Dass die Veranstaltung unter der 2G-plus-Regel wenn auch mit einem anderen Programm und nicht in der gewohnten Besetzung zu einem hochkarätigen musikalischen Erlebnis wurde, ist den beiden Quartettmitgliedern Hendrik Blumenroth (Violoncello) und Andreas Moscho (Moderation) und insbesondere der jungen Pianistin Soyono Eguro zu verdanken. Die aus Tokio stammende Preisträgerin zahlreicher internationaler Klavierwettbewerbe war kurzfristig für die Bratschistin Lara Albesano eingesprungen. Mehr als eine Stunde beglückten Hendrik Blumenroth und Soyono Eguro das Publikum mit ihrem ausgezeichneten Zusammenspiel und atemberaubenden Interpretationen. Andreas Moscho, normalerweise zweiter Geiger des Streicherquartetts, erwies sich als exzellenter Moderator. Doch der Reihe nach.
Es waren berührende Worte, die Heide Prinzessin von Hohenzollern eingangs im gut besetzten Spiegelsaal an das Publikum richtete. Sie sei fassungslos, bekannte die Hausherrin, während sie in glückliche Gesichter blicken konnte. „Wir haben gedacht, alle sagen ab!“ Es gäbe allerdings eine Programmänderung, die wahrscheinlich schon durchgesickert sei. „Die Künstlerin des Delian-Quartetts ist aus Italien nicht herausgekommen. Sie ist wegen starker Allergien noch nicht geimpft.“ Sie sei glücklich, betonte Heide Prinzessin von Hohenzollern, dass das Konzert nicht ausfallen musste, sondern Hendrik Blumenroth mit Soyono Eguro ein Alternativprogramm aus dem Boden gestampft habe.
Im Namen der beiden Künstler hieß auch Andreas Moscho das Publikum willkommen. Der Künstler pflegt ebenso wie alle „Delians“ seit vielen Jahren eine innige Beziehung nicht nur zur Burg, sondern vielmehr auch zu Heide Prinzessin von Hohenzollern. Das Quartett hatte die Idee, die Streichquartette op. 50 Josef Haydns, die der Komponist 1787 dem selbst Cello spielenden Friedrich Wilhelm II. gewidmet hatte, nun den schwäbischen Hohenzollern, in deren Besitz sich Schloss Burg Namedy befindet, zu schenken.
„Sie sind natürlich alle hierher gekommen, weil unser Delian-Quartett, wie wir finden, den wunderbaren Gedanken hatte, Schloss Burg Namedy mit vier jahreszeitlich ausgerichteten Benefizkonzerten während der Pandemie zu unterstützen. Die Einnahmen aus den Konzerten werden in voller Höhe gespendet.“ Er freue sich daher ganz besonders, dass die Zuschauerzahl gewachsen sei, erklärte Moscho. „Sie werden am 19. März, wenn das Frühlingskonzert stattfindet, sicher noch mehr Gäste mitbringen.“ Die geplante Veranstaltung war im Frühjahr der Pandemie zum Opfer gefallen.
Zu Gehör gebracht wurde dann die Sonate Nr. 2 für Klavier und Violoncello g-Moll op. 5 Nr. 2. Die dem König Friedrich Wilhelm II von Preußen gewidmete Komposition entstand im Jahr 1796 in Berlin. „Das heißt, wir bleiben somit bei den Hohenzollern“, informierte Andreas Moscho das Publikum. Die Sonate Nr. 2 ist die erste Cellosonate Beethovens, die ebenso wie das Schwesterwerk das erste seiner Art ist, in dem das Cello eine gleichberechtigte Rolle neben dem Klavier einnimmt. Das Konzert sei ein Beweis, dass es doch noch Weihnachtswunder gibt, erklärte Moscho im weiteren Verlauf des musikalischen Stelldicheins. „Wir erklären Soyono Eguro, weil sie das Benefizkonzert mitträgt, zum ‚Ehrendelian’.“
Mit Blick auf die Sonate Nr. 1 für Klavier und Violoncello e-Moll op. 38 von Brahms (1833–1897), die im Anschluss zu Gehör gebracht wurde, erklärte der Moderator: „Es zählt zu den schönsten Werken, die die Kammermusik zu bieten hat.“ Das Werk umfasste ursprünglich vier Sätze. Deren Entstehung erstreckte sich über einen Zeitraum von etwa drei Jahren. Als junger, mittelloser Komponist hatte der verliebte Brahms mit der Sonate für Violoncello und Klavier an der Nahe eine hörbare Liebeserklärung an die gefeierte Pianistin Clara Schumann geschrieben. Sie war die Frau von Robert Schumann und siebenfache Mutter. Seinen krönenden Ausklang fand das mit viel Beifall bedachte Konzert mit dem musikalischen Juwel „Vocalise“ des Komponisten Sergei Rachmaninov. Elvira Bell