Martin Gasteyer, der Leiter im Büro Landrat MYK, lässt durchblicken, dass sich der Bescheid zur weiteren Aufgabenerfüllung von Transdev/VREM in der Phase der Erstellung befindet. „Auch wenn wir noch nicht auf 100 Prozent sind“, sagt Gasteyer. Aber es gehe aufwärts, ein Ausfall von Bussen sei die Seltenheit. Auch die Zahl der Beschwerden ist drastisch zurückgegangen, auf nur ganz wenige in der Woche, wie Gaby Pauly von der Kreisverwaltung berichtet hat. Unklar ist, was VREM/Transdev bisher an Strafen und Kulanzsummen gezahlt hat.
Gab es Strafzahlungen bei Nicht-Erfüllung?
Zum einen an den Verkehrsverbund Rhein-Mosel, der sich um diese Aufgabe kümmert, andererseits an Eltern und ÖPNV-Nutzer, die in der Anfangsphase der neuen Linienbündel, insbesondere im Dezember vorigen und Januar dieses Jahres, von unzuverlässigen Busfahrten regelrecht überrollt worden waren. Die Zahlung von sogenannten Pönalen, also Strafzahlungen bei Nicht-Erfüllung von Vertragsbestandteilen, ist im Verkehrsvertrag zwischen Unternehmer und Aufgabenträger, also dem Landkreis Mayen-Koblenz, geregelt. Letzterer delegiert dies zum VRM. Von dort hat die RZ trotz Anfrage keine Antwort erhalten. Auch der VREM lässt offen, wie viel Geld er an Eltern und ÖPNV-Nutzer gezahlt hat, um beispielsweise Taxirechnungen zu begleichen.
Die Transdev-Tochter VREM wird noch gut neun Jahre mehr als 70 Buslinien im Kreis Mayen-Koblenz befahren. In der Tat hat sich offenbar die Qualität der Beförderung verbessert. Allerdings gibt es immer wieder berichtenswerte Ausreißer. So hat sich eine Frau im Maifeld kürzlich den Mund fusselig geredet, um von fünf beieinanderstehenden Busfahrern eine Fahrauskunft zu erhalten. Vergeblich – keiner konnte so viel Deutsch, dass er etwas erklären konnte. Die Facebook-Gruppe Buspendler Pellenz/Andernach/Mayen erfreut sich weiter großer Beliebtheit. So ist die Zahl derjenigen, die den Busverkehr in der Region beobachten und sich darüber austauschen, nochmals größer geworden – von 902 vor zwei Wochen auf 918 aktuell.
Haarsträubende Situationen
Worüber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schreiben, lässt mitunter die Haare zu Berge stehen. So ist in der vorigen Woche mehrmals zu lesen gewesen, dass ein Bus im gesperrten, historischen Ortskern von Monreal aufgekreuzt ist – obwohl Einfahrtverbot besteht und eine große Straßenbaustelle auch ein Wenden verkompliziert. Ein Anwohner hat mittlerweile mit der Mayener Polizei gesprochen, die prompt eine Kontrolle an Ort und Stelle vornahm. Der Bus war da allerdings schon durch.
Eine Frau aus Wolken berichtet von zwei Vorfällen auf der Linie Polch–Koblenz. Ihr zufolge habe ein Busfahrer am 9. September nacheinander zwei ältere Frauen, davon eine mit Gehstock, die im Löhr-Center aussteigen wollten, in der Tür eingeklemmt. Die Zeugin sagt: „Er war so sehr mit seinem Gesprächspartner, einem Landsmann, beschäftigt, dass er gar nicht geguckt hat, ob und wann alle ausgestiegen sind.“ Mit einer anderen Frau habe sich dies wenige Tage später wiederholt, die Frau wurde eingequetscht.
Einer voll, der andere leer
Unverständlich, so sagt ein anderer, sei die Tatsache, dass vom Mendiger Schulzentrum ein mit Kindern vollgestopfter Bus losfahre, während ein Linienbus fast zeitgleich auf der gleichen Route leer verkehre. Eine Frau aus Reudelsterz mokiert sich, dass vor wenigen Tagen mehrfach hintereinander der mittägliche Bus von der Berufsbildenden Schule Mayen in die Vordereifel nicht gefahren ist. „Es ist zum Ausflippen, wann passiert endlich was?“ schimpft die Frau öffentlich. Ebenfalls aus der Vordereifel, recht kurios: Eine Frau beobachtet in Nachtsheim, wie der Busfahrer eines Busses am Ortseingang anhält und bewaffnet mit einer Plastiktüte Äpfel von Bäumen sammelt.
Hilft Fahrgastbeirat weiter?
Einen Fahrgastbeirat fordert derweil ein ÖPNV-Experte aus der Region, der nicht genannt werden möchte. Dieser Beirat könne Verbesserungen einleiten. In ihm sollten Eltern, Schüler und weitere ÖPNV-Nutzer vertreten sein und sich regelmäßig mit dem VRM und dem Linienbetreiber austauschen. Auch ein Dialog mit Mitgliedern des Kreistages und dem Landrat sei aus seiner Sicht sinnvoll. Aus der Praxis heraus ließen sich nach Meinung des Experten unsinnige Routen vermeiden, wie diese, dass der Bus auf der ausgezeichneten Linie Plaidt–Andernach nach dem Start erst einmal Haltestellen in Weißenthurm abklappere. Vieles könnte am runden Tisch der Attraktivierung des ÖPNV, aber auch der Fahrgastsicherheit dienen. „Wir reden ja hier von Sicherheit von Fahrgästen, insbesondere auch Kindern.“