Bürgerinitiative kämpft für Erhalt des Waldes
Umstrittener Tagebau Kottenheim: Pachtvertag wird nicht verlängert
Der Steinbruch im Grenzgebiet zwischen der Stadt Mayen und der Ortsgemeinde Kottenheim.
Elvira Gügel/CDU Kottenheim

Während der Kottenheimer Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung über eine vorzeitige Verlängerung des Pachtvertrags mit der Mayener Firma Scherer (ehemals Mayko) zum Abbau von Bodenschätzen in Kottenheim beriet, hatten sich vor dem Bürgerhaus rund 100 Mitglieder und Unterstützer der neu gegründeten Bürgerinitiative Kottenheim eingefunden.

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Der Steinbruch im Grenzgebiet zwischen der Stadt Mayen und der Ortsgemeinde Kottenheim.
Elvira Gügel/CDU Kottenheim

Die geplante Erweiterung des Tagebaus der Mayener Firma Scherer Natursteinwerke, für die große Teile des Waldes am Südrand von Kottenheim weichen müssten, hatte im Vorfeld die Gemüter der Menschen in Kottenheim erhitzt. Befürchtet wurden neben zusätzlichem Lärm und Staub eine ökologische Katastrophe und der Verlust bestehender Fußwege in Richtung Mayen (wir berichteten). „Unsere Bürgerinitiative ist gegen eine vorzeitige Verlängerung des Pachtvertrags“, betonte Michael Kohlbecher. Der dreifache Familienvater aus Kottenheim vertritt die neu gegründete Interessensvereinigung.

Für den Erhalt des Waldes eintreten

In einem Schreiben hatte sich die Bürgerinitiative am 4. November an den Ortsbürgermeister und die Gemeinderatsmitglieder gewandt. „Wir bitten Sie, als Entscheidungsträger und Vertreter der Kottenheimer Bürger für den Erhalt unseres Waldes einzutreten und einer vorzeitigen Verlängerung des bis 2028 bestehenden Pachtvertrags mit der Möglichkeit zum Abbau der Bodenschätze nicht zuzustimmen, beziehungsweise den dazu bereits bestehenden Gemeinderatsbeschluss nicht aufzuheben.“ Hintergrund ist, dass vielen Bürgern der Erhalt des Kottenheimer Waldes sehr wichtig ist. „Auf unserer Internetseite können Sie die Unterzeichner der Petition ,Für den Erhalt des Kottenheimer Waldes! Für Klimaschutz!' gerne verfolgen.“ Bislang haben insgesamt 736, davon 440 Bürger aus Kottenheim (Stand: 11. November) die Petition unterschrieben. Diese läuft noch mindestens vier Wochen.

Auf die Entscheidung des Gremiums mussten die Zuhörer im öffentlichen Teil nicht lange warten. Applaus brandete auf, als Ortsbürgermeister Thomas Braunstein den in der zuvor nicht öffentlichen Sitzung gefassten Beschluss verkündete: „Der Gemeinderat hat beschlossen, den bestehenden Pachtvertrag mit der Firma Scherer nicht zu verlängern.“ Danach ging Braunstein zu den weiteren Punkten der Tagesordnung über. Zu diesem Zeitpunkt verließen nur wenige Zuhörer das Foyer des Bürgerhauses, vielmehr warteten die übrigen auf eine Aussprache im Rahmen der Einwohnerfragestunde.

Noch einige Fragen offen

Im Namen der Bürgerinitiative dankte Kohlbecher dem Rat für den Beschluss: „Dennoch haben wir noch ein paar Fragen in der Angelegenheit, die wir transparent gemacht haben.“ An den Ortsbürgermeister gewandt fragte Kohlbecher: „Haben Sie sich die Fragen, auf der Internetseite unserer Bürgerinitiative mal angeschaut? Können Sie diese beantworten? Und würden Sie die Petition auch unterschreiben?“ Worauf Braunstein äußerte: „Ich werde eine Nacht drüber schlafen.“

„Wir möchten eine öffentliche Beratung“, fordert Michael Kohlbecher (3. von links). „Der Basaltabbau hat große Auswirkungen auf Mensch, Tier und den Ort selbst. Wir haben ein Recht darauf, an dieser zukunftsträchtigen Entscheidung teilzunehmen“, sagt der Vertreter der Bürgerinitiative.
Elvira Bell

In seinem Statement ging Braunstein auf das in Paragraf 35 der Gemeindeordnung geregelte Nichtöffentlichkeitsprinzip, aber auch darauf ein, dass es nachvollziehbar sei, dass sich die Bürgerschaft für die Sache interessiere. Darüber hinaus stellte der Ortschef fest, dass es noch keinen Rahmenbetriebsplan für das erweiterte Gelände, in dem beispielsweise der Abtransport geregelt sei, gäbe. Zur Problematik der Lärmbelästigung, die Kohlbecher ansprach, erklärten Ortsbürgermeister Braunstein und Verbandsgemeindebürgermeister Alfred Schomisch: „Stellen Sie einen Antrag auf eine Messung! Wir leiten sie zur Überprüfung an das Bergbauamt weiter.“

Viele der Fragen und Befürchtungen, die die Anwesenden zum Teil mit Maske und ohne Mikrofon vortrugen, waren wegen der Örtlichkeit – der Ratssaal liegt quasi im rechten Winkel zum Foyer des Bürgerhauses – größtenteils kaum zu verstehen.

Applaus heimste gegen Ende der zweistündigen Aussprache Michael Groß ein. Der Fraktionsvorsitzende der CDU – seine Partei wollte von vornherein keine Pachtverlängerung – warb für den Dialog und die Teilnahme an Gemeinderatssitzungen. „Kommt auf uns zu! Wir haben die Möglichkeit, in öffentlichen Sitzungen mit euch entsprechend zu sprechen. Also nutzt die Gelegenheit und stellt eure Fragen! Das ist mir wichtig.“

Darüber hinaus betonte Groß aber auch, dass das Grubenfeld ein Bergabbaugebiet bleiben wird, „solange, bis letztendlich die Rohstoffe gefördert sind, denn das Bergbauamt ist verpflichtet, die Rohstoffe zu fördern. Wir können auf diesem Gebiet erst etwas unternehmen, wenn ein Ende der Rohstoffförderung in Sicht ist.“ Heute sei ein Teilziel erreicht worden, man wisse aber nicht, wie der nächste Gemeinderat entscheide, wenn der Pachtvertrag 2028 abgelaufen sei.

Wir konnten einen Teilerfolg erzielen. Unser Ziel, den Kottenheimer Wald zu erhalten, ist damit aber noch lange nicht erreicht.

Michael Kohlbrecher, Vertreter der Bürgerinitiative

Michael Kohlbecher zieht am Tag nach der Gemeinderatssitzung ein Resümee. „Wir konnten einen Teilerfolg erzielen. Unser Ziel, den Kottenheimer Wald zu erhalten, ist damit aber noch lange nicht erreicht. Wir werden uns weiter dafür einsetzten und wünschen uns auch hier die Unterstützung durch die Ortsgemeinde“, sagte er. Ortsbürgermeister Thomas Braunstein habe in der Sitzung zugesagt, der Bürgerinitiative den Lageplan der Erweiterungsfläche zukommen zu lassen.

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