Die Handlung ist durch ihre sozialkritische Bedeutung auch heute noch aktuell. Anfang des 19. Jahrhunderts befindet sich ganz Europa im Aufbruch. Revolution und Industrialisierung verändern die Lebenswirklichkeit der Menschen. 1813 erblickt in Kerpen der Sohn eines Schäfers das Licht der Welt: Adolph Kolping. Sein Weg scheint vorgezeichnet und bleibt zunächst von den geschichtlichen Entwicklungen unberührt. Der wissbegierige Junge absolviert nach der Volksschule zunächst eine Lehre als Schuster. Doch der spätere Sozialreformer hat andere Pläne als ein beschauliches Handwerkerdasein zu fristen.
Gemeinsam mit seinem rastlosen Freund Karl kehrt Kolping seiner Heimat und dem Handwerk den Rücken. Beide gehen nach Köln, wo Kolping ein neues Leben beginnen möchte. Er träumt davon, Priester zu werden, was ihm auch tatsächlich gelingt. Nach einigen Jahren in Elberfeld kehrt er zurück nach Köln. Dort erlebt der Geistliche die Schattenzeiten der neuen Zeit. Er setzt sich für die Rechte der Arbeiterschaft und seinen Traum vom starken Zusammenhalt der Menschen in der Gesellschaft ein und gründet Gesellenvereine.
Sein Ziel ist es, die Arbeiter vor der Ausbeutung durch ihre profitgierigen Arbeitgeber zu schützen. Es gelingt ihm, seine Vision einer besseren Welt, einer Welt mit einem menschlichen Gesicht, zu verwirklichen. Eingebettet in die Aufführung ist die Erzählung des gealterten Kolpings.
Herausforderung für die Darsteller
Doch wer sind die Darsteller, die in historischen Kostümen mit großen Emotionen singen und tanzen? Unsere Zeitung hat sich mit dem Ensemble nach einer Probe getroffen. Übereinstimmend berichten die Protagonisten, dass das Musical „Kolpings Traum“ eine große Bandbreite an Emotionen präsentiere: von Heiterkeit, Gelassenheit und Zuversicht bis hin zu Verlassenheit, Ausweglosigkeit und Verzweiflung. „Dass die Rollen durch eine sehr differenzierte Charakterzeichnung jedem Ensemblemitglied nicht nur enorme darstellerische, sondern auch große sängerische Qualitäten abverlangen, sehen alle als Herausforderung, die jedoch eine große Energie freisetzt und sich in Spielfreude, Zusammenhalt, viel Humor und Lockerheit äußert“, sagt Gerd Schlaf.
In der Titelrolle Adolph Kolpings glänzt Sebastian Nell, der seine Wurzeln in Kottenheim hat, inzwischen in Aachen lebt und als wahrer Glücksfall zum Ensemble gestoßen ist. Er zeigt in großartiger Weise das Hadern Kolpings mit seiner Herkunft auf der Suche nach seiner Mission. Bernd Germer als alter Kolping, der bereits von Krankheit gezeichnet ist, erzählt in Rückblenden seine wechselvolle Geschichte.
Auftritte der Gesellen und Arbeiter als Höhepunkt
Adrian Skubella und Christine Schlaf überzeugen durch ihr Spiel auf der Klaviatur der dramatischen Emotionen. In ihren Rollen als Karl und Susanne wird ihre Liebe durch Schicksalsschläge und ein leidenschaftliches Ringen um den richtigen Weg immer wieder auf die Probe gestellt. Als Gegenspieler Kolpings und Karls brilliert Andreas Konzer in der Rolle des arroganten, menschenverachtenden Industriellen Karcher. Er bringt auch als Ehemann dessen große Niedertracht auf die Bühne. Karchers kranke Ehefrau Frieda, die Kolping unterstützt, wird einfühlsam von Anne Lenz dargestellt, die zudem in weiteren Rollen zu sehen ist.
Ein Höhepunkt sind die Auftritte der Gesellen und Arbeiter, die Klaus Reuter, Markus Müller und German Heuft mit großer Spielfreude und Leichtigkeit verkörpern. Sie übernehmen ebenfalls weitere Rollen. Freuen darf man sich auch auf David Klemmer (als Breuer, Gründer der Gesellenvereine), Moni Loosen (Wirtin und Magd) und Angela Mosen (zweite Ehefrau Karchers) sowie Emma Papen und Mathilda Schaaf als Susannes Kinder.
Erlös für Kolpinghaus
Allen Mitwirkenden ist es wichtig, dass der Erlös der beiden Konzertes einem karitativen Zweck zugutekommt. „Im Kolpinghaus Koblenz haben wir einen Partner gefunden, der sich um die psychische Gesundheit von Jugendlichen kümmert“, berichtet Gerd Schlaf.
„Oftmals finden Jugendliche mit schwerwiegenden psychischen Problemen den Weg ins Kolpinghaus. Um ihnen direkt adäquate Hilfe durch Spezialisten anbieten zu können, wird der Erlös der Konzerte für deren psychotherapeutische Versorgung und pädagogische Intensivbetreuung verwendet, bei der zur Vermeidung von langen Wartezeiten Ärzte und Therapeuten zu 100 Prozent aus Spenden finanziert werden.“