Der Wasserversorgungs-Zweckverband Maifeld-Eifel kann derzeit nicht ausschließen, dass es zu einer Wasserknappheit kommen könnte, sagt Werkleiter Jürgen Wagner. Gründe für einen möglichen Versorgungsengpass gibt es mehrere. Zum einen die lang anhaltenden Hitzeperioden in den vergangenen Jahren und die folglich extreme Nachfrage an Wasser. Zum anderen liefern die Quellen und Brunnen im Versorgungsgebiet des Zweckverbands nicht mehr so viel Wasser wie früher. Das liegt an der geringen Neubildung von Grundwasser in den letzten Jahren und nicht zuletzt am Klimawandel und dem damit verbundenen Mangel an Niederschlägen.
Zudem ist der Nitratgehalt, insbesondere im Rohwasser in Kruft, gestiegen. „Um diesen Gehalt zu verringern, werden größere Mengen an nitratarmen Wasser benötigt, um die gleiche Menge an Trinkwasser zu produzieren“, erklärt Stefan Friedsam, stellvertretender Werkleiter beim Zweckverband. „Die nitratarmen Wassermengen sind aber begrenzt.“
Der Zweckverband Maifeld-Eifel versorgt die Verbandsgemeinden Maifeld, Vordereifel, Pellenz und Brohltal sowie einige Gemeinden in den Verbandsgemeinden Rhein-Mosel und Kelberg. Das Versorgungsgebiet umfasst etwa 600 Quadratkilometer. Rund 80.000 Einwohner werden mit Wasser aus 37 Quellen, Brunnen und Aufbereitungsanlagen versorgt. Die Jahresabgabe, also die verkaufte Wassermenge, ist in den vergangenen Jahren gestiegen, berichtet Jürgen Wagner: 2019 lag die Gesamtwassermenge in der letzten Juniwoche bei etwas mehr als 129.000 Kubikmetern − im selben Zeitraum zwei Jahre zuvor wurde eine Wassermenge von 85.000 Kubikmetern gemessen. In diesem Jahr hat der Zweckverband Ende April bereits Wasserabgaben verzeichnet, die normalerweise im Juni zu erwarten sind, berichtet Wagner. Ob der gestiegene Verbrauch am Wetter liegt oder an der Tatsache, dass derzeit viele Arbeitnehmer wegen der Corona-Pandemie aus dem Homeoffice arbeiten, lässt sich nur schwer feststellen. „Es ist wahrscheinlich beides“, sagt der Werkleiter.
Um einem möglichen Versorgungsengpass vorzubeugen, hat der Versorger bereits verschiedene Maßnahmen eingeleitet: „Wir haben eine Verbindung zwischen Andernach-Miesenheim und Plaidt hergestellt“, berichtet Wagner. Mit Hilfe einer Pumpe werden so täglich rund 1000 Kubikmeter Wasser transportiert. Durch den Anschluss an die Verbandsgemeinde Weißenthurm wird zusätzlich die Leistungsfähigkeit des Versorgers erhöht. Und ab Juni steht auch ein Notbrunnen zur Verfügung, der bei Bedarf weitere 1000 Kubikmeter Wasser liefern kann.
Laut Stefan Friedsam, stellvertretender Werkleiter beim Zweckverband, konnte der Verband in den Jahren 2018 und 2019 bereits gute Erfahrungen mit langen und heißen Sommern sammeln. „Wir hatten Spitzenabgaben wie nie zuvor“, sagt Friedsam. Man habe es zwar geschafft, die Versorgung aufrecht zu erhalten, zeitweise war es jedoch kritisch. Problematisch wird es, wenn die Spitzenabgaben gleichzeitig passieren, also hohe Mengen an Wasser zeitgleich bezogen werden, beispielsweise, wenn zwei Nachbarn zur selben Zeit ihre Pools befüllen. Eine Poolfüllung braucht ungefähr so viel Wasser wie eine Person im ganzen Jahr. Eine lange Hitzeperiode, ein technischer Defekt oder ein Rohrbruch einer großen Transportleitung könnten die Wasserversorgung ebenso gefährden. Offen ist auch, wie sich die Corona-Krise weiter auswirken wird, denn wenn viele Menschen Urlaub zu Hause machen, wird auch der Verbrauch weiter steigen.
Sollte es zu einem Versorgungsengpass kommen, ist jedoch klar: „Das Trinkwasser hat nach wie vor oberste Priorität“, sagt Wagner. Poolbefüllungen und Gartenbewässerungen könnten dann für einen gewissen Zeitraum verboten werden. Der Zweckverband appelliert deshalb an die Verbraucher, sorgsam mit dem Wasser umzugehen und auf den eigenen Verbrauch zu achten. Der Wasserversorgungs-Zweckverband testet derzeit, ob er einen weiteren Brunnen in Betrieb nehmen kann: Oberhalb des Sportplatzes in Nickenich läuft ein Pumpversuch eines Brunnens, der bereits 1974 gebohrt wurde. Der Brunnen konnte jedoch nie genutzt werden, da die Wasserchemie nicht stimmt. Jetzt soll überprüft werden, ob der Brunnen in einem Notfall zusammen mit einer Wasseraufbereitung in Betrieb genommen werden kann, um die Versorgungssicherheit weiter zu erhöhen.