„Weil das diesjährige Krippenspiel aufgrund der Corona-Hygienebestimmungen ausfällt, möchten wir die Weihnachtsgeschichte auf diese Art und Weise – unter freiem Himmel, entlang des Krippenweges – für die Kinder erleb- und erfahrbar machen“, erklärt Christian Schulte. Durch den winterlichen Wald geht es vorbei an unterschiedlichen Krippen, teils aus fernen Ländern und Kulturen. Manche sind versteckt, andere fügen sich perfekt in einen Baumstumpf oder eine Wurzel ein, andere wiederum sind so klein, dass man fast daran vorbeiläuft.
Das, was alle Krippen gemeinsam haben, ist ihre liebevolle Gestaltung und Einzigartigkeit. Dies ist Initiatorin Agathe Mäurer zu verdanken, die seit 2004 die Krippen das ganze Jahr hindurch hegt und pflegt und ab Mitte Oktober dekoriert und nach und nach entlang des Weges aufstellt. „Krippen sind für mich seit Kindheitstagen ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtszeit, eine lieb gewonnene Tradition“, erzählt Agathe Mäurer. Die ehemalige Ortsvorsteherin von Kell hat einige der Krippen von ihren Reisen mitgebracht, andere auf Floh- oder Weihnachtsmärkten erstanden. Eine der Krippen hat sie vom Nordkap mitgebracht, eine andere vom Jakobsweg.
Ihre Schwägerin Rita helfe ihr ab Mitte Oktober bei der Dekoration der Krippen mit Moos und Zweigen. Ab und zu müsse eine Krippe repariert oder erneuert werden, erläutert Mäurer. Bei der Dekoration lassen sich die Damen einiges einfallen und ihrer Kreativität freien Lauf. So ziert die afrikanische Krippe Pampasgras, das wie eine afrikanische Rundhütte um die Krippe herumdrapiert wird.
Für die Gruppe der Kinder, die sich an diesem Samstag auf den Weg gemacht haben, ist der Krippenweg ein kleines Abenteuer. Sie machen sich auf Entdeckungstour und überbieten sich fast gegenseitig damit, die Krippen, die teils ein wenig versteckt sind, zu finden. Es erinnert fast an eine österliche Eiersuche. Wer den Krippenweg mit Kinderaugen sieht, wird auch die kleinsten Details entdecken. Da ist beispielsweise der Hirte mit dem Esel über der Schulter, der wie ein Dieb davonschleicht.
Die winzig kleine Krippe mit dem klitzekleinen Jesuskind fasziniert die Kinder besonders, und auch die Krippe aus Kristallglasfiguren lässt die Kinderaugen strahlen. Schwierig, sich da zu entscheiden, welche die Lieblingskrippe ist. Am Ende des Krippenweges versammelt sich die kleine Gruppe noch einmal und singt ein Abschlusslied – das Lieblingslied der Krippenspielkinder.
„Die Adventszeit ist in diesem Jahr seltsam ruhig“, meint der 19-jährige Luis, der seit seiner Kindheit an den Krippenspielen im Heiligabendgottesdienst teilgenommen hat. „Das ist für mich eine lieb gewonnene Tradition geworden, und die Proben dafür haben immer großen Spaß gemacht“, sagt Luis. „Immerhin konnten wir heute die Weihnachtsgeschichte in die aktuelle Situation unter Einhaltung der geltenden Hygienemaßnahmen einpassen und den Kindern damit eine kleine Freude machen“, fügt Pfarrer Schulte hinzu. Und wer noch tiefer in die Weihnachtsgeschichte eintauchen möchte, kann demnächst den gemeindeeigenen Podcast auf der Homepage anhören, in den Pfarrer Schulte auch noch eine kleine Überraschung eingebaut hat.
Der Keller Krippenweg ist noch bis zum 6. Januar 2021 erlebbar. Die Initiatorin bittet darum, den Weg unter der Woche zu nutzen und sich an die geltenden Hygienemaßnahmen und den Mindestabstand zu halten.