Wenn man mit Jakob Wirnsperger (26), der in diesem Jahr zu den Debütanten bei den Mayener Burgfestspielen zählt, ins Gespräch kommt, merkt man schnell, wie weit man es im Leben schaffen kann, wenn man sich Ziele setzt und akribisch auf diese hinarbeitet. Dies mag etwas grotesk klingen, wenn von jemandem die Rede ist, der nicht einmal 30 Lebensjahre vollendet hat und noch am Anfang seiner Karriere steht, doch Wirnsperger sagt von sich selbst: „Als Kind besuchte ich mit meinen Eltern mal das Musical ‚Elisabeth‘. Ich war total fasziniert – von der Musik, den Schauspielern, der gesamten Kulisse. Selbst einmal dort zu stehen, war eine utopische Fantasie, schier unvorstellbar.“ Der kleine Junge namens Jakob sollte sich täuschen – und aus der Fantasie sollte eines Tages Wirklichkeit werden.
Seine Eltern, zwar kunstinteressiert, jedoch beruflich außerhalb der Schauspiel- und Musicalbranche tätig, gaben ihrem Sohn schon in jungen Jahren die Möglichkeit, seiner Leidenschaft nachzugehen. Wirnsperger beherrschte früh viele Musikinstrumente und erhielt seit seinem neunten Lebensjahr Gesangsunterricht. Dank seines Talents und seines Fleißes schaffte er es bis in die Beletage der Musicallandschaft. Und das, obwohl er aus der österreichischen Provinz in Vorarlberg stammt, wie er selbst mit einem Augenzwinkern anmerkt. Vom Laientheater in Lustenau, seinem Herkunftsort unweit des Bodensees, ging es zunächst nach Wien, wo er studierte, und von dort nach Deutschland – unter anderem in die Musicalhauptstadt Hamburg.
„Für das Familienstück ‚Süßes Gold‘ wurde noch ein junger Mann gesucht. Und Pauline hat da wohl mich ins Gespräch gebracht.“
Jakob Wirnsperger
Er spielte in vielen Musicalklassikern mit: als Brad Majors in der „Rocky Horrow Show“, als Tangosänger Magaldi in „Evita“ oder als Franz Kleinmann bei „Rock of Ages“. Gerade dieses mit vielen bekannten Rocksongs aus den 1980er-Jahren bestückte Musical sei ihm in guter Erinnerung geblieben: „Wir waren damals auf Tournee durch Deutschland und Österreich. Dadurch entstand im gesamten Team ein außergewöhnliches Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Zuletzt war Wirnsperger als Alex im Pur-Musical „Abenteuerland“ in Düsseldorf zu sehen. Eine der Kolleginnen des gebürtigen Österreichers war dort Pauline Schubert, die in dieser Spielzeit ebenfalls ihr Debüt bei den Burgfestspielen gibt.
Die Norddeutsche sei es auch gewesen, die ihn nach Mayen lockte: „Für das Familienstück ‚Süßes Gold‘ wurde noch ein junger Mann gesucht. Und Pauline hat da wohl mich ins Gespräch gebracht“, meint Wirnsperger rückblickend. Nach der offiziellen Anfrage Ende des letzten Jahres und einer Arbeitsprobe mit dem Intendanten Alexander May habe er schließlich seine Zusage gegeben. „Eine gute Entscheidung“, bilanziert er heute.

Sopranistin Pauline Schubert mag Potpourri an Emotionen
Was die Rolle der rebellischen Biene Simina und sie selbst gemeinsam haben, verrät Pauline Schubert schmunzelnd unserem Reporter. Die Sopranistin ist erstmals bei den Burgfestspielen in Mayen dabei, wo bald das Musical „Süßes Gold“ uraufgeführt wird.
Der Darsteller schätzt sich glücklich, dass er mit „Ladies Night“ noch in einem weiteren Stück mitwirken darf und – so sein Urteil – dass zwischen den Handlungen der beiden Kompositionen ein Kontrast liege: „Bei ‚Süßes Gold‘ wird Gesellschaftskritik geübt und den Menschen, die manchmal so sehr an verkrusteten Strukturen zu haften pflegen, der Spiegel vorgehalten. Das Stück soll zum Nachdenken anregen. ‚Ladies Night‘ hat den Fokus dagegen auf Unterhaltung und vielen komischen Momenten.“ Wer sich dieses Lustspiel anschaue, werde definitiv einen spaßigen Abend erleben und viel Grund zum Lachen haben.
Bis zur Premierenvorstellung am 5. Juli steht aber noch einiges an Arbeit an, wie er uns verrät. Noch mehr gelte das für „Süßes Gold“, wo die Aufführungen bereits am 21. Juni beginnen: „Da es sich hierbei um eine Uraufführung handelt und irgendwie für alle alles neu ist, ist das schon eine Herausforderung.“ Wirnsperger wird sich ihr stellen, denn Biss hatte er schon als kleiner Bub, der beim Musical „Elisabeth“ im Publikum saß und es von dort auf die großen Bühnen geschafft hat.