Die Stadt will sich besser vorbereiten auf Extremwetterlagen, und das ist – außer zu Hochwasser – auch auf die politische Ebene übertragbar. „Das Thema betrifft auch Hackerangriffe, denn wir wissen nicht, ob der russische Präsident seine Hacker in Gang setzt“, sagte Oberbürgermeister Dirk Meid vielsagend. Im Detail soll die Installation von Notstromeinspeisungen in den Bürgerhäusern von Kürrenberg, Alzheim und Hausen sowie in der Burghalle vorgenommen werden. Dafür sollten 76.000 Euro in die Hand genommen werden. Diese Örtlichkeiten sollen im Ernstfall als Notunterkünfte einsetzbar sein. Dafür müssten sie Mindeststandards erfüllen: sanitäre Anlagen und, wie es in der Sitzungsvorlage hieß, „bestenfalls auch Duschen“. Zum Maßnahmenpaket zählt die Beschaffung von zwölf Satellitentelefonen (Investitionssumme 17.000 Euro) und entsprechende Verträge (7200 Euro). Während Letzteres vom Stadtrat als nötig erachtet und abgesegnet wurde, gab es gehörigen Diskussionsbedarf beim Thema Notstromversorgung.
Vor einem „Schnellschuss“ warnte CDU-Fraktionschef Christoph Rosenbaum. Es müsste vor der Anschaffung von Notstromaggregaten einiges bedacht werden. Zunächst müsse der Bedarf geklärt werden, für Rosenbaum sei die Anschaffung von „nur einem Stromaggregat“ je Örtlichkeit nicht ausgereift. Ferner müsse die nötige Infrastruktur drum herum gesichert werden. „Was nützt uns Strom, wenn dann die Fernwärme nicht funktioniert?“, fragte Rosenbaum lakonisch und spielte darauf an, dass die Mayener Fernwärmeversorgung derzeit abhängig von der Einspeisung von Erdgas ist. Vieles sei im Konzept der Verwaltung zu kurz gesprungen, ein anderer Plan müsse her. Und: „Für die jetzige kriegerische Auseinandersetzung ist das eh zu spät“, betonte der Christdemokrat. Man soll die Sache dem regulären Haushaltsgeschehen zuführen.
„Was machen wir denn, wenn wir einen Vulkanausbruch haben?“
Ferd Fabers Frage konterte Ekkehard Raab (FDP) so: „Dann brauchen wir weder das eine noch das andere.“
Andreas Faber, der Wehrleiter der Stadt, beleuchtete den fachlichen Hintergrund. Die Aggregate müssten dort eingesetzt werden, wo die Bürger „ordentlich betreut werden könnten, auch in Bezug auf medizinische Versorgung“, sagte er. Dies sei in den Bürgerhäusern und der Bürgerhalle machbar. Die Aggregate würden zentral gelagert, sie müssten monatlich betrieben werden. Die Treibstoffe kämen im Verteidigungsfall von einem Bendorfer Unternehmen. Eventuell kommt eine Mayener Firma ebenfalls zum Zug.
Christoph Rosenbaum erwiderte, dass ein einziges Aggregat für die Burghalle nicht ausreichend sei, falls die Fernwärme ausfalle. „Wir müssen dies nicht morgen unbedingt haben, sondern können es klären“, betonte Rosenbaum mit Blick auf weitere Beratungen. Andreas Faber riet, den Plan jetzt so umzusetzen, um schon frühzeitig die Infrastruktur zu schaffen.
Kritik an der CDU kam von Helmut Sondermann. Auf den „großen, allumfassenden Plan zu warten“, sei, so der SPD-Fraktionschef, „realitätsfern“. Ein Tornado und ein Hochwasser seien unplanbar. Es sei das Gebot der Stunde, den Fachleuten zu vertrauen und zu handeln. Das unterschrieb auch Walter Scharbach . „Es ist dies der erste Ansatz für weitere Maßnahmen. Wir wissen nicht, wann es zu einer Gefahrenlage wie einem Cyberangriff kommt“, gab der AfD-Mann zu bedenken. Dagegen waren Anne Schnütgen und Natascha Lentes (beide Grüne) der Ansicht, das Thema gehöre in die Fachausschüsse. Zumal da, so Schnütgen, auch über einen via Solarenergie nachladbaren Ersatzstrom gesprochen werden könnte. Dirk Meid mahnte zur Eile. „Weil es durchaus eine konkrete Gefahrenlage gibt“, sagte der OB. Und zog eine Parallele zur Ahrflut: „Hätte man beim Hochwasser so reagiert wie in Mayen, wären viele Menschenleben verschont geblieben.“ Ferd Faber (SPD) gab zu bedenken, dass die Installation einer Stromversorgung nicht so einfach zu bewerkstelligen sei. Man habe dies in den 90er-Jahren in den Turnhallen von St. Veit und in der Bachstraße erfahren.
Einstimmig war der Stadtrat schließlich für die Installation von Notstromeinspeisungen (Investition: 34.000 Euro). Dagegen kam es zur Kampfabstimmung, als es um die Beschaffung von vier Netzersatzanlagen ging (42.000 Euro). 15 Ratsmitglieder stimmten dafür, bei einer Enthaltung und 16 Neinstimmen wurde dieses Ansinnen von der Mehrheit abgelehnt.
Thomas Brost