Von unserem Redakteur Michael Fenstermacher
Der Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, selbst Salentiner wie sich die Ehemaligen des Gymnasiums nennen, erinnerte sich in seiner Ansprache an das alte aus einer Pietà und zwei Tafeln bestehende Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen der beiden Weltkriege. Dies habe er nach einiger Zeit kaum noch wahrgenommen, höchstens noch mit einem flüchtigen Blick gewürdigt.
Diese Erfahrung bestätigte Landrat Alexander Saftig, der den Landrat als Schulträger vertrat und einige Jahre vor Hoch das KSG besucht hatte. Zwar sei das Atrium in seiner Zeit noch der Haupteingang zur Schule gewesen, „aber bewusst gesehen haben wir das Denkmal bald nicht mehr.“ Eine gute Idee sei daher die vom früheren Schulleiter und Vorsitzenden der Salentinervereinigung Gerd Schumann angeregte Erneuerung gewesen. Denn das Konzept, das eine ständige Neugestaltung der linken Hälfte der Installation vorsieht, halte die Erinnerung an Krieg und Gewaltherrschaft wache und mahne die heutige Generation: „Hüte dich vor den Menschen mit den einfachen Lösungen“ – ein Satz der am Einweihungstag durch den Wahlsieg Donald Trumps besondere Aktualität gewann.
Zuvor hatte Schulleiterin Birgit Vogel die geladenen Gäste begrüßt und die Entstehungsgeschichte des Mahnmals erläutert (die RZ berichtete). Dies ergänzte ihr Vorgänger Schumann mit einem Blick in die Schulgeschichte. An der Stelle, wo am 27. Dezember 1944 eine Bombe das frühere Stiftsgymnasium traf, seien 1963 die Gedenktafeln mit 200 Namen Gefallener Salentiner eingeweiht worden – unter Abspielen des Lieds vom guten Kameraden. Damals seien viele noch durch den Verlust von Freunden und Angehörigen, direkt betroffen gewesen, heut sei ein anderer Akzent in der Tradition des Erinnerns möglich.
Von der praktischen Arbeit am „Lebendigen Mahnmal“ berichteten die Lehrerinnen Annika Leese und Dr. Sabine Bermel, Künstler Ole Hill und die 2015er-Abiturientin Lara Kreienbaum. Nachdem das KSG mit den ersten Schülerentwürfen bereits einen Preis der Landeszentrale für politische Bildung gewonnen hatte, kam Hill 2014 für die praktische Umsetzung dazu. Schwierig sei es gewesen aus acht starken Entwürfen die zwei geeignetsten Modelle auszuwählen, eine Herausforderung anschließend die wichtigsten Ideen daraus für die Installation zusammenzuführen. Alle Elemente wie die Farbe der Metallplatten aus Kupfer und Edelstahl, der Spalt zwischen ihnen und die Typografie der Schlagworte die von der Denkmal-AG unter Kunstlehrerin Leese fürs erste Jahr angebracht wurde, „lassen einen weiten Deutungsraum offen“, betonte der Koblenzer.
Von den Platten abgesetzt ist die Glastafel mit den aufgetragenen Namen der Kriegsgefallenen und – symbolisch in die Mitte gerückt – der jüdischen Holocaustopfer unter den Salentinern. „Wir haben uns wirklich gefragt, ob wir diese Namen noch brauchen, ob sie noch jemand kennt“, sagte Geschichtslehrerin Bermel. Dass dies der Fall ist habe sich aber nach der Errichtung des Mahnmals erneut bestätigt. Drei Schüler hätten die Namen ihrer Urgroßväter entdeckt, eine Angehörige sei eigens aus Bayern angereist.
Das abschließende Grußwort sprach mit Joseph Pasternak ein Angehöriger der jüdischen Gemeinde Koblenz anstelle von deren stellvertretender Vorsitzenden Ines Weber, die kurzfristig erkrankt war. Den 9. November, 78 Jahre nach der Pogromnacht, bezeichnete er als gut gewählten Tag für die Einweihungsfeier.
Für einen stimmungsvollen Rahmen sorgten die Schüler des KSG mit einer szenischen Lesung aus Erich Kästners „Primaner in Uniform“ einer Kunstaktion der Theater-AG mit Collagen der Kunstgrundkurse der Jahrgangsstufe elf und zwei Liedbeiträgen. Das von Laura Knodt wunderschön gesungene „Mad Man Moon“ war zum Abschluss ein Glanzlicht.