sehen.
CDU: Keine Gefälligkeitsvergaben
Der Platz am Runden Turm eignet sich ideal für den Neubau eines Stadtmuseums – davon ist die Andernacher CDU nach wie vor überzeugt, heißt es in der Stellungnahme des Stadtverbands. Bei dem Areal handele es sich um ein „Sahnestückchen“, welches in der Vergangenheit bereits interessierte Investoren auf den Plan gerufen habe. Diese sollten im Zuge des Museumsneubaus den Bereich entlang der Hochstraße, in dem auch das Alte Bürgermeisterhaus steht, mit einer Wohnbebauung gestalten.
Die Verwaltung komme nicht darum herum, für die Veräußerung des besagten Bereichs ein Vergabeverfahren durchzuführen, vergleichbar mit dem Vorgehen am Ernestusplatz: „Eigenwirtschaftliche Interessen einiger Stadtratsmitglieder oder Gefälligkeitsvergaben sollten hier keinen Platz für Investitionen erhalten“, schreibt die CDU. Der Runde Turm dürfe bei einer Neubebauung keineswegs im Hinterhof verschwinden. Der Bereich um das Andernacher Wahrzeichen müsse künftig Bürgern und Besuchern gleichermaßen zur Verfügung stehen. Der neu gewählte Stadtrat müsse sich mit dem Thema befassen, um zu verhindern, dass das Areal am Runden Turm dauerhaft brachliegt.
SPD favorisiert Wohnbebauung
Die SPD könnte sich auf diesem Areal vieles vorstellen, teilt die Fraktion auf Anfrage der RZ mit. Zeitdruck sehe man in dieser Frage allerdings keinen: „Es ist nicht wichtig, hier eine schnelle Lösung zu finden, sondern eine, die ins Stadtbild passt.“ Eine Bebauung entlang der Hochstraße analog zu der entlang des ehemaligen Weissheimergeländes erachte man aber für sinnvoll.
An dieser Stelle könne man sich verschiedene Nutzungsarten vorstellen: „Es ist aber auch kein Geheimnis, dass für die SPD insbesondere die Schaffung von bezahlbarem Wohntraum ein wichtiger Punkt ist.“ Die im Zuge des Architektenwettbewerbs geäußerte Überlegung, die Herrengasse als Wegeverbindung über das Grundstück offenzuhalten, sei dabei erstrebenswert. In den kommenden Sitzungen solle der Planungsausschuss diskutieren, welcher Bestimmung man diese Fläche zuführen kann.
FWG: Kein akuter Handlungsbedarf
Was die Neugestaltung des Areals am Runden Turm betreffe, sehe man seitens der FWG-Fraktion keinen akuten Handlungsdruck, sagt ihr Vorsitzender Hartmut Dressel. Schließlich wurde dieser Bereich jahrzehntelang als Parkplatz genutzt. Man könne an dieser Stelle verschiedene Ideen umsetzen: „Die Gedankenführung ist aber noch nicht weit fortgeschritten.“
Eventuell lasse sich ein Teil der Fläche in einen Park umwandeln oder an einen privaten Investor veräußern, konkrete Ideen dafür gebe es aber noch nicht. „Das werden wir angehen, wenn alles andere in trockenen Tüchern ist“, betont Dressel. Das Thema solle nach der Kommunalwahl auf die Tagesordnung der politischen Gremien gesetzt werden: „Dann wird man gucken, was das Beste für die Stadt ist.“
Grüne: Altes Bürgermeisterhaus erhalten
Für die Grünen hat der Erhalt des Alten Bürgermeisterhauses an der Hochstraße Priorität, teilt Fraktionsvorsitzender Christoph Henrichsen mit. Das Gebäude solle verkauft, saniert und im Anschluss für eine Gastronomie und Wohnungen genutzt werden. Bei einer Überplanung des Areals am Runden Turm sollten Turm und Stadtmauer möglichst freigestellt bleiben, außerdem solle man die Wegebeziehungen zwischen Hochstraße und Konrad-Adenauer-Allee sowie zur Kirchstraße durchlässig gestalten. Die Fläche am Runden Turm biete sich auch ohne Museumsneubau für eine Nutzung durch die Essbare Stadt an, die dringend neue Impulse brauche, erklärt Henrichsen. Dort könnten Beete für den Anbau von Obst und Gemüse entstehen.