Unternehmer wurde 87 Jahre alt - Lebenswerk wirkt auf ganze Region
Unternehmer wurde 87 Jahre alt: Heinz Gries prägte das „Wunder von Polch“
Heinz Gries mit Dosen der berühmten Prinzenrollen.
Heinz Israel

Von der kleinen Bäckerei zum europaweit bekannten Großbetrieb Griesson – de Beukelaer: Heinz Gries gehörte zu den Visionären, die dieses Ziel erreicht haben.

Heinz Gries mit Dosen der berühmten Prinzenrollen.
Heinz Israel

Der bodenständige und beliebte Unternehmer mit Wurzeln in Kobern-Gondorf, der sich auch als Förderer von gemeinnützigen Initiativen und Projekten einen Namen gemacht hat, ist an Heiligabend nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.

Die Erinnerung an sein Lebenswerk wird bleiben. Heinz Gries hat durch die Gründung einer Stiftung mit seinem Namen bereits 2005 – vier Jahre vor seinem Ausscheiden aus dem aktiven Unternehmerleben – selbst dafür gesorgt.

„Ich habe im Leben viel Gutes erfahren und möchte davon etwas zurückgeben“: So hat er seine Gründung kommentiert. Mit diesem Zitat wirbt die Stiftung, die heute sein Sohn Peter Gries leitet, in ihrem Internetauftritt für ihre Aktivitäten. Dazu gehört unter anderem die Unterstützung von Kunst und Kultur.

Bilder aus einem erfüllten Unternehmerleben: Heinz Gries vor dem Foto seines Vaters.
Heinz Israel

Von seinen Leistungen als Unternehmer kann sich jeder selbst überzeugen, der in der Stadt Polch unterwegs ist: In der August-Horch-Straße befindet sich die hochmoderne Hauptproduktionsstätte für süßes und salziges Gebäck, die im Laufe der Jahre konsequent ausgebaut wurde. Weitere Standorte von Griesson – de Beukelaer gibt es in Kahla (Thüringen) und Wurzen (Sachsen).

Das ist ein Ergebnis des Zusammenwirkens mit dem Danone-Konzern seit 2004. Das Besondere: Die Franzosen übernahmen seinerzeit nicht die Mehrheit, die blieb bei der Familie Gries. In der Presse, so in der „Welt“, sprach man damals anerkennend vom „Wunder aus Polch“.

„Heinz Gries war eine prägende Unternehmerpersönlichkeit in unserem Familienunternehmen. Wir verlieren mit ihm einen der herausragenden Unternehmer der deutschen Nachkriegsgeschichte“, betont Andreas Land in einer Pressemitteilung von Griesson – de Beukelaer.

Der Gesellschafter, der als erfahrener Danone-Manager bereits 1998 zum Familienunternehmen auf dem Maifeld gewechselt war, sollte zwei Jahre später die Geschäftsführung übernehmen, während Heinz Gries sich auf die Stellvertretung konzentrierte. Dieser Vorgang spricht für sich: Eitelkeiten kannte der Unternehmer nicht, er konnte anders als andere loslassen.

Es hätte auch anders kommen können

Rückblickend scheint der Verlauf der Unternehmensgeschichte konsequent und geradlinig zu sein. Doch streng genommen hätte es auch anders kommen können, was an den ursprünglichen Plänen von Heinz Gries lag. Wollte der gelernte Bankkaufmann doch eigentlich Ingenieur werden.

Doch erfüllte er schließlich den Wunsch seines Vaters und stieg in die elterliche Bäckerei in Kobern-Gondorf ein, die sich vor allem auf die Produktion von Lebkuchen spezialisiert hatte. Zuvor hatte er in mehreren großen Fabriken gearbeitet und sich durch den Besuch der Fachschule für Süßwaren auf seine spätere Aufgabe vorbereitet.

Interesse an Elektrotechnik fördert Drang zur Innovation

Sein starkes Interesse an Elektrotechnik und Maschinenbau blieb jedoch – und damit auch sein Drang zur Innovation. Auch wenn die Geschäfte im elterlichen Betrieb, den er nach dem Tod des Vaters 1967 komplett übernahm, sehr gut liefen, wollte Heinz Gries aus dem Saisongeschäft heraus. Sofort nach der Übernahme begann er mit der Suche nach einem erweiterungsfähigen Standort und wurde in Polch fündig.

Die Tatsache, dass seinerzeit an der A 48 gebaut wurde, erleichterte die Entscheidung, auf dem Maifeld eine neue Produktionslinie aufzubauen und später ganz umzuziehen. 1977 begann Griesson mit der Produktion der bekannten „Soft Cakes“, das Unternehmen wurde zum erfolgreichen Kekshersteller und sorgte damit für Unruhe in der Branche.

Das Werksgebäude in Polch im Jahr 1979.
©P!ELmedia / Griesson – de Beuke

Was Heinz Gries für das weitere Wachstum noch fehlte, war eine große Marke. Die Konsequenz waren Verhandlungen mit der Herstellerin der Prinzenrolle, der Danone-Tochter General-Biscuits, die mit einem Anteil von 40 Prozent des fusionierten Unternehmens übernahm. Das Fundament einer erfolgreichen Zukunft war gelegt.

Das Lebenswerk des Unternehmers wurde auf vielfältige Weise gewürdigt. Heinz Gries war seit 2004 Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2009 ehrte ihn die Branche mit dem Goldenen Zuckerhut, der bedeutendsten Auszeichnung in der deutschen Lebensmittelwirtschaft, für sein Lebenswerk. 2011 wurde er als Familienunternehmer des Jahres ausgezeichnet. Zudem war Heinz Gries Träger der Wirtschaftsmedaille des Landes Rheinland-Pfalz und Ehrenbürger der Stadt Polch.

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