Yellowtown – im Karree von Dammstraße, Drossel-, Finken- und Amselweg in Niedermendig gelegen – gehört seit einigen Jahren der Knaf-Gruppe. Die Siedlung besteht aus mehreren zwei- und dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern mit 78 Wohnungen, die zum größten Teil schon jahrelang leer stehen. Jetzt möchte die Knaf-Gruppe die Siedlung sanieren und modernisieren, einige Gebäude sollen um ein weiteres Geschoss aufgestockt werden. Das geht der Stadt zu weit. Deswegen hat der Stadtrat beschlossen, dass zuerst ein Bebauungsplan für das Areal aufgestellt werden soll, um städtebauliche Fehlentwicklungen zu verhindern. Diese Entscheidung möchte die Knaf-Gruppe mit einer Normenkontrollklage vor dem Verwaltungsgericht prüfen lassen.
Jetzt legt der Investor nach. In einer Pressemitteilung unterstellt Erland Knaf, Geschäftsführer der Knaf-Gruppe, der Stadt eine Verzögerungstaktik. „In Kenntnis, dass man Träger der Planungshoheit ist, setzt man ein langwieriges Bebauungsplanverfahren in Gang“, sagt Knaf, der sich zudem schlecht behandelt fühlt: „Mit uns hat bislang noch niemand aus dem Mendiger Rathaus oder der Verbandsgemeindeverwaltung gesprochen“, sagt Knaf in seiner Pressemitteilung.
Seitens der Bevölkerung sehe das übrigens anders aus, teilt Knaf weiter mit: „Es sind bereits zahlreiche Interessenten an uns herangetreten, die aufgrund der bisherigen Berichterstattung in der Presse auf das Projekt aufmerksam wurden.“ Alle Anfragen für Wohnungen würden derzeit gesammelt. Denn „ungeachtet der aktuell bestehenden Hürden“, wie es in der Pressemitteilung heißt, möchte Knaf das Projekt weiter voranbringen. Gleichwohl befürchtet er laut Pressemitteilung, „dass sich das von der Stadt Mendig eingeleitete Bebauungsplanverfahren zur ‚Unendlichen Geschichte‘ entwickeln könnte“.
Aus der Sicht von Mendigs Stadtbürgermeister Hans Peter Ammel stellt sich die Sachlage anders dar. Er hat nun seinerseits eine Pressemitteilung verfasst. „Ich war der Meinung, dass wir als Stadt einiges richtigstellen mussten“, erklärte Ammel am Dienstagabend dazu im Stadtrat. Die Pressemitteilung der Knaf-Gruppe nannte er irreführend.
In seiner Pressemitteilung erläutert der Stadtbürgermeister, dass der Inverstor die Wohnanlage bereits im Oktober 2010 bei einer Versteigerung der Bundesimmobilienverwaltung in Köln erworben habe. „Insofern liegt die Verantwortung für den heutigen Zustand des Areals und dem jahrelangen Leerstand allein aufseiten der Eigentümerin“, erklärt Ammel. Die Stadt habe „immer wieder, von Anfang an, die Gespräche in Richtung einer schnellen Sanierung und Herrichtung der Gebäude in vernünftigen Zeiträumen angestrebt“, heißt es in Ammels Pressemitteilung weiter. „Dies wurde jedoch immer wieder verworfen, sodass es zur heutigen Situation gekommen ist.“
Über die Aufstockung der Gebäude an der Dammstraße und am Drosselweg auf drei Geschosse plus Staffelgeschoss sollte laut Ammel am 12. Januar verhandelt werden. Aufgrund der verschärften Corona-Situation wurde der Termin jedoch abgesagt, erklärt der Stadtbürgermeister. „Ohne Abstimmung mit Stadt oder Verbandsgemeinde“ habe die Knaf-Gruppe dann bereits am 11. Januar eine entsprechende Bauvoranfrage eingereicht, die am 14. Januar bei der Kreisverwaltung eingegangen sei. Vor diesem Hintergrund habe der Stadtrat den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst und die Veränderungssperre erlassen. „Dass die Stadt in dem Verfahren ihr Recht auf Ausübung der Planungshoheit geltend macht und eine willkürliche Entwicklung dieses Gebietes nicht zulässt, sollte allen Mendiger Bürgern ein Anliegen sein“, betont Ammel.
Immerhin: Die Beziehung mag kompliziert sein, doch Ammel signalisiert Gesprächsbereitschaft. Die sei seitens der Stadt jederzeit gegeben, schreibt er in seiner Pressemitteilung. Und er räumt ein: „Sicherlich hätten die Verantwortlichen der Stadt sich ebenfalls einen gänzlich anderen Verlauf dieser Angelegenheit gewünscht.“