Wohnraum in Andernach
Von-Bodelschwingh-Straße: Dachgeschoss-Ausbau kompliziert
Auch eine Aufstockung des Wohngebäudes in der Von-Bodelschwingh-Straße 8/8a nahm der Ausschuss in den Blick. Wirtschaftlich sinnvoll erscheint auch dieses Projekt nicht.
Rico Rossival

Können im Dachgeschoss zweier Wohnblöcke in der Andernacher Von-Bodelschwingh-Straße mit kleinem Aufwand neue Wohnungen entstehen? Darauf hoffte der Andernacher Planungsausschuss. Doch der Teufel steckt auch an dieser Stelle im Detail.

. Wohnraum ist in Andernach rar, da liegt es nahe, alle Möglichkeiten auszuloten, neue Wohnflächen zu schaffen, ohne gleich ganze Baugebiete erschließen zu müssen. Nachverdichtung lautet das Stichwort. In seiner jüngsten Sitzung nahm der Andernacher Planungsausschuss dafür zwei Gebäude und ein freies Grundstück in der Von-Bodelschwingh-Straße unweit der städtischen Kita Schillerring in den Blick.

Auf Antrag von FWG und SPD war die Stadtverwaltung im Herbst vergangenen Jahres beauftragt worden, prüfen zu lassen, inwieweit sich die Mehrfamilienhäuser mit den Hausnummern 2/2a und 8/8a für eine Aufstockung um ein weiteres Wohngeschoss eignen und ob das an die Von-Bodelschwingh-Straße 2/2a sowie die Kita Schillerring angrenzende Grundstück für einen sozialen Wohnungsbau geeignet ist. Die beiden beauftragten Architekturbüros stellten dem Planungsausschuss nun die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor.

Dachgeschosse sind bisher nicht ausgebaut

Das Büro Rumpf Architekten hatte untersucht, ob sich durch eine Aufstockung in den beiden genannten bestehenden Mehrfamilienhäusern günstiger Wohnraum schaffen lässt. Auf den ersten laienhaften Blick sollte eine Einrichtung zusätzlicher Wohnungen in den beiden Gebäuden ohne großen Aufwand möglich sein: Schließlich verfügen beide Gebäuderiegel über ein bisher noch nicht ausgebautes Dachgeschoss, das sich für Wohnzwecke nutzen ließe – sollte man meinen.

Ganz so einfach lässt sich dies aber nicht bewerkstelligen, machte Architekt Peter Pesau in seinem Vortrag deutlich. Zum einen stoße man bei einem Ausbau des Dachgeschosses auf baurechtliche Probleme, da sich die Gebäudeklasse bei einem Ausbau ändere, was wiederum Auswirkungen auf den Brandschutz und die Beschaffenheit der Rettungswege habe. Außerdem müsse man dann einen Teil der Wohnungen komplett barrierefrei ausbauen.

„Alle drei Varianten können wir aus wirtschaftlichen Gründen nicht empfehlen.“
Architekt Peter Pesau untersuchte den möglichen Ausbau in der Von-Bodelschwingh-Straße.

Auch bautechnisch sei ein Ausbau nicht so einfach zu bewerkstelligen: Da das Dachgeschoss nie für Wohnzwecke gedacht war, müsste man das Dach komplett neu eindecken. Die darunter liegenden neuen Wohnflächen wären dann recht niedrig und beengt, da die dort verlaufenden Schornsteine weitere Flächen wegnehmen. Es stelle sich des Weiteren die Frage, wie sich die neuen Wohnungen an die vorhandenen Wasser- und Gasleitungen anschließen lassen.

Das Architekturbüro nahm schließlich drei potenzielle Ausbauvarianten in den Blick: einen einfachen Ausbau des Dachgeschosses, den Aufbau eines neuen Dachstuhls mit Drempel, um zusätzliche Höhe zu gewinnen, sowie die Schaffung eines Staffelgeschosses. In der Von-Bodelschwingh-Straße 2/2a ließen sich mit einem einfachen Ausbau 175 Quadratmeter zusätzliche Wohnfläche gewinnen, bei Baukosten in Höhe von rund 1 Million Euro. In der zweiten Variante wären es 291 Quadratmeter Wohnfläche für rund 1,3 Millionen Euro. Ein Staffelgeschoss würde 220 Quadratmeter Wohnfläche bei Kosten von 1,2 Millionen Euro bringen.

Ein Ausbau des Dachgeschosses der Von-Bodelschwingh-Straße 2/2a ist laut der Fachleute aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu empfehlen. Jetzt will die Stadt einen Neubau auf dem davor liegenden Grundstück in den Blick nehmen.
Rico Rossival

„Alle drei Varianten können wir aus wirtschaftlichen Gründen nicht empfehlen“, resümierte Peter Pesau. Es gebe zwar bestehende Wohngebäude, bei denen sich eine solche Aufstockung mit einfachen Mitteln bewerkstelligen lasse, die untersuchten Häuser gehörten aber nicht dazu.

Immerhin brachte FWG-Ausschussmitglied Egon Schäfer, der in seiner Funktion als Architekt des Büros Seelbach Schäfer die Machbarkeit eines Neubaus in der Von-Bodelschwingh-Straße untersucht hatte, bessere Nachrichten mit: Er stellte den Entwurf eines Mehrfamilienhauses mit rund 1300 Quadratmetern Wohnfläche aufgeteilt auf 20 Wohnungen mit unterschiedlichen Größen und Zuschnitten vor, die über offene Laubengänge erschlossen werden. Die geschätzten Kosten hierfür liegen bei rund 4,5 Millionen Euro.

Kostenaufstellung soll bis zu Haushaltsberatungen vorliegen

Angesichts der Einschätzungen der Fachleute sprach sich der Ausschuss einstimmig dafür aus, den möglichen Neubau voranzutreiben und die Aufstockung der bestehenden Gebäude zunächst hintenan zu stellen. Verschiedene Varianten für einen Neubau sowie eine belastbare Kostenaufstellung sollen nach Wünschen der Ausschussmitglieder bis zu den Haushaltsberatungen vorliegen.

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