Wieso sollen keine Bäume an der Nette gepflanzt werden? Susanne Weihrauch, die Planerin des Projektes, das das Herzstück im Förderprogramm „Lebendige Zentren“ werden soll, überraschte mit der Mitteilung, ohne Bäume zu planen. Im Zuge der Ausführungs- und Detailplanung sei festgestellt worden, dass im Straßenabschnitt von der St.-Veit-Straße bis zur Eselsbrücke eine Vielzahl an Versorgungsleitungen im Straßenkörper verbaut worden ist. „Es gibt eigentlich in Mayen keine Fläche, in der keine Leitungen eingebracht sind“, sagte die externe Fachplanerin. Vor diesem konkreten Hintergrund müsse man auf die Pflanzung von Bäumen verzichten, damit nicht die Leitungen gefährdet würden. „Der Wegfall der Bäume tut uns extrem weh“, betonte Weihrauch. Eine Baumbepflanzung sei jedoch vollkommen unrealistisch.
Was schlagen die Fachplaner alternativ vor? Andere Städte hätten gute Erfahrungen mit Pergolen gemacht, so die Fachplanerin. Ihr Vorschlag laute, fünf Sitzgruppen zu bauen, die mit Rankgerüsten überspannt werden könnten, sowie drei Pflanzbeete anzulegen. Eine Pergola aus Stahl sei „völlig vandalismusunauffällig“ und im Vergleich zum Baumschnitt „pflegeunaufwendig“. Somit entstehe „ein grünes Band“ an der Nette, heißt es in der Sitzungsvorlage. Der sich im Rat anbahnende Unmut kommentierte die Planerin so: „Die Kritik ist für mich nicht nachvollziehbar, denn die Leitungslagen geben nichts anderes her.“
Was halten die Fraktionen von einem baumlosen Wasserpförtchen? CDU-Fraktionsvize Martin Reis forderte, dass „die ursprüngliche Anzahl an Bäumen“ beizubehalten sei. Auch der neue Fraktionschef der Grünen, Michael Sexauer, monierte, dass Bäume wegfallen sollen. Hans-Georg Schönberg, der FWM-Fraktionschef, sprach von einem „No-Go“. Die FWM steht ohnehin dem Gesamtprojekt kritisch gegenüber.
Christoph Rosenbaum (CDU) bat die Planer eindringlich, trotz eingeschränkten Platzangebotes das Areal mit Bäumen zu bestücken. „Solange ich denken kann, standen an der Nette Bäume“, gab auch der Ur-Mayener Ekkehard Raab (FDP) zu bedenken, der darauf hinwies, dass „die Zeitkeule uns erschlagen“ könnte: Die Frist zum mit hoher Förderung hinterlegten Ausbau endet am 31. Dezember 2026. Planerin Weihrauch gab zur Antwort, dass eine Umplanung durchaus weitere sechs Monate in Anspruch nähme. „Mir wären fünf Bäume lieber als Rankgitter. Der Leitungsplan spricht aber für sich, und eine Alternativlösung ließe sich nur mit langer Vorarbeit und Recherchen umsetzen“, sagte sie. Zudem müssten die Versorger, neben anderen die städtische Abwasserbeseitigung, mitspielen.
OB Dirk Meid (SPD) hatte ein Problem damit, „dass wir erst jetzt damit konfrontiert werden“. Er warb für ein nachhaltiges Konzept und will die Ausschreibung forcieren. Stefan Wagner (SPD) sprach sich für eine pragmatische Lösung aus, man müsse den Sachverständigen vertrauen. Thomas Schroeder (FDP) schließlich schlug vor, dass man diesen einen Punkt in der Beschlussvorlage dergestalt formulieren müsse, dass man zeitnah loslegen könne.
Wie lautet die Kompromissformel? Michael Sexauer beantragte eine Sitzungsunterbrechung, die gewährt wurde. Die zehn Minuten nutzten Fraktionen und Verwaltung, um mit den Planern um eine Lösung zu ringen, durch die eine Bepflanzung mit Bäumen nicht ausgeschlossen wird. Heraus kam eine Kompromissformel mit vier Punkten. Demnach sollen Rankgerüste als Alternativposition im Beschlussvorschlag (und der Planung) auftauchen, die Zahl der neu zu pflanzenden Bäume ebenso beibehalten werden wie die Standorte der alten Bäume. Ferner soll, so Stadtchef Meid, der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung „eine technische Lösung“ für die Kanäle erarbeiten. „Mit diesem Beschluss ergibt sich im Gesamtprojekt eine gewisse Flexibilität“, betonte Meid. Die Fraktion der Freien Wähler wollte dies nicht mittragen, sie stimmte mit sieben Stimmen bei einer Enthaltung dagegen. CDU, SPD, FDP und Grüne votierten für den geänderten Beschlussvorschlag.