Bei der Diskussion darüber, wie sich die Situation für Radfahrer in Andernach möglichst zeitnah verbessern ließe, herrschte vor den Sommerferien noch dicke Luft im Planungsausschuss (wir berichteten): Die Redner der Fraktionen hatten die Vorlage der Verwaltung zur damaligen Sitzung als wenig informativ und nicht detailliert genug kritisiert. In einem zweiten Aufschlag lieferte das zuständige Tiefbauamt jetzt eine Liste mit konkreten Stellungnahmen zu allen im Radwegekonzept des Kreises für das Andernacher Stadtgebiet vorgeschlagenen Maßnahmen.
Keine Radwege bei Tempo 30
Demnach haben sich, wie bereits in der vorhergehenden Sitzung des Planungsausschusses erläutert, viele der für die unmittelbare Innenstadt genannten Maßnahmen bereits durch die Einführung von Tempo 30 in diesen Bereichen erledigt: Wo Tempo 30 gilt, sind benutzungspflichtige Radwege oder auch Schutzstreifen laut Straßenverkehrsordnung verboten. Radfahrer und die übrigen Verkehrsteilnehmer teilen sich in diesem Fall die Fahrbahn. In Andernach ist das etwa in der Breiten Straße, im Schillerring und in Teilen der Aktienstraße der Fall.
„Der Bereich ist hoch frequentiert. Mit einer Verbesserung könnte man viele Anliegen bedienen. “
Christoph Henrichsen (Grüne) fordert, die Situation für Radfahrer in der Stadionstraße zu verbessern.
In weiteren Fällen lasse sich der Radverkehr nur im Zuge eines kompletten Straßenausbaus neu regeln, der erst dann infrage komme, wenn die Fahrbahnoberfläche sanierungsbedürftig ist. Das gilt etwa für die Koblenzer Straße. Für eine Neuaufteilung der verschiedenen Verkehre in der Koblenzer Straße müsse man zudem zunächst detaillierte Verkehrszahlen erheben. Dabei bewerte man seitens der Verwaltung eine Einrichtung von beidseitigen Schutzstreifen für Radfahrer in dem Bereich zwischen dem Hindenburgwall und der Hans-Julius-Ahlmann-Straße als kritisch: Die verbleibende Fahrbahn wäre dann lediglich zwischen 4,60 und 5,10 Meter breit, was man mit Hinblick auf das hohe Verkehrsaufkommen hinterfragen müsse.
Routen am Rhein nicht ausbaubar
Insbesondere bezüglich der Radverkehrsrouten am Rhein lassen sich wünschenswerte Verbesserungen nicht oder nur mit einem hohen Aufwand verwirklichen, erläutert die Verwaltung: Der Radweg in der Hafenstraße, der überwiegend von Touristen, die Touren entlang des Rheins fahren, genutzt wird, könne nicht verbreitert werden, da sich die benachbarten Bereiche nicht im Eigentum der Stadt, sondern der Stadtwerke befinden. Aufgrund des Schwerlastverkehrs, der den Hafen ansteuert, können die Straßenbreiten dort nicht verringert werden.
Ähnlich sehe es bezüglich des Philosophenwegs zwischen Kernstadt und Namedy aus: Dieser verläuft zwischen der Bahntrasse und dem Hang des Krahnenbergs. Eine Verbreiterung des Radwegs in Richtung Hang wäre mit immensen Kosten verbunden.
Handlungsbedarf in der Stadionstraße
Kurzfristigen Handlungsbedarf sehen Grüne und SPD mit Hinblick auf die Erläuterungen der Verwaltung an zwei Stellen. Die Stadionstraße und damit die Anbindung an das JUZ und die Sportstätten der Kernstadt sei in einem äußerst schlechten Zustand, merkte Christoph Henrichsen (Grüne) an: „Der Bereich ist hoch frequentiert. Mit einer Verbesserung könnte man viele Anliegen bedienen.“ Er beantragte, den finanziellen Aufwand zu ermitteln und zu prüfen, inwieweit die Stadt dafür Fördermittel zu erwarten habe.
Seitens der Verwaltung teilt man die Einschätzung, dass die Situation in der Stadionstraße für Radfahrer nicht optimal ist. Man überplane derzeit die dortige Radverkehrsführung. Ein Ausbau der Straße wäre nur auf der kompletten Länge sinnvoll, dafür müsse man aber zunächst die Eigentumsverhältnisse klären. Die Kosten eines Ausbaus würden sich schätzungsweise auf rund 800.000 Euro belaufen.
Anbindung an den Bahnhof schaffen
Jens Groh (SPD) fügte hinzu, dass es dringend geboten sei, eine Radverbindung über den Kurfürstendamm im Richtung Bahnhof zu schaffen. Radfahrer, die aus dem Kreisverkehr Johannisplatz kommen, nutzen in der Regel die Fußwege am Kurfürstendamm, um zum Bahnhof zu gelangen. Diese seien allerdings recht schmal und auch stark von Fußgängern frequentiert sind: „Das kann keine Dauerlösung sein.“ An dieser Stelle müsse eine verkehrssichere Anbindung an den Bahnhof her.